Mit Fleisch ernährte Pflanzen

Textdaten
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Autor: Carus Sterne
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Titel: Mit Fleisch ernährte Pflanzen
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 17, S. 289–290
Herausgeber: Ernst Ziel
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1878
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[289] Mit Fleisch ernährte Pflanzen. Im Jahrgange 1875 (Seite 169) hatte ich den Lesern der „Gartenlaube“ empfohlen zu ihrer Augenweide den rundblätterigen Sonnenthau, diesen zierlichen Insectenfänger unserer Torfsümpfe, in die Zimmer-Terrarien zu pflanzen und ihm gelegentlich ein Stückchen Fleisch zu reichen, damit er gut gedeihe. Es ist inzwischen von manchen Naturverständigen bezweifelt worden, daß diese Pflanzen wirklich thierische Kost verdauen und man hat gemeint, sie befänden sich ohne derartige Extraversorgung mindestens ebenso gut. Franz Darwin, ein Sohn des berühmten englischen Naturforschers, nahm sich vor, diese Frage zur Entscheidung zu bringen. Er sammelte im Juni vergangenen Jahres ungefähr zweihundert Pflänzchen des rundblätterigen Sonnenthaues und pflanzte sie in mit Moos ausgelegte Suppenteller, um sie den Sommer hindurch zu pflegen. Jeder Teller wurde durch eine niedrige hölzerne Scheidewand in zwei Hälften getheilt und die Pflanzen der einen dazu bestimmt, mit Fleisch gefüttert zu werden, die der andern Hälfte, zu fasten. Die Teller wurde sämmtlich unter ein Gazegehäuse gebracht, damit die zum Fasten bestimmten Pflanzen verhindert sein sollten, sich Insecten einzufangen. Die Methode der Fütterung bestand darin, daß aus den Futterseiten der Teller jedes Blatt mit einem ganz kleinen Schnitzelchen gebratenen Fleisches in Zwischenräumen weniger Tage versehen wurde, bis Anfang September, wo die Samen reisen, worauf dann eine Schlußvergleichung der verpflegten und unverpflegten Pflanzen vorgenommen wurde. Schon im Juli erschien es klar, [290] daß die Bewohner der Fleischseite ein entschieden üppigeres Aussehen zeigten; auch trieben sie mehr junge Blätter und Blüthenschafte. Bei der Vergleichung zeigte sich nach allen Richtungen, daß die Pflänzchen der Fleischseite besser genährt waren, als die der andern, die gleiche Anzahl derselben zeigte fast das doppelte Gewicht jener und hatte nahezu noch einmal so viel Samenkapseln zur Reife gebracht wie diese. Am deutlichsten sprach sich der Vortheil in dem Totalgewicht der Samen aus, denn dieses war auf der Fleischseite fast viermal so groß als aus der Fastenseite. Man sieht, der Insectenfang ist bei den betreffenden Pflänzchen keine Spielerei, sie wissen – möchte man fast sagen – warum sie zugreifen.

C. St.