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Ungemach glücklich überdauern liess und ihr möglich machte, einen beträchtlichen Grundbesitz zu erwerben. Zur Zeit des auch sie hart treffenden Pönfalls besass die Stadt folgende Dörfer und Rittergüter: Alt-Löbau, Tiefendorf, Oelsa, Gross- und Klein-Schweidnitz, Schönbach, Lawalde, Wendisch-Paulsdorf, Georgewitz, Ebersdorf und Herwigsdorf, an Waldungen aber: den Löbauischen Berg, den Kottmarwald und Jaudaswald.

Alt-Löbau, an der Westseite der Stadt gelegen, gleichsam eine Vorstadt derselben bildend, ist wohl ohne Zweifel gleich beim Beginn der Stadt ihr Eigenthum gewesen, wenn auch einzelne Theile zeitweilig andere Besitzer gehabt haben mögen. Ein solcher war z. B. Heinze Schleife, welcher der Stadt Löbau im J. 1421 12 Mark Zinsen in Alt-Löbau auf Wiederkauf überliess. Im Pönfalle verloren wurde es der Stadt am 19. Octbr. 1549 wiedergegeben. Es zählt jetzt in 110 Häusern 664 Einwohner.

Tiefendorf, seit dem 1. April 1845 mit der Stadtflur vereinigt, bildet Löbau’s östliche Vorstadt. Einen Theil davon (vielleicht das jetzige Stadtvorwerk) kaufte die Stadt bereits im J. 1366 von Heinrich von der Landeskrone. In welcher Zeit das Uebrige erworben wurde, weiss man nicht. Nach dem Verluste im Pönfall kam es am 19. Octbr. 1549 wieder zur Stadt. Seit 1824 wird der daselbst befindliche Eisenbrunnen zu einem heilkräftigen Bade benutzt.

Oelsa, 1/2 Stunde westlich von Löbau und an Alt-Löbau anstossend, ist eine uralte wendische Anlage, wie sich schon aus der Vertheilung der Felder in der Flur erkennen lässt. Die Zeit der Erwerbung von Seiten der Stadt Löbau ist urkundlich nicht nachzuweisen, aber bereits 1438 reichte K. Albrecht der Stadt zu Lehn, was sie „in der Olsen“ besass. Nach dem Pönfalle ward es am 15. Juni 1552 wieder erkauft. Der Ort hat jetzt 62 Häuser und 329 Einwohner, welche neben dem Ackerbaue vorzüglich Obstcultur treiben.

Gross-Schweidnitz. Die älteste Geschichte dieses Rittergutes, worüber bereits oben S. 33-35 gehandelt wurde, ist in grosses Dunkel gehüllt. Vermuthem nach nur antheilig gehörte es dem Domstift zu Budissin, man weiss aber nicht, wie lange, und wie die eine Hälfte (vielleicht noch vor 1374 durch Kauf von Johann Heller) an die Stadt Löbau gelangte. Die andere Hälfte soll der Familie von Schönberg gehört haben und von derselben (nebst Oelsa?) im J. 1478 an die Stadt Löbau verkauft worden sein. Nun kommt aber der um 1509 verstorbene Christoph von Gersdorf auf Baruth u. s. w. auch als Besitzer von „Schwednitz“ vor und es fragt sich nur, ob darunter Gross- oder Klein-Schweidnitz gemeint sei. Wenn nach Wahrscheinlichkeit Gross-Schweidnitz anzunehmen ist, so könnte dieser gersdorf’sche Antheil erst nach 1519 von der Stadt Löbau erworben worden sein. Damals gehörte es noch zur Baruth’schen Erbschaft und die Theilungsurkunde nennt ausdrücklich „das dorff Schwednitz.“ Immerhin ist der Stadtbesitz unzweifelhaft, doch ging Gross-Schweidnitz bei dem Pönfall für die Stadt Löbau auf immer verloren, denn K. Ferdinand I. verkaufte es nebst Oderwitz und Georgewitz am 5. März 1549 an den Rath und Hauptmann zu Budissin Dr. Ulrich von Nostitz für 6000 Thaler. Seine Besitznachfolger verzeichnet der oben erwähnte Artikel. Jetzt hat Gross-Schweidnitz 577 Einwohner in 91 Häusern.

