Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gebirge an der Grenze Makedonien - Epeiros - Thessalien
Band VII A,2 (1943–1948) S. 17541756
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Tymphe, Τύμφη, Gebirge an der Grenze von Epeiros gegen Makedonien und Thessalien zwischen [1755] den Quellen des Aoos und Aratthos. Strab. VII 325 ὁ Ἄρατθος ποταμός – ἀρχόμενος ἐκ Τύμφης ὄρους καὶ τῆς Παραυαίας. Steph. Byz. s. Τύμφη, ὄρος Θεσπρωτικόν (ungenau, wenn nicht eine andere T. gemeint ist). Bursian Geogr. I 13f. Nach R. Kiepert FOA XVI (etwas abweichend H. Kiepert ebd. XV) ist damit der Gebirgszug an der Westküste des obersten Aoos gemeint, welcher nach den bisher gangbaren Karten 1500–1650 m hoch ist und Palaeovuni oder Vradeton genannt wird. Die neue griechische Generalstabskarte 1 : 100 000 Blatt Ἰωάννινα 1934 gibt dem ganzen Gebirgszug, der unter 39° 58’ N und 20° 58’ O die bisher unbekannte Höhe von 2466 m erreicht, den Namen Τύμφη Ὄρος.

Nach dem Gebirge T. wird in weiterem Sinne die Landschaft am oberen Peneios Τυμφαία oder Στυμφαία genannt. Nach Arrian. an. I 7, 5 zieht Alexandros auf dem Marsch von Illyrien gegen Theben 335 v. Chr. an Eordaia, Elimiotis καὶ παρὰ τὰ τῆς Στυμφαίας καὶ Παραυαίας ἄκρα entlang. Diod. XX 28, 1 περὶ τὴν καλουμένην Στυμφαίαω (Hs. Στυμφαλίαν). Pyrrhos verlangt als Preis seiner Hilfe für den jungen Alexandros von Makedonien 294 v. Chr. τὴν τε Στυμφαίαν καὶ τὴν Παραυαίαν τῆς Μακεδονίας Plut. Pyrrh. 6. Droysen Hellenismus II 2, 264f. Niese Griech. u. mak. Staaten I 364. II 6. Geyer o. Bd. XIV S. 737. Ptolem. III 12, 40 (13, 43) reiht unter den makedonischen Binnenstädten zwischen den Landschaften Pelasgiotis u. Hestiaiotis Τυμφαίας (Hss. Τυμφαλίας u. Στυμφαλίας, s. C. Müller S. 521) – Γυρτώνη). Diese Stadt ist wohl nur irrtümlich der Gegend von T. zugewiesen, s. Art. Gyrton o. Bd. VII S. 2101f. Ebenso scheint Steph. Byz. s. Τύμφη – Τυμφαία πόλις, Suid. s. Τυμφαΐς πόλις eine Stadt irrig aus dem Landschaftsnamen erschlossen zu haben. Dagegen wurde Aiginion (o. Bd. I S. 969) nach Strab. Αἰγίνιον δὲ Τυμφαίων wenigstens in späterer Zeit dazu gerechnet, s. Stählin Thessalien 122f.

Zum Wechsel der Namensform bemerkte schon Bursian Geogr. v. Griech. II 193, 1, daß der Name Stymphalos in Arkadien, der auch als Bergname vorkommt, mit Τύμφη (Στύμφη)) und Tymphrestos (Aitolien) zusammenhänge; ebenso A. Fick Vorgriech. Ortsnamen 93. Ausführlich handelt über den Namen Stymphalos und die Versuche seiner Deutung Bölte o. Bd. IV A S. 437f. Ich muß daher meine ebd. S. 434 geäußerte Meinung, daß die Form Stymphalia bei Ptolemaios und Livius (s. u.) eine schlechte Lesart sei, dahin berichtigen, daß es sich hier um eine sprachliche Variante handelt.

Der Landschaftsname begegnet uns weiter bei Marsyas frg. 6 Müll. (in Arrian. ed. Dübn.) nach Steph. Byz. s. Αἰθικία – μέσον τῆς Τυμφαίας καὶ Ἀθαμανίας. Die Rinder der Gegend rühmt Kallim. h. III 178 βόες – Στυμφαιίδες (so die meisten Hss.; v. l. Στυμφαλίδες, Τυμφαιίδες nach Schneider I 25); dazu Schol. Τύμφαι χωρίον τ[σ Ἠπείρου. Ebenso bezieht sich auf die Landschaft (nicht den Berg) die Erwähnung des von dort stammenden Gipses, der statt der Walkererde zum Reinigen der Kleider gebraucht wurde, Theophr. lap. frg. 2, 62 ἡ Τυμφαικὴ γῆ ἡ γύψος. Plin. n. h. XXXV 198 Graecia pro Cimolia (creta) [1756] Tymphaico utitur gypso. XXXVI 182 gypsum – e summa tellure (aus der obersten Erdschicht) et Tymphaicum est. Blümner o. Bd. VII S. 2099. Endlich heißt die Landschaft Tymphaeis als ein Teil der IV. Region Makedoniens nach der römischen Ordnung bei Liv. XLIV 30, 7. Niese III 180.

Dem Landschaftsnamen entspricht die Volksbezeichnung. Strab. VII 326 nennt unter den epeirotischen Völkern Αἴθικες; καὶ Τυμφαῖοι καὶ Ὀρέσται. 327 um die Quellen des Peneios streiten sich Τυμφαῖοι und die am Peneios wohnenden Thessaler. 329 frg. 6 um das Gebirge, das sich von Orestis gegen Aitolien zieht, wohnen Ὀρέσται καὶ Τυμφαῖοι usw. Proxen. bei Steph. Byz. s. Χαονία zählt unter den epeirotischen Völkern die Τυμφαῖοι zwischen Thesprotern und Parauaiern auf. Plin. n. h. IV 6 Aetolorum populi Athamanes, Tymphaei, Ephyri, Aenienses, dagegen IV 35 Tymphaei unter den makedonischen gentes. Hesych. s. Τυμφαῖον ἔθνος. s. Διάπυρος• θεὸς παὰ Τυμφαίοις. Unter den Diadochen wird Polyperchon als Angehöriger dieses Volkes bezeichnet, Lykophr. 800ff. ὁ δ’ αἰπὺ – ναίων Τραμπύας ἐδέθλιον – δράκων Τυμφαῖος. Dazu Schol. p. 143 Kinkel Τράμπυια πόλις Ἠπείρου – Πολυσπέρχων ὁ Τυμφαῖος Αἰθίκων βασιλεύς – Τθμφαῖοι δὲ Ἠπειρωτικὸν ἔθνος. Holzinger S. 287. Diod. XVII 57, 2 Polyperchon hatte unter seinem Befehl die Phalanx τῶν ὀνομαζομένων Στυμφαίων. Droysen II 1, 184f. Niese I 234. 307. Über Landschaft und Volk handelt ausführlicher H. Treidler Epirus im Altertum (Lpz. 1917) 71-76; Epirotische Völker im Altertum (Archiv 1. Anthropol. XVII 1919) 107. 115 (Karte).