Mitteilungen aus den Memoiren des Satan

Textdaten
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Autor: Wilhelm Hauff
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Titel: Mitteilungen aus den Memoiren des Satan
Untertitel:
aus: W. Hauffs Werke. Bd. II: Memoiren des Satan, S. 175–475
Herausgeber: Max Mendheim
Auflage:
Entstehungsdatum: um 1825
Erscheinungsdatum: 1891–1909
Verlag: Bibliographisches Institut
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Erscheinungsort: Leipzig und Wien
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Quelle: Commons
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Mitteilungen


aus den


Memoiren des Satan.

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[177]

Einleitung des Herausgebers.

Schon auf der Universität hat Hauff vermutlich die ersten Skizzen zu seinen „Memoiren des Satan“ entworfen und, wenn auch des künftigen Zweckes noch unbewußt, zum Teil in der uns vorliegenden Form fertig geschrieben; davon zeugen mit fast unumstößlicher Gewißheit die Frische und Lebendigkeit so mancher Szene (ich erinnere nur an die köstliche Schilderung des Kollegienbesuches) sowie die lebhafte Karikatur gewisser Persönlichkeiten und vor allem Hauffs eigene Worte in seinem am 25. November 1825 an Th. Hell (Winkler) gerichteten Briefe. „Ich habe“, sagt er hier, „ehe ich es wagte, jene Memoiren in die Welt gehen zu lassen, lange vorgearbeitet und Stoffe gesammelt, die nicht ohne Interesse sein möchten. Ich habe sie in Form von Novellen und Erzählungen teils schon niedergeschrieben, teils so angelegt, daß sie in kurzem der Vollendung nahe sind.“ Zu jenen Vorarbeiten ist z. B. auch die Novelle „Der Fluch“ zu rechnen, von der Professor Klaiber in Stuttgart noch ein Manuskript in einer früheren Gestalt besitzt. Zusammengestellt und innerlich verbunden hat Hauff diese Entwürfe dann während seines Aufenthaltes im Hügelschen Hause; hier wird er nach eifriger Lektüre von Hoffmanns Schriften auch die Einleitung geschrieben haben, die außer manchem anderen z. B. in der Gestalt des mysteriösen Herrn Hasentreffer an Hoffmanns „Elixire des Teufels“ erinnert.

Im Frühjahr 1825 wandte sich Hauff mit dem ersten Teile der „Memoiren“ an die Franckhsche Buchhandlung in Stuttgart. Obgleich Franckh lieber einen Roman im Geschmack der Claurenschen Muse gehabt hätte, die zur Zeit so beliebt und einträglich war, so nahm er doch die „Memoiren“ an, die nun im Sommer desselben Jahres und zwar ohne Namen des Verfassers, nur mit „****f“ bezeichnet, erschienen. „Es war nicht die Franckhsche Firma“, schreibt Hauff 1826 an seinen Bruder, „oder seine miserabeln Verlagswerke, was mich zu ihm lockte, sondern der Stolz, bei dem kleinsten Krämer zu verlegen und einzig durch mich selbst bekannt zu werden.“

[178] Das Erstlingswerk des unbekannten Verfassers erregte in der That bald Aufsehen in den litterarischen Kreisen und mußte sich ebenso vielen Tadel gefallen lassen, wie ihm Lobsprüche zu teil wurden. Bereits am 2. September 1825 erschien eine recht günstige Kritik im „Morgenblatt“.

„Da der Satan“, heißt es hier, „sehr geläufig schreibt, so gereicht es dem Herausgeber zur Ehre, den Stil des Manuskriptes in seiner Einleitung so täuschend nachgeahmt zu haben, daß man die Hahnenfeder kaum von dem Gänsekiel unterscheiden kann … Persiflage der Modethorheiten, wenigstens einiger, ist der Zweck des Buchs … Sind diese Memoiren des Teufels fragmentarisch und entsprechen sie dem großen Namen schwerlich in seiner ganzen Bedeutung, so sind sie doch, wie sie sind, nett, geschmackvoll, bequem u. s. w. … Der Stil dieser Memoiren ist zu loben. Die leichte, geschwätzige Prosa, meist frivol wie von Clauren, oft sarkastisch wie von Hoffmann, sollte fast eine norddeutsche Feder voraussetzen lassen, wenn nicht so mancher polemische Zug wahrscheinlich machte, daß sie in Schwaben gewachsen.“