Ueber Klein-Schweidnitz haben wir den oben S. 235 u. 236 mitgetheilten Nachrichten beizufügen, dass es nach dem Pönfall laut Urkunde vom 28. Oct. 1549 nebst dem Zittauischen Stadtdorfe Bertsdorf an den genannten Dr. Ulrich von Nostitz für 3400 Thaler verkauft ward. Der Kaufpreis für Klein-Schweidnitz betrug 400 Thaler. Dass Löbau dieses Rittergut durch Schenkung erworben habe, ist wohl nur eine unerwiesene Vermuthung, und darüber, wann und wie es an die Familie von Schlieben gediehen, fehlen gleichfalls die Nachrichten. Jetzt enthält das Dörfchen 35 Häuser und 218 Einwohner.

Eine Beschreibung des Ritterguts Schönbach findet der Leser bereits oben S. 217-219 mitgetheilt. Schönbach, jetzt zum Gerichtsamte Neusalza geschlagen und zu einem ansehnlichen Dorfe von 271 Häusern mit 1571 Einwohnern erwachsen, soll durch Kauf im J. 1419 an die Stadt Löbau gelangt sein. Zur Zeit fehlt aber noch der urkundliche Beweiss, wenn auch der Stadtbesitz keinem Zweifel unterliegt. Nach dem Pönfalle erwarb es der Hofrichter Nickel von Metzrad auf Herwigsdorf.

Lawalde hat wahrscheinlich schon in erster Anlage aus zwei Rittergütern bestanden, welche jetzt durch die Benennung Ober- und Nieder-Lawalde unterschieden werden. Schon im J. 1306, als der Ort zum Löbauer Gerichtsbezirk geschlagen wurde, heisst er urkundlich Levenwald ambas (die beiden Lawalde). Die Fluren des 1 Stunde von Löbau entfernten Ortes gränzen mit Schönbach, Lauba, Kötscha, Streitfeld, Oelsa und Gross-Schweidnitz. Ueber die Geschichte der beiden Rittergüter fehlt es aus älterer Zeit gänzlich an Nachrichten, namentlich über ihren Erwerb von Seiten der Stadt Löbau, und auf die Frage, ob die Stadt beide Rittergüter oder nur das eine, und welches, in Besitz gehabt habe, fehlt jede Antwort. Nach dem Pönfalle kaufte es Bonaventura von Luttitz, welcher um 1561 Lawalde zur eigenen Parochie erheben wollte. Im 17. Jahrhundert gehörte Nieder-Lawalde der Familie von Rodewitz und Ober-Lawalde den Herren von Nostitz. Namentlich kommen vor im J. 1684 Kaspar Heinrich von Rodewitz und im J. 1698 Kasper Siegmund von Rodewitz, sächsischer Obrist, auf Nieder-Lawalde, Frau Helena Sophie v. Nostitz geb. v. Rechenberger und ihr Sohn Karl Friedrich v. Nostitz auf Ober-Lawalde. Im 18. Jahrhundert war Lawalde Besitzhum der Löbauischen Kaufherren Samuel Benjamin Mühle auf Ober-Lawalde und Karl Michael Mühle auf Nieder-Lawalde. Dem Letzteren folgte sein Sohn August Benjamin Mühle, welcher den von seinem Vater zwischen 1770 und 1780 angelegten sehenswerthen Park bedeutend erweiterte und verschönerte. Im 19. Jahrhundert gehörten beide Rittergüter dem Senator Philipp Ferdinand Adolph Just zu Zittau. Jetziger Besitzer beider Rittergüter seit 1858 ist Herr Friedrich Gustav Haberland. Die hiesige Kirche, seit 1775 bedeutend erweitert und verschönert, war schon im J. 1346, wie noch jetzt, die Tochterkirche der Hauptkirche zu Löbau. Pfarrer ist der jedesmalige Archidiakon zu Löbau. Jetzt zählt Lawalde in 149 Häusern 817 Einwohner, welche Ackerbau und Weberei treiben.

