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Die weitere Beschreibung dieser Kirche ist schon in diesem Album zum Rittergute „Luga“ erfolgt und würden wir uns Wiederholungen schuldig machen, wenn wir eine nochmalige ausführliche Beschreibung folgen lassen wollten. Zur nähern Verständigung verweisen wir daher auf das 12. Heft. Nur soviel sei noch erwähnt, dass die Kirche viele milde Stiftungen besitzt, wie z. B. das von Ponikauische, das von Thelersche, das von Luttizsche, das Schodische, das Pötschkische Legat.

Quoos war früher mit Doberschütz, Dreikretzcham, Eitrich, Holscha, Holsch-Dubrau, Kasslau, Krinitz, Lissahora, Loga, Lomska, Luga mit Neuluga, Neudorf, Niesendorf, Ponnewitz, Saritzsch, Uebigau, Weidlitz, Zesche nach Neschwitz eingeschult, jetzt hat Luga und Neuluga mit Quoos zusammen eine Schule.

Neschwitz ist berühmt durch sein herrliches Schloss und den prächtigen Schlossgarten, so dass sehr viel Reisende hieher gekommen sind, um solchen zu sehen und zu bewundern, wodurch dem Orte selbst grosse Vortheile erwachsen sind. Die Verschönerung des Gartens erfolgte vorzüglich während der Besitzzeit Friedrich Ludwigs, Herzogs zu Würtemberg. Derselbe erbaute die noch im Garten befindlichen, 4 geräumigen und massiven Pavillons, die er mit vielen werthvollen Statüen von Sandstein verzierte, auch die erste Orangerie – ohngefähr 100 auserlesenen Stämme in ihn bringen liess.

Ausserhalb des Gartens übrigens wurden Alleen und reizende Fernsichten sowie zwei Thiergärten angelegt, von deren älterem man aber jetzt nur noch das geschmackvolle Jagdhäuschen sieht, welches in der Mitte desselben stand, sowie von dem neuern nichts weiter als die denselben umgebenden Wallgräben und Dämme übrig sind.

Die Katholiken von Quoos halten sich dagegen zu Radibor. Radibor hat 2 Kirchen: die Pfarrkirche und die Kreuzkirche oder Kreuz-Kapelle. Die eigentlich eingepfarrten 11 Ortschaften sind theils Katholiken, theils Protestanten. Alle ohne Unterschied lassen die actus ministeriales als taufen, trauen, begraben nach der kathohlischen Agende in wendischer Sprache verrichten.

Die Collatur von Kirche und Schule hat der jedesmalige Rittergutsbesitzer.

Radibor hat ebenfalls ein sehr schönes Schloss, welches jedoch von dem in Neschwitz noch übertroffen wird.

Ueberhaupt giebt es weiter keine Provinz Sachsens und keinen bequemeren Platz für den, der sein Geld gern in Landgütern verwenden will, als die Oberlausitz. Durch ein früher hier errichtetes Indigonat sollten zwar Fremde und Bürgerliche vom Besitz der Rittergüter ausgeschlossen werden: allein man überzeugte sich bald, dass dadurch der Preis derselben gewaltig fiel und es wurde daher diese Bestimmung wieder aufgehoben.

Das Feudalsystem ist ganz dasselbe wie in den übrigen Landestheilen. Stirbt also der Besitzer eines Mannlehnrittergutes ohne männliche Descendenz und ohne Lehnsvettern, so fällt das Gut dem Landesherrn zu. Sah sich ein Besitzer mehrerer Güter in dem Fall, so hatte der Landesadel früher das Privilegium, durch eine besondere Feierlichkeit eines dieser Güter in ein Allodium zu verwandeln und es auf diese Weise seiner weiblichen Descendenz zuzuwenden.

Diese Ceremonie hiess der Rittersprung und bestand darinnen, dass ein solcher in der völligen alten Rüstung sich vor dem Schloss zu Bautzen auf sein Ross schwingen, einige Mal auf dem Platz herumreiten und so gleichsam beweisen musste, dass er noch Ritter- und Manneskraft zur Zeugung eines Sohnes habe. Vor ungefähr 80 Jahren übte ein Graf Hoymb diesen Rittersprung.

Jetzt geschieht, wie in den andern Kreisen, auf vorheriges Ansuchen die Allodification.

M. G.     




Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/202&oldid=- (Version vom 26.9.2016)