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nicht verlassen, sie sagte selbst, „dass eine Seele wie die ihrige ein Opfer nicht unvollständig bringe.“

Sie konnte alles, nur nicht unwahr sein und sich verstellen; selbst der Schatten des Verrates hätte ihre Aufrichtigkeit schaudern gemacht. Mit jener Offenheit, die die schönste Seite ihres Charakters bildete, gestand sie ihrem Mann den Zwiespalt ihrer Seele. Der arme Mann war dadurch ebenso in seiner Eigenliebe wie in seinen tiefsten Gefühlen getroffen. Aber Roland wurde durch den Gedanken eines Opfers von ihrer Seite gereizt, und als er zum Bewusstsein kam, dass sie ihm ein grosses brachte, war sein Glück zusammengestürzt; er litt ebenso es zu empfangen, als er es nicht entbehren konnte. Sie war zur Zeit der Revolution in ihre glänzende Reife getreten, ohne die Leidenschaft der Liebe kennen gelernt zu haben, aber mit einer Seele, die dafür geschaffen war.

Roland sah ihren verzweifelten Kampf und erklärte sich bereit, sich zurückzuziehen, falls sie nicht Herr über diese Leidenschaft werden könnte. Aber sie wollte dieses Opfer von seiner Seite nicht annehmen. Sie besass ein Miniaturbild Buzots und schrieb auf das Schutzpapier, das zwischen dem Bilde und dem Karton lag, die nachfolgende biographische Skizze:

„François Nicolas Léonard Buzot war 1760 zu Evreux geboren. Er war 1789 Abgeordneter der konstituierenden Versammlung, Präsident des Kriminalgerichtshofes des Departments de l’Eure, Abgeordneter des Nationalkonventes 1792.

Die Natur hat ihn mit einer liebevollen Seele, einem stolzen Geist und einem edlen Charakter ausgestattet. Seine Empfinsamkeit liess ihn den Frieden und die Annehmlichkeit eines zurückgezogenen, tugendhaften Lebens bevorzugen, Kummer des Herzens fügten noch Melancholie, zu der er hinneigte, hinzu. Die Umstände warfen ihn in die politische Laufbahn, er brachte den Eifer eines leidenschaftlichen