Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen: Arnsdorf

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Titel: Arnsdorf
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aus: Markgrafenthum Oberlausitz, in: Album der Rittergüter und Schlösser im Königreiche Sachsen. Band 3, Seiten 221–223.
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Erscheinungsdatum: 1859
Verlag: Expedition des Albums Sächsischer Rittergüter und Schlösser
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Arnsdorf
Arnsdorf


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Arnsdorf.


5/6 Stunden von Gaussig, 2 Meilen östlich von Bischofswerda, nahe an der böhmischen Grenze, zwischen den Dörfern Mönchenwalde, Oberneukirche, Thiemen und Golenz.

Arnsdorf ist wohl ursprünglich Arnoldsdorf, Arnoldesdorf genannt worden, und hat seinen Ursprung vielleicht einem Arnold zu verdanken, welcher als Einwanderer sich hier ansiedelte.

Arnsdorf mag früher den Meissner Bischöfen gehört haben: Denn in einem alten bischöflich Meissnischen Lehnregister wird als Zubehör des Rittergutes ein Wald und 6 Teiche, ingleichen 3 Schock und 5 Groschen Zinsen angegeben. Der Bischof hatte hier auch die Obergerichte, dagegen blos die Erbgerichte abgetreten, nachdem eine Verleihung des Gutes an Privatpersonen stattgefunden haben mag.

Als die ersten Besitzer von Arnsdorf werden uns im 15. Jahrhundert die Sommerfeld genannt. Matthias und Wenzel Sommerfeld, Vater und Sohn, Bürger in Budissin, kommen im Jahre 1489 vor.

Nach dieser Familie und bereits 1557 gehörte es denen von Schlieben, welche es im Jahre 1580 an Hanns Wolf von Schönberg verkauften.

[222] In der Folge finden wir den Vater der bekannten, 1675 gebornen Gräfin von Rochlitz, den General-Lieutenant Rudolph von Neitschütz im Besitz, welcher, sowie noch sein Sohn das nahe Gaussig gleichfalls besass. Jm Jahre 1764 gehörte Arnsdorf dem Landeshauptmann der Oberlausitz, Wolf Christian von Schönberg, dann kam es an Herrn Christoph Wilhelm von Salisch und Grossgraben.

Erst im Jahre 1819 acquirirte es Herr Benjamin Friedrich Baumgarten.

Später gelangte es an Sr. Excellenz den Herrn Staatsminister von Zeschau, welcher Sachsens Finanzen auf eine so glänzende Höhe gebracht, dass man nur mit Dankbarkeit auf die Wirksamkeit dieses hoch begabten Mannes unter dem Ministerium Könneritz zurückschauen muss.

Jetzt aber besitzt das Gut Herr Johann Gotthelf Werner, welcher seinem würdigen Vorgänger insofern ein treuer Nachfolger war, als er die Finanzen seines Gutes von Jahr zu Jahr durch eine rationelle Bewirthschaftung zu heben weiss.

Das Herrenhaus von Arnsdorf ist ein schön eingerichtetes Gebäude, woran ganz neue, massiv aufgeführte Wirthschaftsgebäude stossen. Zum Gute gehören schöne Felder und Wiesen und auch nicht unbedeutende Waldungen.

Der Gerichtsbarkeit von Arnsdorf waren bis zur Einführung der neuen Gerichtsorganisation Neu-Arnsdorf, Schlunkwitz und die Postschenke unterworfen.

Früher wurde Arnsdorf mit Neu-Arnsdorf zu den meissnischen Ortschaften gerechnet, welche nach Gaussig gepfarrt waren, jetzt ist Arnsdorf zum Gerichtsamte Bautzen gewiesen.

Der Ort zählt 2 Halbhüfner, 9 Gärtner, 10 Häusler, 1 Erbgericht mit Schänk- und Schlachtgerechtigkeit und 1 Mahlmühle, im Ganzen 48 Wohnungen mit 247 Einwohnern. Neu-Arnsdorf, welches 1 Stunde von Gaussig liegt, zählt 4 Kleingärtner und 16 Häusler.

