Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Polis beim Kimmerischen Bosporos
Band VII,1 (1910) S. 759760
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Gargaza πόλις, in der Nachbarschaft der den Kimmerischen Bosporos im Osten einfassenden Halbinsel von Phanagoreia gelegen. Sie wird von Diodor. Sic. XX 23f. erwähnt in dem Bericht über den Bruderkrieg, der nach dem Tode des bosporanischen Fürsten Parysades 310 v. Chr. ausbrach. Über ihre ungefähre Lage ergibt der Verlauf der militärischen Operationen folgendes. Der älteste der drei Brüder, Satyros, rückt am Thatisfluß (bei Diodor = Kuban; vgl. Gerusa und Hypanis) aufwärts im Gebiet des mit dem feindlichen Bruder Eumelos verbündeten Königs der Siraken (so ist mit Karl Müller zweifellos das handschriftliche ,Thraken‘ zu verbessern), Aripharnes, ein und fällt bei der Belagerung der Hauptstadt. Sein General Meniskos zieht darauf das bosporanische Heer nach G. zurück und überführt von hier die Leiche seines Fürsten διὰ τοῦ ποταμοῦ, d. h. zu Schiffe auf dem Kuban abwärts, nach Pantikapaion. Den Oberbefehl über das in G. gebliebene Heer übernimmt der dritte Bruder, Prytanis; er läßt nur eine schwache Besatzung in dem Ort zurück. Diese Gelegenheit benützen Eumelos und Aripharnes, um G. zu bestürmen und zu erobern. Darauf kehrt Prytanis eilig zurück, wird aber geschlagen und von seinem Bruder εἰς τὸν ἰσθμὸν τὸν πλησίον τῆς Μαιώτιδος λίμνης abgeschlossen. Strabon beschreibt [760] denselben Isthmus (C. 494 Ende): der Kuban ποιεῖ νῆσον περίκλυστον usw., es ist die ganze Halbinsel von Phanagoreia westlich des Kubandeltas gemeint. Wir sehen also aus all dem, daß G. am Kuban lag und offenbar die Grenzfestung des die Halbinsel umfassenden bosporanischen Königreichs gegen die am Kuban aufwärts wohnenden, freien Siraken war. G. muß etwas südöstlich von Temrjuk auf dem linken Ufer des Stroms gesucht werden. Die von Boekh und anderen aufgestellte, auch von Karl Müller u..a. gebilligte Gleichsetzung mit Gerusa (s. d.) entbehrt danach jeder Berechtigung.