Diese Anerkennung versetzte den Dichter in eine nicht weniger freudige und glückliche Stimmung wie den Verleger. Die Worte, mit denen der erstere sich über die Freude des letzteren äußert, geben den deutlichsten Beweis von seiner eigenen. Hauff schreibt nämlich am 3. September: „Franckh ist seit gestern wie ein Narr, und es fehlte wenig, so wäre er mir um den Hals gefallen. Ich werde übrigens seine Rührung für meinen Beutel zu benützen wissen. Ich bin doch sehr glücklich, ein wenig Talent zu besitzen; denn um den Namen und um das Geld, das man dadurch bekommt, ist es doch etwas Schönes.“

Dergleichen Freudentage wurden dem jugendlichen, unbekannten Dichter der Satansmemoiren in dieser Zeit noch manche bereitet. So durch die Kritik Th. Hells (Winkler) im „Wegweiser“ Nr. 81 der „Abendzeitung“ vom 8. Oktober 1825; sie lautete in der Hauptsache:

„… Der gute Gedanke zu diesen Memoiren ist aber auch von einem witzigen Kopfe und gewandten Schriftsteller wenigstens insoweit zweckmäßig durchgeführt worden, als dieser erste vorliegende Teil es bewähren kann. Ein heiterer Humor waltet überall vor, und lebhafte Phantasie findet Stoff zu den auffallendsten Kombinationen. Gebrechen der Zeit, schiefe Ansichten, im Finstern schleichende Verderbnisse sind mit Schärfe gerügt, die Einkleidung aber, in welcher das Ganze gehalten ist, wirft ein heiteres Licht auch auf den bittersten Ernst und macht ihn um so ansprechender. Es ist uns nicht möglich gewesen, zu ergründen, wer hinter der angenommenen Larve stecken möge, aber jedenfalls wird sein Werk nicht ungelesen bleiben, und tritt er zuerst [179] auf die Bahn der Litteratur, so können wir derselben zu einem wackern Mitkämpfer Glück wünschen. … Wir sehen mit Vergnügen der Fortsetzung dieses Werkes entgegen, indem die ganze Anlage desselben verrät, daß, je vertrauter der Verfasser mit seiner Maske geworden sein, desto ungebundener er sich auch über Zeitangelegenheiten mit Freimut und Genialität darin aussprechen wird.“ Welche tiefe innere Rührung diese rückhaltlose Anerkennung im Gemüt unseres Dichters hinterließ, davon gibt der herrliche Dankesbrief Auskunft, den er am 25. November 1825 an Winkler schrieb. Seine herzliche Freude gibt sich besonders in den folgenden Worten des Briefes kund:

„Vielleicht zählt auch Ihr schönes schriftstellerisches Leben eine Stunde, wo Sie schüchtern und befangen auf das Urteil lauschten, das die Gefeierten der Nation über die ersten Kinder Ihrer Muse fällen würden. Trat Ihnen damals auch Einer, dem der Lorbeer die Stirne umkränzte, so freundlich entgegen, um Sie zum Fortschreiten auf der betretenen Bahn aufzumuntern, o! so möge diese schöne Erinnerung Ihnen die Stunde belohnen, die Sie mir durch Ihr gütiges Schreiben bereiteten.“

Eine weitere, sehr ausführliche, aber ziemlich flache Rezension erschien am 20. Dezember 1825 vom „Mitarbeiter“ Nr. 26 im „Litterarischen Konversationsblatte“ Nr. 292. Die wesentlichsten Sätze derselben lauten:

„… In der That begegnen wir in dieser ersten Lieferung seiner (des Satans) Denkwürdigkeiten einem recht menschlichen und umgänglichen Teufel … Man lese S. 181. Wie fein weiß er über die verfänglichsten Dinge zu sprechen! Wir stehen dafür, daß keine Dame von Stande, die ihren Clauren studiert und beherzigt hat, bei dem kurzen Ausfalle stärker erröten wird, als sie es bei den pikantesten Stellen ihres Lieblingsschriftstellers zu thun gewohnt ist, d. h. gar nicht … Um so dankbarer müssen wir die Auskunft dahinnehmen, die uns der Herausgeber über die Umstände gibt, die ihm während eines kurzen Aufenthalts in Mainz zum Besitze der schätzbaren Handschrift verholfen haben … Wir gestehen, daß wir nach der eben belobten geistvollen Erzählung des Herausgebers [der Einleitung] der ersten dieser Mitteilungen [die Studien des Satan auf der Universität] keinen sonderlichen Geschmack haben abgewinnen können. Ein rechtschaffener Teufel, sollten wir meinen, der Theologie, Jura und alles studiert, müßte in seinen Kollegienheften ganz andere Dinge mit sich nach Hause nehmen, als verbrauchte Studentenwitze oder theologische Kurditäten. Zum Glück für den Leser macht er sich zu rechter Zeit noch als Turner und [180] handfester Schläger demagogischer Umtriebe verdächtig. Es ist ergötzlich, diesen Allerwelts-Demagogen und -Umtreiber in die Untersuchung läppischer Studentenverbindungen verwickelt zu sehen. … Indessen wird doch etwas davongetragen, nämlich der Anfang einer Novelle, den wir hinlänglich loben, wenn wir sagen, daß wir schon um seinetwillen dem 2. Bändchen, das uns den Schluß bringen soll, mit Verlangen entgegensehen …“

Sonderbarerweise hatte gerade diese doch nicht überschwenglich lobende Kritik für Hauff eine unangenehme Folge. Im „Bemerker“ Nr. 10, der Beilage des „Gesellschafters“ vom 22. März 1826, erschien nämlich folgender gehässige, wenn auch vielleicht nicht gerade bewußt verleumderische Angriff mit der Aufschrift:

„Wie wird jetzt in Deutschland ein litterarischer Name nicht erworben, sondern fabriziert?“
Stuttgart, Ende 1825.  

„… Der Titel muß auffallend sein; kann man keinen neuen erfinden, so wärmt man einen dergleichen alten auf, mit dem Inhalt mache man es ebenso; – je konfuser, um so tiefsinniger, je hanswurstartiger, um so humoristischer. … Der Autor muß alle Form verachten und aller Formen sich willkürlich bedienen: je ungehobelter, je großartiger. Nebenher zeigt man auch, daß man seine Studien als Klopffechter gemacht habe, greift pikanterweise, mit Stecknadeln, die Heroen der vaterländischen Litteratur an, und fertig ist das Meisterwerk des nagelneuen Genies. … Nun ist man Mitarbeiter mehrerer Zeitschriften, und da schickt man denn nach allen Seiten Ankündigungen, Kritiken, Rekommandationen des eigenen Werks und lobt und preiset und erhebt es ohne alle Verschämtheit. Treten nun zwei solcher Schriftner in Kompagnie und lobhudeln sich gegenseitig, so geht die Sache noch leichter von statten. … Man lese im Leipziger Litterarischen Konversationsblatt Nr. 292, 1825, wie dort der ‚Satan‘ gelobhudelt wird und zwar vom ‚Popanz‘, und wie dagegen der ‚Satan‘ im Litteraturblatt des Morgenblattes Nr. 100 den ‚Popanz‘ lobhudelt.[1]

*—*“  

Auf diese ungerechte Beschuldigung niedriger Anschmeichelei erwidert nun Hauff seinerseits bitter aufgebracht in Nr. 15 desselben Blattes am 26. April 1826 dem frechen Verleumder folgendes:

[181]

„Antwort auf die Frage: Wie wird jetzt in Deutschland etc.“
Stuttgart, den 3. April 1826.  

