Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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von Tarsos, Stoiker, Schüler des Diogenes von Babylon
Band I,2 (1894) S. 2515 (IA)–2516 (IA)
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26) Von Tarsos, Stoiker, Schüler und Nachfolger des Diogenes von Babylon in der Schulvorstandschaft zu Athen, Lehrer des Panaitios und des Blossius von Cumae, dem er mehrere Schriften widmete. Plut. Tib. Gr. 8. Ciecro rechnet ihn zu den principes dialecticorum Acad. II 143, Epiktet zu den Hauptautoren, aus denen man zu seiner Zeit stoische Philosophie studierte (diss. II 17, 40. III 2, 13. 21, 7). Auf Panaitios Verhältnis zu ihm scheint sich zu beziehen Ind. Stoic. Herc. col. 60. Der Polemik seines Zeitgenossen Karneades wagte er nicht in mündlichem Redekampf entgegenzutreten, verteidigte sich aber in zahlreichen Schriften. Einwände des Karneades, die er abzuwehren hatte, haben ohne Zweifel auf einzelne seiner Lehren bestimmend eingewirkt. Numenius bei Euseb. praep. ev. XIV 8, 10. Plut. de garrul. 23. Cic. bei Non. p. 65, 11. Er erreichte ein hohes Alter (Plut. de Stoic. rep. 2) und endete schliesslich sein Leben durch Selbstmord. Dies verspottet Karneades, Diog. Laert. IV 64, besser Stob. Floril. 119, 19. Vor seinem Tode hatte er sich alles genossenen Guten mit Dank gegen die Gottheit erinnert und dabei selbst des günstigen Fahrwindes nicht vergessen, der ihn einst von Kilikien nach Athen geführt. Plut. de tranq. 9; Mar. 46. Eine ausreichende Sammlung der Fragmente fehlt noch (A. Waillot, Leodii 1824). Wie bei seinem Lehrer Diogenes lassen sich nur in einzelnen Punkten Abweichungen von der Lehre Chrysipps nachweisen ohne dass sich genau bestimmen liesse, wie tief diese Abweichungen sein System beeinflussten, und inwieweit schon er die Eigentümlichkeiten der mittleren Stoa vorbereitete. Aus dem Gebiet der Dialektik kennen wir seine Definition der Definition (Diog. Laert. VII 60), die ihm eigentümliche Lehre von den Schlüssen mit einer Praemisse (Varro Sat. Men. p. 165 Riese. Sextus adv. log. II 443; hypotyp. II 167), seine an Kleanthes sich anschliessende Behandlung des κυριεύων (Epict. diss. II 19, 2. 9), ferner seine Bekämpfung der Skepsis (Cic. Acad. II 17. 28. 109), in der er auch die Lehre von der συγκατάθεσις verwendete (Plut. Stoic. rep. 47, 12). Die Theologie behandelte er in einer Schrift περὶ θεῶν (Plut. Stoic. rep. 38. Aët. Doxogr. gr. p. 322b Diels); in den zwei Büchern περὶ μαντικῆς (Cic. de div. I 6) hatte er vom Daimonion des Sokrates (ebenda 123), von prophetischen Träumen (ebenda 39 u. II 144), von der Eingeweideschau (ebenda II 35) gehandelt. Die übliche allegorische Mythendeutung Macrob. Sat. I 17, 36. 57. Bezeichnender für seine geschichtliche Stellung sind seine ethischen Lehren, vor allem seine Definition des τέλος (Stob. Ecl. p. 75, 11 W., vgl. p. 83, 10. Plut. de comm. not. 27), deren Bedeutung für das System festzustellen sucht Hirzel Unters. zu Cic. philos. Schriften Bd. II (s. Inhaltsverz.; vgl. Madvig zu Cic. de fin. Excurs. 4 u. 5), und sein Versuch, eine stoische Lehre bei Platon nachzuweisen in der Schrift ὅτι κατὰ Πλάτωνα μόνον τὸ καλὸν ἀγαθὸν (Clem. Strom. [2516] V 14 p. 705 Pott.). Anderes Ethische Cic. de off. III 50. Seneca epist. 87, 38. 92, 5. Philod. περὶ τῶν φιλοσόφων col. VII. Plut. Stoic. rep. 4; sollert. anim. 4. Athen. VIII 346c. V 186c.