Arnsdorf ist mit den übrigen frühern Meissnischen Ortschaften Neu-Arnsdorf, Cossern, Dretschen, Gnaschwitz, Günthersdorf, Naundorf, Postschenke, Schlunkwitz, Zockau nach Gaussig gepfarrt, wo Herr Graf Carl von Schall-Riaucour im Kreise seiner blühenden Kinder lebt, dessen Frau Gemahlin geh. Gräfin von Sainsheim leider seit dem Jahre 1845 aus diesem Leben geschieden ist, zum Leid aller Hülfsbedürftigen und Nothleidenden.

Das Merkwürdigste der Kirche zu Gaussig ist das Denkmal des General-Lieutenants Rudolph von Neitschütz, bestehend in einer herrlich gearbeiteten Kriegsarmatur. – Eine Schule hat der Ort nicht – und die Kinder von Arnsdorf, Neu-Arnsdorf, ein Theil von Diehmen, Neu–Diehmen und die Postschenke gehen in die Schule nach Dretschen, in welcher an 100 Kinder unterrichtet werden.

Die ganze Gegend von Arnsdorf, Schlunkwitz u. s. w. ist ungemein schön und reizend. Im Süden beim Orte Schlunkwitz steigt das Steinbergel (die Camenska Hora) empor, welche 765 Fuss über dem Meere liegt.

Oestlich von der Schlunkwitzer Mühle steigt eine steile Höhe mit einer Sorbenschanze empor.

Alle diese sogenannten Meissnischen Ortschaften liegen auch sehr nahe zusammen und bilden ein wahres Panorama, wozu das nahe Gaussig viel beiträgt.

Arnsdorf erinnert dabei mit seiner Anhöhe unweit des herrschaftlichen Hofs so recht an die Bischofszeiten: Denn hier soll eine Kapelle gestanden haben, für welche von vielen Orten Decem geleistet wurde, der nach Eingang der Kapelle an den Gutsherrn von den Pflichtigen entrichtet werden musste.

Die zu Arnsdorf gehörige Postschenke besteht aus einem einzelnen Wirthshause mit einer Halbhüfnerwohnung und liegt an der Strasse von Budissin nach Neukirch, unweit des am Fusse des Dahrener Berg gelegenen Ortes Tautewalde und des Schuldorfes Dretzschen.

Als besonders bemerkenswerth ist noch zu erwähnen, dass in der Kirche zu Gaussig an einer Mauer daselbst eine ritterliche Ehrentafel des obenerwähnten weil. Herrn Christoph Wilhelm von Salisch und Grossgraben auf Arnsdorf und Schlunkwitz hängt.

Diese Tafel enthält den Sahlischen adlichen Stamm von des Vaters Linie, und den Sahlischen adlichen Stamm von der mütterlichen Seite.

Der Kirche zu Gaussig hat die verstorbene Gräfin Henriette von Schall-Riaucour geb. Gräfin von Sainsheim ein gesticktes blaues Altar- und Kanzeltuch mit gelbseidenen Borden und dergleichen Franzen, und [223] Herr Graf Carl von Schall-Riaucour ein mit gutem Golde staffirtes Cruzifix nebst 2 dergleichen Altarleuchtern geschenkt.

Ueberhaupt haben die zur Parochie gehörigen Gerichtsherrschaften sich stets um Kirche und Schule verdient gemacht, weshalb man nur mit Liebe und Achtung von denselben spricht.

Die hiesigen Gerichtsuntergebenen haben nie die früheren Einrichtungen, bezüglich der Erbunterthänigkeit u. s. w. gefühlt, und waren glücklich in dem Bewusstsein, Herrschaften zu besitzen, die mit väterlicher Milde walteten und regierten.