„Wie man in jetziger Zeit die Kritik treibt, möchte beinah noch wunderbarer scheinen als die Kunst, sich einen litterarischen Namen zu fabrizieren. Man erfindet irgend eine derbe Unwahrheit, je lächerlicher, desto besser, schiebt sie als Thatsache einem, dem man schaden möchte, unter und läßt sie in öffentlichen Blättern drucken – natürlich ohne Unterschrift des Namens. – In diese Kategorie gehört die Nachricht: ‚Wie wird jetzt in Deutschland etc.‘, von Stuttgart datiert, mit *—* unterzeichnet, in der Beilage Nr. 10 zum Blatte 46 des ‚Gesellschafters‘. Der Unterzeichnete glaubt als Herausgeber der ‚Memoiren des Satan‘ einen Teil dieser Epistel auf sich ziehen zu müssen und gibt auf diesem Wege den Lesern des ‚Gesellschafters‘ die Nachricht, daß sie einer Unwahrheit ihr Ohr geschenkt haben. Die Rezension in Nr. 100 des Litteratur-Blattes, auf welche sich Herr *—* bezieht, ist weder von mir verfaßt, noch eingesandt worden. Ich überlasse es diesem Blatte wie auch dem Litterarischen Konversationsblatte, sich über diese neue Erfindung näher auszusprechen, und erkläre hiermit, daß ich es, bevor mir ‚Herr *—* in Stuttgart‘ zu Gesicht kam, nie mit einem Popanz zu thun hatte. Ist er übrigens ein Mann von Ehre, so wird er in diesem Blatte seinen Namen nennen und nachweisen, wie und wodurch er zu dieser Unwahrheit veranlaßt worden sei.

Dr. Wilhelm Hauff.“  

Nach diesem unliebsamen Begegnisse hatte unser Dichter die Freude, am 29. April 1826 nochmals eine überaus lobende Kritik seiner „Memoiren des Satan“ in Nr. 100 des „Litterarischen Konversationsblattes“ zu lesen und dadurch das ihm angethane Unrecht um so schneller zu vergessen.

„Auch der ungenannte Verfasser der vorliegenden Memoiren“, schreibt der Mitarbeiter Nr. 74, „tritt in diese [E. T. A. Hoffmanns] Fußstapfen und zwar mit einem sehr glücklichen Talent ausgerüstet. Er und sein Satan geben Proben reger Einbildungskraft; von einer leichten Darstellungsgabe, von vielem Geschick in Auffassung und Herausstellung alles Nichtigen und Eiteln im geselligen Leben; endlich von einem fließenden und natürlichen Stil, den wir ihm und dem Argen um so höher anrechnen, je mehr der letztere es seit Dezennien darauf angelegt zu haben scheint, die Federn der schreibenden Legionen Deutschlands irre zu führen. Die Erzählung der Hasentrefferschen Narrheit halten wir, den allzu Hoffmannschen Ausgang, der grausig [182] ist, ohne poetische Tiefe, abgerechnet, nach Form und Inhalt für durchaus gelungen; das Lächerlich-Schaurige, das in gewissen Gattungen des Wahnsinns liegt, hätte nicht besser geschildert werden können; die Szenen aus dem Burschenleben sind aus dem Leben gegriffen und ganz ergötzlich; zumal herrscht in der Beschreibung der Dr. Schnatterschen Vorlesung … echte, komische Kraft, und Satans Rache ist des Schalks würdig, aber die Gardinenpredigt, die folgt, streift ans Gemeine und hätte dem Leser erlassen werden mögen … Nur der ewige Jude entspricht der Idee dieses tiefen Mythus keineswegs; … die eingeschobene Novelle zeugt wieder von dem entschiedenen Talent des Herrn ****f fürs Schauerliche und des Baron von Garnmacher Erzählung von origineller Erfindungsgabe im Komischen.

„Nachdem wir das schöne Talent des Verfassers mit Freuden anerkannt, verhehlen wir auch den Zweifel nicht, ob er dem Gegenstande, den er gewählt, ganz gewachsen war.“ – Es folgt eine Darlegung dessen, wie der Satan selbst hätte wirkungsvoller dargestellt werden können, und eine Beurteilung des Angriffs auf den Goetheschen Mephisto.