Wendisch-Paulsdorf, ein kleines nach Kittlitz eingepfarrtes Dorf von 38 Häusern und 194 Einwohnern, gehörte vor dem Pönfall gleichfalls zu den Besitzungen der Stadt Löbau, vielleicht seit 1438, denn eine frühere Belehnung kennt man nicht. Laut Originalurkunde d. d. Gorlicz 1438 am S. Martinstage reichte K. Albrecht „der stat zu Lobau dise lehen vnd gutter, die alde lobaw vnd waz sy in der Olsen zu Gorgewicz zu Pawlsdorf vnd ire vorwerke die sye vmb jre stat han.“ Die folgenden Regenten erneuerten diese Belehnung in den J. 1455, 1460 und 1474. Auch dieses Gut ging der Stadt durch den Pönfall für immer verloren. Wer es nachher erwarb, weiss man nicht. Man vergl. oben S. 105 und 106.

Georgewitz, auch Gorbitz und Gorgewitz genannt, liegt bei Unwürde, ist ebenfalls nach Kittlitz eingepfarrt und wird in 35 Häusern von 221 Menschen bewohnt. Es gehörte nach der angeführten Belehnungsurkunde bereits im J. 1438 der Stadt Löbau, musste aber beim Pönfall abgetreten werden und ward von K. Ferdinand lt. Urk. vom 5. März 1549 an Dr. Ulrich von Nostitz verkauft. Seitdem ist Georgewitz immer als Zubehör des Ritterguts Unwürde betrachtet worden.

Ebersdorf, ausser der Stadtflur Löbau von Bischdorf, Herwigsdorf, Ottenhain und Klein-Schweidnitz begränzt, liegt an der Strasse von Löbau nach Zittau. Soviel bekannt gehörte es zu Anfange des 16. Jahrhunderts dem Christoph von Gersdorf auf Baruth und bei der Theilung seiner hinterlassenen Güter ward es im J. 1519 zu Reichenbach geschlagen, welches der fünfte Sohn, der nachherige Amtshauptmann zu Görlitz, Hans von Gersdorf, zu seinem Erbtheil erhielt. Dieser verkaufte Ebersdorf an Hans von Gersdorf auf Herwigsdorf, welcher es aber bereits im J. 1531 Dienstags nach Alexii der Stadt Löbau käuflich überliess. Eingezogen bei dem Pönfall ward es von K. Ferdinand I. am 8. Oct. 1549 an seinen Hofrichter Nickel von Metzrad auf Herwigsdorf verkauft, welcher im J. 1552 starb, worauf Ebersdorf wieder an die von Gersdorf gelangte und endlich im J. 1576 von Melchior und Hans von Gersdorf auf Herwigsdorf und Horka an die Stadt Löbau verkauft wurde. Unter Löbauischer Herrschaft hat sich Ebersdorf namentlich in neuerer Zeit ansehnlich vergrössert und zählt jetzt in 178 Häusern 1105 Einwohner, welche sich von Ackerbau, Weberei und andern Gewerben nähren.

Von Herwigsdorf (Herbigsdorf) kann die Stadt Löbau nur einen Antheil besessen haben, da gleichzeitig mit dem Stadtbesitze auch andere Herren auf Herwigsdorf vorkommen. Leider ist die Geschichte dieses Dorfes nur unvollständig bekannt, als dass sich die Besitzverhältnisse klar unterscheiden liessen. Die zwischen Kemnitz, Berthelsdorf, Strahwalde, Ottenhain, Ebersdorf, Wendisch-Paulsdorf und Bischdorf gelegene Dorfflur, welche nach der Vermessung vom J. 1785 einen Flächenraum von 3063 Ackern 252 ◻Ruthen umfasst, mag schon seit früher Zeit drei verschiedene Rittergüter gehabt haben, wovon Mittel-Herwigsdorf wieder in

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/369&oldid=- (Version vom 17.10.2016)