Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Melusīne“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 454
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Melusīne. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 454. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Melus%C4%ABne (Version vom 13.09.2022)

[454] Melusīne, nach französischer Sage eine Meernixe, halb Weib, halb Fisch, erscheint dem Grafen Raimund von Poitiers, der sie (mit ihren Schätzen) heimführt. Sie baute das Schloß Lusignan, verschwand aber, als sie Raimund in ihrer Doppelgestalt einmal im Bad überrascht hatte, und ließ sich nur noch auf einem hohen Turm des Schlosses in Trauerkleidern sehen, wenn einer aus diesem Geschlecht sterben sollte. Diese Sage lieferte Jean d’Arras um 1390 den Stoff zu einem lateinischen Gedicht, welches Thüring von Ringoltingen (oder Ruggeltingen) aus Bern 1456 in deutsche Prosa übersetzte, und das in dieser Form eins der beliebtesten Volksbücher wurde (zuerst gedruckt Straßburg um 1474 und Augsburg 1474, dann öfter). Vgl. Grässe, Sagenkreise des Mittelalters (Dresd. 1842). In Böhmen glaubt man im Pfeifen und Heulen des Windes Melusinens Klagen um ihre Kinder zu hören, und mannigfacher Aberglaube, besonders zur Weihnachtszeit, knüpft sich an sie. Vgl. Grohmann, Aberglaube aus Böhmen etc. (Prag 1864). Bildlich hat die Melusinensage am schönsten Moritz v. Schwind dargestellt.