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Herr Johann Ernst von Gersdorf, von welchem es nach dessen Ableben auf seine Gemahlin überging.

An die Gersdorfsche Familie, welche durch die weibliche Linie mit der von Wattewilschen, mit der Graf Hohenthalschen und zur Lippe in Verwandtschaft gekommen ist, wird der Besucher von Lautitz durch viele Denkmale erinnert. Ein steinernes Monument auf der kleinen Insel im Fluss gilt derselben hochachtbaren Familie.

Zu Anfang dieses Jahrhunderts kam Lautitz an die Familie von Nostitz, welche sich bis zum Jahre 1841 im Besitze dieses Gutes behauptet hat. Dann acquirirte dasselbe der Kammerherr von Erdmannsdorf auf Schönfeld bei Radeberg, welcher es 1843 an Herrn F. W. Schneider, Oberamtmann in Preussen verkaufte. Letzterer überliess es schon 1846 anderweit kaufsweise Herrn von Alten, von welchem es Kaufmann Büttner aus Löbau acquirirte. Dieser besass das Gut bis zum Jahre 1855, wo es derselbe an den durch seine praktisch betriebene Oeconomie berühmt gewordenen Rittergutspachter F. W. Giessner in Kittlitz mittelst Verkaufs abtrat. Leider konnte Herr Giessner nicht lange sich des Glückes erfreuen, Besitzer von Lautitz zu sein. Ein Sturz vom Pferde endete sein thatenreiches Leben am 21. Mai 1857 und die gegenwärtigen Besitzer von Lautitz sind Herrn Giessners Erben.

Die Ansicht von Lautitz bietet ein herrliches Bild. Das schöne massive Herrenhaus mit zweckmässigen Wirthschaftsgebäuden, vortrefflichen Gartenanlagen ist eine Zierde hiesiger Gegend.

Das Gut hinsichtlich seines Complexes ist nicht unbedeutend, hat vortreffliche angelegte Felder gute Wiesen und gut bestandenen Waldboden.

Zu Lautitz gehört das Lehngut Mauschnitz oder Mauschwitz, so wie Alt- und Neu-Cunnewitz.

Der Ort Lautitz, welcher jetzt mit Cunnewitz und Mauschwitz anth. zum Gerichtsamte Löbau gehört, hat 32 bewohnte Gebäude, 40 Familienhaushaltungen und 233 Einwohner; Alt- und Neu-Cunnewitz 22 bewohnte Gebäude mit 110 Bewohnern und Mauschwitz enthält 8 Häuser mit 52 Seelen.

Die Einwohner leben grösstentheils von der Viehzucht, doch giebt es auch verschiedene Handwerker, vorzüglich Weber. Die ganze hiesige Gegend ist eine sehr anmuthige. Denn das hier vorüberfliessende sogenannte Löbauer Wasser wird von romantischen Ufern eingeschlossen.

Lautitz ist mit Grossdehsa, Tauernick, Peschen, Eiserode, Nechan, Breitendorf, Lauche, Carlsbrunn, halb Wohla, Unwürde, Georgewitz, Wendisch-Paulsdorf, Wendisch-Kunnersdorf, halb Rosenhain, Zoblitz, Bollwitz, Oppeln, Klein-Radmeritz, Glossen, Alt- und Neu-Cunnewitz und Haasenberg nach Kittlitz eingepfarrt und alle diese Orte, die grösstentheils besondere Rittersitze bilden, gehörten im 16. Jahrhundert der von Gersdorfschen Familie.

Durch den Einbruch der Pest im Jahre 1566 und durch das Zusammentreffen mehrer anderer grosser Unglücksfälle in hiesiger Gegend kamen die eingepfarrten Orte ausser Kittlitz, Lautitz und Nostitz in fremde Hände.

Die hiesige Gegend ist historisch-merkwürdig geworden durch das Scharmützel vom Jahre 1594. Sonnabends vor Quasimodogeniti gedachten Jahres zogen mit vielen Kriegsleuten Herzog Franz und Herzog Joachim Carl von Braunschweig hier durch.

In Kittlitz, Breitendorf und den umliegenden Ortschaften kam es zwischen Bewohnern und Militair zu Thätlichkeiten, welche in sofern einen ernstlichen Charakter angenommen haben müssen, als in diesem kleinen Treffen auf Seite der Soldaten 23 Todte und 6 kurz darauf verstorbene Blessirte sich befanden. Auf Seiten der Landleute fand durch einen Schuss seinen Tod Junker Franz von Zschetzowitz auf Oppeln.

Kittlitz und die ½ Stündchen von diesem Orte entfernte Scaale, ein der sächsischen Schweiz nahe kommender Punkt und die ganze übrige Gegend bis Lautitz bieten dem Reisenden und den Bewohnern Löbaus herrliche Orte des Beschauens, des Bewunderns und des Vergnügens.

M. G.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/247&oldid=- (Version vom 2.10.2016)