Sagen von der Barbarakirche bei Langensteinbach

Textdaten
<<< >>>
Autor: Unbekannt
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Sagen von der Barbarakirche bei Langensteinbach
Untertitel:
aus: Badisches Sagen-Buch II, S. 378–380
Herausgeber: August Schnezler
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1846
Verlag: Creuzbauer und Kasper
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Karlsruhe
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Commons und Google
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite
[378]
Sagen von der Barbarakirche bei Langensteinbach.[1]

1. Auf einem Hügel bei Langensteinbach liegt im Walde die längst verfallene St. Barbarakirche. Vor etlichen Jahrhunderten begann ein Ritter ihren Bau, mußte aber während desselben auf längere Zeit fort und befahl seiner zurückbleibenden Tochter, den Bau genau nach seinem Willen und Plane fortzuführen. Diese achtete jedoch den Befehl nicht und ließ an der Kirche mehr Fenster anbringen, als ihr Vater gewollt hatte. Darum wurde sie von demselben, nach seiner Rückkehr, in die Kirche verwünscht, wo sie nun seit ihrem Tode bei den dort vergrabenen Schätzen umhergeht, und in der ganzen Gegend die „weiße Frau“ genannt wird.

2. Eine Bauersfrau von Spielberg, welche dem Gottesdienste zu Langensteinbach beigewohnt hatte, sah auf dem Heimwege an der Barbarakirche die weiße Frau; diese sagte zu ihr, sie solle mit ihr gehen, sie könne sie erlösen und dadurch reich werden. Da die Bauersfrau dem Geiste folgte, führte er sie in das Gewölbe unter der Kirche, worin zwei Kisten standen, auf deren einer eine Kröte, auf der andern ein weißer Hund lag. Hier gab ihr das Gespenst eine Gerte in die Hand und hieß sie dieselbe umherschwingen, aber kein Wort, selbst nicht den Namen Jesus, dabei sprechen; es wolle nun fortgehen, jedoch bald zurückkommen und ihr die Schlüssel zu den Kisten bringen. Als die Bauersfrau sich allein [379] befand, fuhr sie befohlenermaßen mit der Gerte im Kreis umher; da wurde der weiße Hund kohlschwarz, worüber entsetzt sie ausrief „Ach Gott!“ Kaum war das Wort aus ihrem Munde, so fiel sie ohnmächtig nieder. Bei ihrem Erwachen fand sie sich oben in der Kirche unter dem Schwiebbogen liegend und vernahm in der Luft ein Aechzen und Wehklagen, darunter die Worte: „Wehe! nun muß ich noch lange leiden!“ Dies Jammern folgte ihr ein paar Stunden lang nach, so daß sie vor Angst nicht wußte, was sie thun sollte, und endlich ganz erschöpft in das Bad in Langensteinbach kam, wo sie sich allmählig wieder erholte.

3. Im Frühling eines Schaltjahres ging ein unerwachsenes Mädchen in die St. Barbarakirche, während ihr Vater nebst einem andern Manne draußen beschäftigt waren. Da sah sie die weiße Frau aus dem Chore kommen. Diese blieb dort stehen und winkte dem Mädchen mit einem Bst! zu sich hin. Ihr Gesicht und ihre Hände waren schneeweiß, ihre Augen und zurückgeschlagenen Haare rabenschwarz; in der Hand, womit sie winkte, hielt sie ein Sträußlein blauer Blumen, an der andern hatte sie eine Menge goldener Ringe; sie trug ein weißes Ueberkleid und darunter ein Gewand von derselben Farbe, grüne Schuhe und an der Seite einen großen Bund Schlüssel. Von Todesschrecken ergriffen, lief das Mädchen aus der Kirche und holte die beiden Männer herein. Diese konnten aber die weiße Frau nicht sehen und als sie fragten, wo dieselbe sey, deutete das Mädchen hin, und sagte: „Dort!“ Da wandte die Frau sich um, ihr Haar hing über den Rücken bis auf den Boden und sie schritt nach dem Chore zurück; das Mädchen aber fiel in Ohnmacht. Als es wieder zu sich kam, war die weiße Frau verschwunden und ließ sich, obwohl die Männer überall nachforschten, nirgends mehr blicken.

4. In und bei der Kirche lassen sich öfters bei Nacht viele Hunde, Katzen und Lichter von verschiedenen Farben, wie auch ein schwarzer Mann sehen; Schellen ertönen zuweilen darin, und im Wald, der zunächst der Kirche liegt, kann das Wild von den Kugeln der Jäger nicht getroffen werden. Schon manche [380] Leute haben, um Geld zu erhalten, die weiße Frau fleißig aufgesucht, jedoch vergebens, und als sie nach den vermutheten Schätzen gruben, rückten dieselben in der Erde fort. Von der Kirche soll sich ein unterirdischer Gang nach Ettlingen ziehen, und von da weiter bis in das ehmalige Kloster Gottesaue.

(Obige vier Sagen S. in Mone’s „Anzeiger etc.“ Jahrg. 1836.)

  1. Wallfahrtsort nebst Mineralbadanstalt 2 Stunden von Durlach.