Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Zecken“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 16 (1890), Seite 838839
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Zecken. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 838–839. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Zecken (Version vom 15.09.2022)

[838] Zecken (Ixodidae Leach), Familie aus der Klasse der Spinnentiere und der Ordnung der Milben, flach gedrückte, mehr oder weniger eiförmige Tiere mit hornigem oder lederartigem, sehr dehnbarem Körper, kleinen Kiefertastern und einem sehr vollkommen organisierten Saugapparat, der von dem ersten Unterkieferpaar und den Kieferfühlern gebildet wird, indem ersteres durch Verwachsung eine Art Unterlippe darstellt, deren Ligularteil rinnenförmig und auf der konvexen Seite mit Widerhaken besetzt erscheint. Die Kieferfühler, welche innerhalb der Röhre verlaufen und durch starke Muskeln weit hervorgestreckt und zurückgezogen werden können, funktionieren teils als Haft-, teils als Stechorgane. Die Hornbedeckung erscheint meist als ein Schild, welches den ganzen oder nur den vordersten Teil des Rückens bedeckt. Die acht Beine sind schlank, gleich gestaltet, mit zwei Klauen versehen; Nebenaugen fehlen zuweilen. Die Z. erreichen in den Tropen eine Größe von 9 mm und mehr, und die Weibchen nähren sich vom Blute der Säugetiere, Vögel und Reptilien, auf deren Körperhaut sie sich festsaugen. Dabei dehnt sich ihr Körper so stark aus, daß die kleinsten Arten von kaum 2 mm Länge bis zur Größe einer Bohne anschwellen, so daß sie bei zahlreichem Vorkommen ihren Wohntieren eine bedeutende Menge Blut entziehen; außerdem werden sie durch den Reiz, den sie auf die Haut ausüben, sehr lästig. Bei der Begattung sitzt das sehr kleine Männchen an der Bauchseite des Weibchens. Die gemeine Zecke (Hundszecke, Holzbock, Ixodes ricinus L.), 1–2 mm lang, mit glatter, ungerandeter Körperoberfläche, gerundetem, nach vorn etwas verengertem Rückenschild, welches den größten Teil des Leibes frei läßt, schwarz, am hintern Teil des Körpers beim Weibchen mennigrot, findet sich in Europa häufig in Wäldern, saugt sich an Hunden, häufig auch an Menschen an und läßt sich durch Betupfen mit Öl oder Benzin am leichtesten entfernen. Der violettrote [839] Holzbock (I. reduvius L., s. Tafel „Spinnentiere“), 5 mm lang, mit größerm Rückenschild, rot, stellenweise weiß bereift, am Hinterkörper dunkel gestreift, findet sich besonders an Schafen, Hunden und Rindern. Die muschelförmige Saumzecke (Argas reflexus Latr.), 5–6 mm lang, mit gerandetem, schildförmigem, auf der Rückenseite mit Wülsten und Muskeleindrücken versehenem Körper, rötlich gelbgrau mit blaßgelben Beinen, in Frankreich, Italien und Deutschland, schmarotzt auf jungen Tauben, welche oft durch diese Plage zu Grunde gerichtet werden, geht aber auch auf Menschen über und veranlaßt durch ihren Stich ein heftiges, oft 8 Tage anhaltendes Jucken, welches sich im Verlauf der Adern verbreitet, auch Entzündungen und Anschwellungen. Die persische Saumzecke (Giftwanze von Miana, A. persicus Fisch.), braunrot mit weißen, runden Grübchen, lebt in Persien und Ägypten in Wohnungen, überfällt nachts die Schlafenden, macht schmerzhafte Wunden und vertreibt bisweilen die Einwohnerschaft ganzer Dörfer.