Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Werder“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Werder“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 16 (1890), Seite 534535
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: Werder (Havel)
Wiktionary-Logo
Wiktionary: Werder
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Werder. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 16, Seite 534–535. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Werder (Version vom 12.03.2024)

[534] Werder (Wärder, Wörth), eine Insel in einem Fluß, dann auch ein Landstrich zwischen Flüssen und stehenden Gewässern oder eine aus einem Sumpf trocken gelegte und urbar gemachte Gegend. W. in dieser Bedeutung sind in Westpreußen die Weichselwerder zwischen Danzig und Elbing (Danziger und Marienburger W.), eine ausgezeichnete Marschgegend zwischen Weichsel und Mottlau mit vortrefflicher Pferdezucht. Sie sind meist ganz eben und sehr fruchtbar. Ebensolche W. sind auch die in der Elbe bei Hamburg gelegenen und zum Gebiet der Stadt gehörenden Inseln und Marschländer, wie Billwärder, Ochsenwärder etc.

Werder, Stadt im preuß. Regierungsbezirk Potsdam, Kreis Zauch-Belzig, an der Havel (die alte Stadt auf einer Insel in derselben) und der Linie Magdeburg-Berlin der Preußischen Staatsbahn, 35 m ü. M., hat eine evang. Kirche, ein Amtsgericht, bedeutenden Obstbau, Ziegel- und Kalkbrennerei, Fischerei, Bierbrauerei und (1885) 5277 meist evang. Einwohner. W. wird zuerst 1317 als Stadt genannt und gehörte damals dem Kloster Lehnin.

Werder, 1) Karl, Philosoph und Dichter, geb. 13. Dez. 1806 zu Berlin, machte daselbst unter Hegel, dessen Ansichten er treu blieb, seine philosophischen Studien, habilitierte sich 1834 als Privatdozent der Philosophie und ward 1838 außerordentlicher Professor. Von seinen philosophischen Werken sind hervorzuheben: „De Platonis Parmenide“ (Berl. 1834) und die (streng dialektische) „Logik“ (das. 1841, nur die 1. Abteilung ist erschienen); von seinen übrigen die Tragödien: „Columbus“ (das. 1858) und „Politik und Liebe“ (Geschichte des Grafen Essex) sowie die geistreichen „Vorlesungen über Shakespeares Hamlet“ (das. 1875), „Macbeth“ (das. 1885) und „Schillers Wallenstein“ (das. 1889).

2) Ludwig, Maschinenbauer, geb. 17. Mai 1808 zu Küßnacht bei Zürich, erlernte dort das Schlosserhandwerk, wurde dann Werkmeister in Mannhardts Turmuhrenfabrik in München, arbeitete in der orthopädischen Anstalt von Schlotthauer daselbst, trat in den Dienst der königlichen Wagenbauverwaltung in Nürnberg und übernahm 1845 die Direktion der Cramer-Klettschen Fabrik daselbst. Ohne höhere technische Schulbildung genossen zu haben, schuf er alle Anlagen und maschinellen Einrichtungen der Fabrik, erbaute eine Drahtstiftfabrik, 1849 die erste Eisenbahnbrücke nach Paulis System bei Großhesselohe (München), 1853 den königlichen Wintergarten und 1854 den Ausstellungspalast. 1852 konstruierte er [535] eine Maschine zur Prüfung der Teile eiserner Brücken auf Zugfestigkeit, und aus dieser Konstruktion ging die Materialprüfungsmaschine hervor, welche seitdem allgemeinen Eingang gefunden hat und in den Anstalten zur Prüfung von Baumaterialien benutzt wird. W. erfand auch das vortreffliche bayrische Infanteriegewehr M/69, welches 1876 nur im Interesse einheitlicher Bewaffnung der deutschen Armee aufgegeben wurde. Er starb 4. Aug. 1885 in Nürnberg.

