Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Als Titel einer munizipalen Behörde
Band III,2 (1899) S. 19061907
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2) Censor als Titel einer municipalen Behörde ist ausser den nach römischem Muster organisierten iurati censores, welche der römische Senat im J. 204 für die zwölf latinischen Colonien, quae Q. Fabio et Q. Fulvio consulibus abnuissent milites dare, vorgeschrieben hat (Liv. XXIX 15), dann ständig in einer Anzahl süd- und mittelitalischer Gemeinden nachweisbar, zunächst solcher, welche latinischen Ursprungs waren oder in welche latinische Colonien deduciert worden waren, dann auch einiger foederierter, die frühzeitig ihre Verfassung nach dem Muster der römischen umgebildet hatten, wie denn bezeichnenderweise in fast allen diesen auch senatus die Bezeichnung für den Gemeinderat bildet. Es ist sehr wohl möglich, aber nichts weniger als nötig anzunehmen, dass die auch in anderer Beziehung folgenreiche Behandlung jener zwölf latinischen Städte die Einführung von C. in anderen latinischen und in den foederierten Städten gefördert und beschleunigt hat. Die Inschriften [1907] nennen solche C. für Abellinum CIL X 1131. 1134. 1135. 1137, Aletrium 5807 = I 1166, Beneventum IX 1635 = I 1221, Caere XI 3616. 3617, Cales X 4633. 4662. 4663, Copia 1232 = I 1264, Cora 6509 = I 1153, Fabrateria 5590, Ferentinum 5837–5840 = I 1161, Hispellum Orelli 7031, Septempeda CIL IX 5584?, Setia X 6470, Suessula 3763, Teanum I 1198, Tibur XIV 3685 = I 1120. 3541 = I 1113, Treba XIV 3451, Vibo X 52. 66.

Als lateinische Übersetzung des griechischen Terminus sind anzusehen die 130 C., die nach Cicero in Verr. II 131ff. für die Städte Siciliens, je zwei c. für eine civitas, quinto quoque anno bestellt werden mussten (131 ille est magistratus apud Siculos, qui diligentissime mandatur a populo, propter hanc causam, quod omnes Siculi ex censu quotannis tributa conferunt: in censu habendo potestas omnis aestimationis habendae summaeque faciundae censori permittitur), und die durch die lex Pompeia für die Städte Bithyniens und des Pontus eingeführten c., deren Thätigkeit bei der Zusammensetzung der Bule im Briefwechsel des Plinius mit Kaiser Traian X 112. 114. 115 erwähnt wird. Vielleicht ist dies das Amt, das der Sohn des Dio Cocceianus in Prusa bekleidet hat, und dessen Competenz Dio Chrys. LI 6 so definiert: ὅτῳ γὰρ πόλις ὅλη καί δῆμος ἑκὼν ἐπέτρεψε παιδεύειν αὑτὸν καὶ ὃν ἐπιστάτην εἵλετο τῆς κοινῆς ἀρετῆς καὶ ὅτῳ τὴν μεγίστην ἀρχὴν ἔδωκε τῆς σωφροσύνης καὶ τοῦ καλῶς βιοῦν ἔκαστον, wozu zu vgl. Arnim Leben und Werke des Dio von Prusa 386f. Für die Bestellung der Buleuten im römischen Kleinasien, wie für so manche andere Frage über die Stadtratscollegien dieses Gebiets, liegt noch immer keine Darstellung vor.

Collegialität ist für Caere, Copia, Ferentinum, Tibur, Treba und durch Cicero für die sicilischen Städte peregriner Rechtsstellung (in Verr. II 133) bezeugt, Iteration in Suessula X 3763 [c]ens[ori] iterum und Setia 6470 ob hasce res censorem fecere bis, ... populusque statuam donavit ,Censorino‘. Die Würde eines cens(or) perpet(uus) begegnet uns in Caere. Soweit wir die Sachlage überblicken, geht auch der municipalen Censur in der Regel die Bekleidung der übrigen höchsten Gemeindeämter voraus. Es ist ferner nur ganz billig, dass bei dem allgemeinen Niedergange der alten Magistraturen auch die Censur zu einer blos titularen Auszeichnung herabsank und Insignien und Rang ohne das Amt verliehen wurden: ornamentis censoriis honorati sind aus Vibo bekannt, der eine von beiden ist 22 Jahre alt. Vgl. Henzen Ann. d. Inst. 1858, 5ff. Joh. Neumann De quinquennalibus coloniarum et municipiorum (Leipziger Diss. 1890) 8ff. Marquardt St.-V. 1² 159f.