Von den zu Lebzeiten Hauffs veröffentlichten Auslassungen über den ersten Teil der Satansmemoiren seien noch einige Sätze aus einer „Vorlesung in der litterarischen Mittwochsgesellschaft in Berlin“ erwähnt, die sich im „Gesellschafter“ Nr. 79 u. 80 vom 19. Mai 1826 abgedruckt findet. Voran geht zunächst eine Erörterung über die Möglichkeit, ob der Satan, als Lügner, überhaupt Memoiren, d. h. Denkwürdigkeiten über wirklich Geschehenes, schreiben könne und anderes mehr. Dann fährt der Vortragende fort:

„… Indessen wurde ich durch den leichten, gefälligen, oft sehr witzigen Stil unseres einleitenden Vermittlers meinem Bedenken über seine Geistesverfassung enthoben … War ich nun in der Einleitung durch alte Bekannte aus Hoffmanns Büchern beständig geneckt worden, so ging es mir in den Studien des Satans nicht besser. Lauter alte Bekannte! … Das Zusammentreffen im Tiergarten mit dem ewigen Juden und Hoffmann läßt alles erwarten, was man nur in den Satansmemoiren lesen möchte, aber man bekommt nichts … Was für eine Menge von Satanen müßte es geben, wenn alle Satane wären, die sich darstellen wie dieser! Vergleichen wir noch, was unser Satan über die Veranlassung seiner Memoiren sagt, so ist das unsatanische Bild vollendet, das uns der Herr Herausgeber als den echten Satan aufdrängen will …

A–r.“

Dieser erste Teil der Satansmemoiren war das einzige Werk, von dem Hauff noch eine zweite Auflage erlebte, die mit einigen wenigen [183] Änderungen 1827 erschien und zwar jetzt, wie der bereits veröffentlichte zweite Teil, unter dem Namen des Dichters. Während noch der erste Teil und die inzwischen erschienenen Werke Hauffs die Rezensenten beschäftigten, arbeitete er bereits am zweiten Teile, so daß dieser noch während des Dichters Abwesenheit im Herbst 1826 erscheinen konnte. Von einem dritten Teile, den er noch zu schreiben gedachte, kam nichts mehr zur Ausführung; nur der Plan dazu fand sich unter seinen hinterlassenen Papieren. Der Gedanke wurde jedoch von anderer Seite zur Ausführung gebracht. Ferdinand Johannes Wit, genannt von Dörring (1800–1863), der 1819 als Burschenschafter verfolgte und nach England geflüchtete politische Abenteurer, gab 1829 einen dritten Teil zu den „Memoiren des Satan“ heraus, dessen Inhalt „Der Teufel in München und der gefallene Engel“ und „Phantasie und Erzählung, begründet im Leben der neusten Zeit“ bildete. Endlich erschien 1839 noch ein viertes Bändchen unter dem Titel: „Streifereien des Satans auf der Erde“. Aus dem Diabolischen übersetzt von H. v. Canitz.

Trotzdem man dem Erscheinen des zweiten Teiles früher mit Spannung entgegengesehen hatte, beschäftigte er doch die Kritiker bei weitem weniger als der erste. Von den Besprechungen darüber seien nur drei erwähnt. Die erste, von Th. Hell geschriebene, erschien am 14. März 1827 in Nr. 21 des „Wegweisers“ der „Abendzeitung“.

„… Fast möchten wir sagen“, schreibt Hell, „der zweite Teil sei noch etwas satanischer als der erste, und dies ist bei dem Malzeichen auf dem Titel eben nicht das Unerfreulichste … Fortsetzung und Beschluß des ‚Fluchs‘, einer Novelle, bewähren des Verfassers ausgezeichnetes Talent für diese Art von Dichtung aufs unwiderleglichste. Die Führung der Intrige selbst ist sehr spannend, und die Schilderung der Charaktere ungemein lobenswert … Rein humoristisch ist: ‚Mein Besuch in Frankfurt‘. Der stille Herr oder Seufzer aus Dessau und das Gräfchen Reps bilden den meisterhaft geschnitzten Rahmen zu dem Gemälde, in welchem sich das Frankfurter Judenpärchen männlichen und weiblichen Geschlechts, Papa und Tochter, abspiegelt. Alles ist bis auf die kleinsten Züge aus der Natur gegriffen … Möge Hauff doch fortfahren, uns diese Memoiren des Satans ferner mitzuteilen, er wird gewiß auf den Dank aller Lichtfreunde rechnen können.“

