Oeffentliche Sammlungen für Abgebrannte

Schnelligkeit der sächsischen Eilpost im Jahre 1571 Oeffentliche Sammlungen für Abgebrannte (1893) von Otto Richter
Erschienen in: Dresdner Geschichtsblätter Band 1 (1892 bis 1896)
Elisa von der Recke im Wonnemonat des Jahres 1790
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Oeffentliche Sammlungen für Abgebrannte

anderer Städte wurden in Dresden bisweilen schon im 16. Jahrhundert veranstaltet, wenn das Unglück so groß war, daß der Rath mit der sonst üblichen Spende aus der Stadtkasse nicht genug zu thun glaubte. So schickte der Rath am 31. Juli 1551 der abgebrannten Stadt Mittweida den Ertrag einer Sammlung, zu welcher beigesteuert hatten: 4 ß (d. i. Schock Groschen) der Hof, 31/2ß die Tuchmacher, je 2 ß die Schuster, die Schmiede und die Büchsenschützen, je 1 ß die Armbrustschützen, die Gerber und die Leinweber; 11 ß 17 Gr. waren theils in der Kirche gesammelt, theils vom Rathe gespendet. Diesen 27 ß 47 Gr. (= 83 Gulden 7 Gr.) in baar wurden vom Hofprediger noch 20 Gulden in Schuldbriefen beigelegt, deren Beträge sich die Mittweidaer selbst einmahnen sollten. Ferner hatten bereits vorher die Leinweber 3 ß, die Schneider 2 ß 48 Gr. und die Büttner 2 ß 20 Gr. ihren Handwerksgenossen besonders zugeschickt.

Am 13. Mai 1580 sandte der Rath den Abgebrannten zu Waldenburg 19 Gulden, die in der Kreuz-, Frauen- und Dreikönigskirche gesammelt waren, sowie 3 Gulden aus eignen Mitteln und „ein Knusplein eingemacht und verbundenes Geld“ vom Pfarrer Daniel Greiser.

Auch Schwindler scheinen damals schon den Wohlthätigkeitssinn nach dieser Richtung hin ausgenutzt zu haben. Am 16. April 1565 schreibt der Dresdner Rath nach Freiberg und Meißen und warnt „vor zweien starken Bettlern, die uf eine Stadt drei Meilen jenseit der Sitte (Zittau) gelegen und Bernstadt genannt sein sal, die wäre gar ausgebrannt, haben ein Pergamenbrief mit eim anhangenden Siegel, dorin ein Adler in roth Wachs gedruckt, auch ein Register mit rothem Pergamen uberzogen ihrer Einnahme, doran auch ein Siegel gedruckt, sich vor ihnen wegen Verdachts vorzusehen und die benachbarten zu warnen“. Vielleicht waren aber die Bernstädter Sammler doch echt, nur daß der Dresdner Rath von der Existenz dieser Stadt nichts wußte!

(Rathscopiale A. IX, 18a Bl. 194, 18c Bl. 135, 18f Bl. 155.)
O. R.