Seite:Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III.djvu/180

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Pottschapplitz.


Pottschapplitz, auch Potschapplitz, liegt 2 Stunden nördlich von Bischofswerda entfernt, an der Bautzen-Dresdner Strasse.

Pottschapplitz gehörte früher unter das Amt Stolpen zur wendischen Pflege. Letzteres ist aus denjenigen Orten von Kurfürst August gebildet worden, welche in der Stolpener, Bischofswerdaer, Budissiner, Löbauer und Liebethaler Pflege bis 1559 dem Meissner Bischof und dessen Vasallen gehört hatten, die aber damals Bischof Johann IX. von Haugwitz, aus dem Hause Putzkau, gegen Mühlberg an den Kurfürsten vertauschte, wozu die Veranlassung folgende war:

Nach dem Tode Bischof Niclas II. von Carlowitz übergab sein Nachfolger, Johann IX. von Haugwitz, dem Geschlechte derer von Carlowitz nur einen geringen Kasten voll Geldes, und da sich Niclas im Testamente nur als Domherr unterschrieben hatte, so glaubten seine Verwandten, es müsse noch ein späteres Testament und weit mehr Nachlass vorhanden sein. Es wurden Vergleichsunterhandlungen mit Johann einzuleiten gesucht. Letzterer ging aber auf keinen Vorschlag ein, deshalb nun eröffnete Hans von Carlowitz auf Zuschendorf bei Pirna, kurfürstlicher Stallmeister, eine Fehde, welche den 14. September 1558 den Bischof zur Flucht nach Prag zwang. Von seinen Unterthanen erhielt Johann IX. keine Hülfe und so wurde zwar durch die Besatzung die Burg Stolpen erhalten, aber die ganze Pflege, sowie die von Wurzen und Mügeln, hart mitgenommen. Der Bischof, an der Erhaltung Stolpens zweifelnd, befahl seinen Räthen es dem Kurfürsten einzuräumen, der es auch den 24. December 1558 durch ein Commando Bürger von Alt-Dresden und Radeberg unter Georg von Carlowitz besetzen liess und es im Jahre darauf dem Bischof gegen Mühlberg abtauschte. Diese Fehde heisst auch der Saukrieg, weil bei Wurzen allein siebenhundert Schweine weggenommen worden waren.

Die gesammte Pflege Stolpen reichte noch etwas weiter, als das frühere Amt, und es wurden dazu selbst die Zinsen und Lehen gerechnet, welche dem Bischof in und um Görlitz zustanden, aber in der Folge zur Oberlausitz geschlagen wurden.

Pottschapplitz, der Name, giebt schon hinlänglich an die Hand, dass es rein wendischen Ursprungs ist. Die Erklärung des Namens „bei der Kapelle“ rührt von Unkundigen her, welche sagen: Pod bedeute so viel wie „bei“ und „koplitz“ die Kapelle. Dass es nicht also ist, zeigt schon die Schreibart des Ortsnamens bei den heutigen Wenden. Der Name entstand ganz anders.

Die so geheissenen Orte, deren wir noch mehrere haben, sind von den Slaven angebaute Stellen, die beim Hereinbrechen des Deutschthums bis auf wenige Ueberreste „pocapi“, sprich Potschapi, verwüstet wurden. Als:
Lausitzer Kreis. 16tes Heft, oder 77stes Heft d. g. Folge.

Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/180&oldid=- (Version vom 19.9.2016)