Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft
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Gegend nordwestlich von Athen
Band I,1 (1893) S. 1132 (IA)–1134 (IA)
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Akademia. 1) Ἀκαδημία (oder richtiger Ἀκαδήμεια, s. Buttmann ausf. gr. Sprachl. I² 27ff.), hiess ursprünglich Ἑκαδήμεια: so bei Eupolis (Meineke Com. Gr. II 437) und Timon (fr. 7 Wachsm. v. 2) und auch bei Aristophanes Wolk. 1005 (dass hier Ἑκαδήμειαν überliefert war, beweist der Schol. z. d. St.). Der Name wird von einem Heros eponymos Hekademos abgeleitet (Laert. Diog. III 7. Steph. Byz. s. Ἑκαδήμεια. Schol. Demosth. XXIV 114, Bd. IX S. 777 Dind.), von dem der unzuverlässige Scholiast zu Demosth. a. a. O. sogar ein Heroon an dieser Stelle kennt, d. h. wohl fingiert. Dagegen brachte Dikaiarchos (frg. 13, FHG II 239) den Namen mit dem arkadischen König Echemos in Zusammenhang, der sich bei dem Zug der Dioskuren nach Attika beteiligt haben soll, unter Einschiebung der Zwischenform Ἑχεδήμεια (Plut. Thes. 32 und Steph. Byz. a. a. O.; vgl. Schwedler Leipz. Stud. IX 301f.). Diese Benennung trug eine Gegend, die nordwestlich von Athen und zwar sechs Stadien (ungefähr 3500 pr. Fuss) von dem Hauptthor Dipylon entfernt etwas seitwärts von der [1133] grossen durch den äusseren Kerameikos führenden Strasse lag (vgl. Wachsmuth Stadt Athen I 255ff.). Hier befand sich ursprünglich ein Heiligtum der Athene mit einem ausgedehnten Temenos (Athen. XIII 561 d. Apollodor im Schol. Soph. OC 57). Innerhalb desselben standen die heiligen zwölf Ölbäume, μορίαι genannt, von denen einer als unmittelbarer Absenker der von Athene selbst gepflanzten Olive beim Erechtheion auf der Burg (der sog. πάγκυφος) galt und die sämtlich den speciellen Schutz des Zeus Μόριος genossen, weshalb diesem hier auch unter dem Kultnamen Καταιβάτης verehrten Gott neben seinen Schützlingen ein Altar errichtet war. Nach der Beschreibung des sachkundigen Mythographen und Atheners Apollodoros (in Schol. Soph. a. a. O.) hatte in diesem Bezirk auch Prometheus einen alten Kult und Tempel; gleich beim Eingang zu dem genannten Bezirke sah man auf einem altertümlichen Sockel (βάσις ἀρχαία) Prometheus und Hephaistos zusammen abgebildet. Dieser Sockel diente auch als Ausgangspunkt der Fackelwettläufe bei den Lampadodromien (vgl. Wecklein Hermes VII 443f.). Die innerhalb des Bezirkes ausserdem noch erwähnten Altäre der Musen, des Hermes und auch des Herakles (Pausan. I 30, 1. 2) weisen darauf hin, dass eben hier eines der drei grossen Gymnasien der Athener lag.

Bereits zur Tyrannenzeit muss das Akademiegymnasion bestanden haben: damals ist diese umfangreiche öffentliche Anlage offenbar mit bedeutenden Mitteln hergerichtet worden, und so hat sich das Andenken an den kostspieligen Bau unter dem Sprichwort τὸ Ἱππάρχου τειχίον erhalten; vgl. Demon bei Zenob. II 13 Miller = Bodl. 511 zu Gregor. Cypr. p. 374, kürzer bei Suid. u. d. W. Ein anderes Mitglied des Tyrannengeschlechts, Charmos, hatte als Liebhaber des Hippias beim Eingang in das Gymnasion einen berühmten Eros mit Altar geweiht, dessen Epigramm ποικιλομήχαν’ Ἔρως, σοὶ τόνδ’ ἱδρύσατο βωμὸν | Χάρμος ἐπὶ σκιεροῖς τέρμασι γυμνασίου schon Kleidemos (bei Athen. XIII 609 d) kennt. Dann wurde hier das erste berühmte Muster eines öffentlichen Parkes von Kimon angelegt, der in den bis dahin trockenen und heissen Platz Wasser einleitete. Nun gediehen üppige Wiesen und schattige Baumgruppen von Platanen, Weisspappeln und Ulmen, in deren Laubgängen man mit Vorliebe lustwandelte (Plut. Kimon 13. Aristoph. Wolk. 1005ff. Ps.-Dikaiarch. descr. Gr. I 1); namentlich die Platanen erlangten hier eine enorme Stärke (Plin. n. h. XII 5).

Unter diesen Laubgängen hatte Platon ursprünglich seine Vorträge abgehalten (Laert. Diog. III 5), richtete dann aber in einem benachbarten Gartengrundstücke, das ihm gehörte, sein Lehrlocal mit Musenheiligtum und Halle (exedra) ein (Cic. de fin. V 1. 2. Laert. Diog. III 20. IV 19. Plut. de exil. 10). Dieses Gartengrundstück erbte in der Schule fort und wird nun einfach auch als Akademie bezeichnet (s. Wachsmuth Stadt Athen I 270f. 590f.). Die Belagerung der Stadt und des Hafens Athens durch Sulla brachte in dem Unglücksjahr 86 v. Chr. auch der Akademie Zerstörung, ihre prachtvollen Bäume wurden niedergehauen, um zu Belagerungsmaschinen verwandt zu werden (Plut. Sulla 12 [1134] und Appian. Mithrid. 30). Doch muss der Schaden bald wieder gut gemacht worden sein und der platonische Garten blieb durch die Zeiten des sinkenden Altertums hindurch ein einträglicher Besitz der Schule (Damascius bei Photios Bibl. 346a 35); erst im J. 529 wurde er vom Kaiser Iustinian confisciert (s. Wachsmuth I 721).