3) August, Graf von, preuß. General, geb. 12. Sept. 1808 zu Schloßberg im Amt Norkitten in Ostpreußen, trat 1825 in das Regiment der Garde du Corps, wurde 1826 als Sekondeleutnant zum 1. Garderegiment zu Fuß versetzt, 1839 Lehrer im Kadettenkorps, später zum topographischen Büreau kommandiert und machte als Premierleutnant freiwillig den Feldzug der Russen im Kaukasus von 1842–43 mit. Er ward nach seiner Rückkehr 1846 als Hauptmann zum Generalstab versetzt, kam später als Major zum 33. Infanterieregiment, ward 1853 Kommandeur des Landwehrbataillons 40. Regiments, 1856 des 4. Jägerbataillons, dann Oberstleutnant im 2. Garderegiment zu Fuß und zugleich mit der Führung der Geschäfte der Inspektion der Jäger und Schützen sowie des Kommandos des reitenden Feldjägerkorps beauftragt. 1859 zum Obersten und Inspekteur der Jäger und Schützen ernannt, rückte er 1863 zum Generalmajor, 1866 zum Generalleutnant auf und kommandierte 1866 die 3. Division bei Gitschin und Königgrätz. 1870 erhielt er den Oberbefehl über das Belagerungskorps vor Straßburg und nach dessen Kapitulation, zum General der Infanterie ernannt, das Kommando des neugebildeten 14. Korps, mit dem er im Oktober in die Franche-Comté eindrang, Dijon besetzte, die Garibaldiner in Schach hielt, auf die Kunde von Bourbakis Anmarsch im Januar 1871 nach Belfort zurückwich, durch das Gefecht von Villersexel (9. Jan.) auch seinen Rückzug ohne Verlust ermöglichte und den Anprall der weit überlegenen französischen Ostarmee in der dreitägigen Schlacht bei Belfort (15.–17. Jan.) standhaft und energisch zurückwies. Diese Waffenthat verschaffte ihm namentlich in Süddeutschland eine große Popularität, und in Freiburg i. Br. wurde ihm ein Standbild errichtet. Nach dem Frieden bekam W. das Kommando des neuformierten badischen (14.) Armeekorps in Karlsruhe, das Großkreuz des Eisernen Kreuzes, eine Dotation u. a. 1875 feierte er unter großen Ovationen sein 50jähriges Dienstjubiläum und erhielt 1. April 1879 unter Erhebung in den Grafenstand den erbetenen Abschied. Er starb 12. Sept. 1887 auf Schloß Grüssow (Kreis Belgard). Ihm zu Ehren erhielt 1889 das 4. rheinische Infanterieregiment Nr. 30, dessen Chef er gewesen war, den Namen Graf W. Vgl. Löhlein, Die Operationen des Korps v. W. (Berl. 1874); v. Conrady, Leben des Grafen A. v. W. (das. 1889).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 826
korrigiert
Indexseite

[826]  Werder, 4) Bernhard Franz Wilhelm von, preuß. General, geb. 27. Febr. 1823 zu Potsdam, trat 1840 aus dem Kadettenkorps in das 1. Garderegiment, wurde 1852–57 als Adjutant verwendet, 1859 Major und Flügeladjutant des Königs, 1861 Kommandeur des Gardejägerbataillons und 1866 Oberst und Kommandeur des Gardefüsilierregiments, an dessen Spitze er sich bei Königgrätz den Orden pour le mérite erwarb. 1869 zum Militärbevollmächtigten am russischen Hof ernannt, nahm er beim Kaiser Alexander II. eine Vertrauensstellung ein und war das Organ der persönlichen Beziehungen zwischen dem preußischen und russischen Hof; auch nahm er im kaiserlichen Hauptquartier am Türkenkrieg 1877/78 teil. 1876 zum Generaladjutanten und 1884 zum General der Infanterie befördert, wurde er 1886 zum Gouverneur von Berlin ernannt.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 979
korrigiert
Indexseite

[979] Werder, Hans von, preuß. General, geb. 29. Juli 1834 zu Beuthen (Oberschlesien), wurde im Kadettenkorps erzogen, trat 1852 als Leutnant in das 19. Infanterieregiment, ward 1859 Premierleutnant, wurde 1861 in das 59. Regiment versetzt, war 1862–65 zur topographischen Abteilung des Großen Generalstabs kommandiert, ward 1865 Hauptmann, machte 1866 den Krieg in Böhmen im Generalstab des 8. Armeekorps mit, ward 1869 Major im Großen Generalstab und war im französischen Kriege 1870/71 Generalstabsoffizier der 13. Division. 1872–74 dem Kriegsministerium zugeteilt, wurde er 1875 Chef des Stabes des 15. Korps und 1877 Oberst, erhielt 1880 das Kommando des 96. Regiments, 1883 als Generalmajor das der 50. Infanteriebrigade und 1888 als Generalleutnant das der 1. Infanteriedivision. Am 1. Juli 1891 wurde er zum kommandierenden General des 1. Armeekorps in Königsberg ernannt.