In Nr. 119 der „Blätter für Litterarische Unterhaltung“ vom 22. Mai 1827 findet der zweite Teil der Satansmemoiren eine Besprechung, deren Hauptsätze folgendermaßen lauten: „Der Witz ist ebenso reich als beißend, und es nimmt uns gar kein Wunder, wenn der Verfasser, [184] wie verlautet, manche Anfechtungen wegen dieses zweiten Teils zu bestehen gehabt, nachdem er selbst so Manches angefochten … Doch möchten wir dem jungen, talentvollen Autor raten, seine Kraft, Persönlichkeiten lebendig in den possierlichsten Attitüden und in komischen Lichte hinzustellen, bald zu größern Werken zu verwenden, wo es mehr gilt, ihr Leben poetisch zu regenerieren, als ein satirisches Spiegelbild ihrer Erscheinung herzustellen.

Die Memoiren des Satans sind und sollen nichts Ganzes sein, sie wachsen mit der Zeit, da der Satan in ihr und mit ihr thätig ist … Die Memoiren verlangen daher auch nicht als ein Kunstwerk beurteilt, sondern nur in ihren einzelnen Teilen betrachtet zu werden.

… Die Novelle ‚Der Fluch‘ möchten wir nicht zu den vorzüglichern des Autors rechnen. Ihr geht die eigentliche Verschmelzung der Idee oder der behandelten Elemente mit der künstlerischen Auffassung ab.

… Am glänzendsten zeigt sich des Verfassers satirisches Talent in dem ‚Besuch in Frankfurt‘. Er hat die wahre Quintessenz der neuern Papierwelt, d. h. der Staatspapiere, hier auszuziehen gewußt. Auf Interesse, als Erzählung, macht der Aufsatz wohl weniger Anspruch, dagegen liefert er charakteristische Bilder und ist als Satire gegen so manches Unwesen der Zeit treffend … ‚Der Schabbes in Bornheim‘ kann auf Klassizität Anspruch machen, der ‚Festtag im Fegefeuer‘ enthält endlich in der Schilderung des Theaters wahrhaft aristophanische Stellen an Komik der Darstellung, in tiefem, heiligem Ernst der Intention … Auch die Form dieses Aufsatzes ist gut; aber männiglich fordert Referent auf, zu gestehen, ob es nicht eine boshafte Verleumdung ist, uns deutsche Rezensenten oder vielmehr deren Rezensionen in sechs Klassen zu teilen, die aber keinen vorteilhaften Begriff von Unparteilichkeit liefern.“

Die dritte Besprechung gibt G. Schwab 1829 in seiner Biographie des Dichters im ersten Bande der dritten Reihe von „Zeitgenossen. Ein biographisches Magazin für die Geschichte unserer Zeit.“ Hier heißt es:

„Aus dem zweiten Teile seiner Satansmemoiren ist das Phantastische fast ganz verbannt, und der harmlose Witz läßt sich entweder an etwas abgenutzten Gegenständen aus, wie z. B. an den Frankfurter Juden, oder er wird zur Galle, die über verhaßte politische Verhältnisse und Charaktere ausgegossen wird, oder er verwandelt sich in Ranküne über persönliche Verdienstlichkeiten.“

Man vergleiche ferner unsere allgemeine Einleitung zu Hauffs Werken, Bd. 1, S. 24 ff.



  1. Daselbst findet sich eine Besprechung der „Almanachs-Litteratur für 1826“, und zwar zuerst des Taschenbuches „Moosrosen, herausgegeben von Wolfg. Menzel“. In diesem Taschenbuch ist auch Menzels Lustspiel „Der Popanz“ abgedruckt und von dem ungenannten Kritiker allerdings in überschwenglicher Weise gelobt.

Inhaltsübersicht

Erster Teil

Zweiter Teil

Editionsrichtlinien

Die für dieses Werk maßgeblichen Richtlinien befinden sich auf der Seite W. Hauffs Werke.