Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Schaben“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 14 (1889), Seite 368369
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Schaben. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 14, Seite 368–369. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Schaben (Version vom 15.09.2022)

[368] Schaben, s. v. w. Motten.

Schaben (Kakerlaken, Blattīna Burm.), Insektenfamilie aus der Ordnung der Geradflügler, Tiere mit flachem, eiförmigem Körper, unter dem schildförmigen Prothorax verborgenem, mit dem Scheitel nach vorn gerichtetem Kopf, großen, nierenförmigen Augen, langen, borstenförmigen, vielgliederigen Fühlern, langen Beinen mit stark gestachelten Schienen, fünfgliederigen Tarsen, an der Naht übereinander greifenden Flügeldecken und zwei gegliederten Reifen am Ende des Hinterleibs. Die S. sind über die ganze Erde verbreitet, besonders zahlreich in den Tropen. Die kleinern Arten finden sich bei Tag im Freien; die Mehrzahl sind lichtscheue Tiere, welche in vermoderten Baumstämmen, Kellern, Schiffsräumen etc. leben und nur nachts auf Nahrung ausgehen. Mehrere Arten sind durch Verschleppung mittels der Schiffahrt kosmopolitisch geworden und richten in Bäckereien, Mühlen, Magazinen etc. bei massenhaftem Auftreten durch ihre Gefräßigkeit oft großen Schaden an. Das Weibchen legt die Eier zu etwa 40 in zwei nebeneinander liegenden Reihen in einer harten, prismatischen Hülse eingeschlossen kurz vor dem Auskriechen der Jungen ab; die Entwickelung vom Ei bis zum geschlechtsreifen Insekt dauert bei den größern Arten vier Jahre. Die deutsche Schabe (Blatta germanica Fab., s. Tafel „Geradflügler“), 11 mm lang, am letzten Bauchsegment des Männchens ohne Griffel mit zugespitzten Flügeln, die länger sind als der Hinterleib, gelblich, mit zwei schwarzbraunen Längsbinden auf dem Prothorax, in Europa, Vorderasien, Nordafrika, lebt in Wäldern, oft massenhaft in Häusern, nährt sich von Brot, Getreide, Reis etc., weniger gern von Fleisch. Andre Arten leben nur in Wäldern. Die Küchenschabe (Kakerlak, Schwabe, Periplaneta [369] orientalis L., s. Tafel „Geradflügler“), 26 mm lang, am letzten Bauchsegment beim Männchen mit langen Griffeln, beim Weibchen gekielt und bei beiden Geschlechtern mit abgekürzten Flügeldecken, dunkelbraun, mit hellen Beinen und Flügeldecken, die Weibchen ungeflügelt, soll aus Vorderasien stammen, findet sich bei uns etwa seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur in den Häusern, bei Tag verborgen, bei Nacht alles zerstörend, was Insekten überhaupt fressen, dabei äußerst behend, furchtsam, lichtscheu, liebt besonders warme und feuchte Stellen und kann unter feuchten Scheuerlappen gefangen werden. Sie ist auch nach Amerika verschleppt worden, während die größere, P. americana Fab., mit blässerer Querbinde auf dem Prothorax und geflügelten Weibchen, von Mittel- und Südamerika aus verbreitet worden ist und in europäischen Seestädten, im Binnenland in Treibhäusern erscheint. Die Küchenschabe ist in neuerer Zeit als Pulvis Taracanae (Antihydropin) gegen Wassersucht benutzt worden. Vgl. Cornelius, Beiträge zur nähern Kenntnis der Periplaneta orientalis (Elberf. 1853).