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Tode wieder erbte. Schon im Jahre 1768 starb auch er und hinterliess als Besitzer seiner Güter einen einzigen Sohn, Gottlob Adolph Ernst von Nostitz, welcher Oppach 15 Jahre unter Vormundschaft und von 1783 ab noch 53 Jahre besass. Verdankt diesem vorzüglichen Manne Oppach zahlreiche Verbesserungen im Kirchen-, Schul- und Gemeinde-Wesen, ist die Verschönerung des Schlosses und seiner Umgebungen grossentheils sein Werk, so müssen diese Vorzüge doch unbedingt in den Hintergrund treten, vor den vielen Verdiensten, die er sich um das Gesammt-Vaterland erwarb. Bereits im Jahre 1785 zum wirklichen Finanz-Rath befördert, ward er 1792 Landesältester des Budissiner Kreises, 1804 Ober-Amtshauptmann, 1806 Ober-Consistorial-Präsident und 1809 Conferenz-Minister. Als solcher hat er die stürmischen Kriegsjahre, die Zerstückelung des Vaterlandes, aber auch sein allmäliges Wiederemporblühen gesehen und war in trüben wie in guten Tagen ein treuer Rathgeber seines Königs und Herrn. Sachsen verdankt ihm die Irren-Anstalt zu Sonnenstein und die Sonderung der Irren und Gemüthskranken; er ist der Stifter des Landwaisenhauses zu Bräunsdorf bei Freiberg, das er 1824 ins Leben rief, nachdem die frühere Anstalt Langendorf, mit an Preussen gekommen. Aber auch der Poesie huldigte er, und die herrlichen Gedichte Arthurs von Nordstern (unter welchem Namen er sie veröffentlichte), sind ein Gemeingut der ganzen deutschen Nation geworden. Er schloss sein langes und thatenreiches Leben auf seinem Stammsitze Oppach, im Jahre 1836 gesegnet von seinen Untergebenen, beweint von den Seinen, betrauert von seinem Könige wie von dem ganzen Vaterlande. Erbe seiner Besitzungen wie seiner Tugenden war sein Sohn, Herr Eduard Gottlob von Nostitz und Jänkendorf, Staatsminister des Innern, Probst des Domstiftes St. Petri zu Bautzen, Senior des Hochstifts Meissen und Kapitular des Stiftes zu Wurzen. Er war bis 1844, wo er Kränklichkeitshalber den Staatsdienst verliess, Mitglied des Ministeriums Lindenau, eines Ministeriums, dessen Andenken Sachsen noch nach Jahrhunderten segnen wird.

Die vielfachen Arbeiten die die hohe Stellung des jetzigen Herrn Besitzers mit sich führten, haben ihn nicht abhalten können, auch an sein Oppach zu denken. Zu den beiden Schulen des Ortes, die von drei tüchtigen Lehrern geleitet werden, hat sich ein Rettungshaus für Knaben gesellt, worin gegenwärtig 23 Zöglinge sich befinden. Den Einwohnern, welche seit 1676 sich mehr und mehr der Leinweberei zugewandt, sind die nach und nach um mehr als dreihundert Acker vermehrten Grundstücke des Rittergutes parzellenweise in Pacht gegeben; der Park, der das schöne in rein gothischem Style erbaute Schloss umgiebt, zählt durch vielfach angebrachte Verschönerungen zu den schönsten des Landes. Die romantisch gelegene Kirche seit 1787 in ihrer gegenwärtigen Grösse und Einrichtung, seit 1834 mit neuen Glocken geziert, erfreut sich in jeder Weise der Aufmerksamkeit des die Collatur innehabenden Herrn Gutsbesitzers — kurz, der Gesammt - Anblick von Oppach zeigt, dass hier Klugheit, Wohlwollen und Milde gewaltet haben und fort und fort gehandhabt werden!

Klassig.     




Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen III. Section. Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser, Leipzig 1854–1861, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Ritterg%C3%BCter_und_Schl%C3%B6sser_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_III.djvu/130&oldid=- (Version vom 17.5.2022)