Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Madras“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 11 (1888), Seite 4649
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Madras. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 11, Seite 46–49. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Madras (Version vom 20.11.2023)

[46] Madras, Präsidentschaft des britisch-ind. Kaiserreichs, der südlichste Teil der vorderindischen Halbinsel, erstreckt sich vom Kap Komorin unter 8° 4′ nördl. Br. am Golf von Bengalen (Koromandelküste) 1930 km bis zum 20.°, am Indischen Ozean [47] (Malabarküste) 870 km bis zum 14.° nördl. Br. Die sehr unregelmäßige Nordgrenze bilden das nahezu von M. umschlossene Maissur, Bombay, Haidarabad, die Zentralprovinzen und Bengalen. Die Präsidentschaft zerfällt in die unmittelbaren Besitzungen der Kaiserin von Indien mit einem Areal von 361,241 qkm (6560 QM.) und (1881) 30,827,218 Einw. und die Tributärstaaten (Banganapalla, Sundur, Pudukota, Travankor, Kotschin) mit einem Areal von 24,891 qkm (452 QM.) und 3,344,849 Einw., so daß das ganze dem Gouverneur von M. unterstellte Gebiet ein Areal von 385,132 qkm (7012 QM.) mit 34,172,067 Einw. hat. Die Hauptgebirge sind die Ost- und Westghats. Die Ostghats mit einer mittlern Höhe von 500 m und bis 1500 m aufsteigenden Gipfeln gehören ganz zu M., sie lassen überall einen breiten ebenen Streifen zwischen sich und dem Meer, werden von drei großen Flüssen: Godaweri, Krischna und Kaweri, durchbrochen und schließen sich im S., wo sich das Massiv der Nilgiri erhebt, an die Westghats, die, mit einer mittlern Höhe von 1000 m und in einer Entfernung von nur 20–60 km der Küste parallel laufend, eine wirkliche Wasserscheide bilden. Das zwischen beiden Ketten eingeschlossene Plateau neigt sich nach O. Das Klima ist nur auf den Hochebenen ein gesundes zu nennen. In den Nilgiri herrscht ein beständiger Frühling, bei der meteorologischen Station zu Dodabetta ist die Durchschnittstemperatur 11,8° C., in Bellari ist die mittlere Temperatur des Juli 38,8°, des Januars 23,1°, in Koimbatur 27,6° und 22,6° C. Auf dem Plateau sind die Regen leicht, nach S. nehmen sie mehr und mehr ab. Dürren und Hungersnot sind häufig, dazu kommen Sumpffieber, Cholera, Pocken. Die Koromandelküste ist bei Beginn und bei Aufhören des Nordostmonsuns gewaltigen Cyklonen ausgesetzt, welche die Schiffe aufs niedrige Gestade treiben und die dortigen Dörfer hinwegspülen. Die Mineralschätze werden noch wenig ausgebeutet, doch wird Eisen seit alters aus trefflichem Magneteisenstein bereitet. Die ziemlich mächtigen Kohlenlager des Godaweridistrikts sind von nur geringem Werte, dagegen haben die Goldbergwerke des Wainad erneute Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Die wichtigsten Werke befinden sich bei Devala, 44 km südöstlich von Manentavadi. Mangan findet sich in den Nilgiri und bei Bellari, Kupfer an mehreren Stellen der Ostghats, Antimon und Silber in Madura; Granate sind im N. häufig, dort findet man auch einige Diamanten. Die Waldungen sind am wertvollsten in Curg und Travankor; in dem letztern findet sich die Caesalpina sapan. Um die systematische Verwüstung der Wälder durch Brandkultur zu verhüten, wurden 1875 und 1882 besondere Forstgesetze erlassen, und die Regierung selbst hat zahlreiche Pflanzungen mit Teakbäumen, Eukalyptus, Kasuarineen[WS 1] angelegt. Andre wertvolle Hölzer sind: Eben-, Rosen- und Sandelholz. Der Reinertrag betrug 1882–83 aber nur 26,009 Pfd. Sterl. Der Wert der jährlichen Holzausfuhr übersteigt kaum 100,000 Pfd. Sterl. Man hat eine ganze Reihe verschiedener Pflanzen eingeführt: aus Bolivia die Cinchona, aus Malakka und Amerika den Kautschukbaum, aus Australien den schon genannten Eukalyptus, welche jetzt ganze Wälder in den Nilgiri bilden, die anderseits aber wieder ihres Waldwuchses entkleidet sind, um Kaffeepflanzungen (44,587 Hektar), welche 1886: 371,027 Ztr. Kaffee lieferten, und Theepflanzungen, welche 1886: 68,8 Mill. Pfd. Thee lieferten, Platz zu machen. Nennenswert sind außerdem die Kulturen von Zuckerrohr, Indigo, Pfeffer, Tabak und namentlich von Baumwolle, die 1882–83 auf 683,433 Hektar gebaut wurde. Reis wird besonders in den Uferlandschaften, Gerste und Hirse in den höhern, trocknern Lagen angebaut. Die Ernten hängen zum großen Teil von der Bewässerung ab, für welche außerordentlich viel gethan worden ist. Es können im ganzen 2,800,000 Hektar bewässert werden, und 1,600,000 Hektar sind vor Dürre ganz sichergestellt. Unter Kultur überhaupt befinden sich 13 Mill. Hektar. Die wilden Stämme sammeln in den Wäldern Kardamome, Galläpfel, Arrowroot, Zimt, Harze, Honig. Hauptfrüchte sind: Tamarinden, Mango, Arekanüsse in den westlichen Ghats, Kokosnüsse an den Lagunen der Malabarküste. Die Tierwelt ist vertreten durch den schwarzen Leoparden, ein sehr schädliches Raubtier, Elefanten, die immer seltener werden, und deren Fang durch Gesetz streng geregelt ist, Büffel, Hirsche, giftige Schlangen. Die Pferde waren früher weit zahlreicher und besser. Die Rinder sind klein und mager, die Schafe hochbeinig und grobwollig; 1883 zählte man 7,140,911 Rinder, 1,483,938 Büffel, 38,130 Pferde, 124,731 Esel, 8,941,813 Schafe und Ziegen. Die eingeführten Karpfen, Schleien und Forellen gedeihen sehr gut in den kleinen Nilgiriseen. Die Ausfuhr von Produkten der Viehzucht beziffert sich jährlich auf 22 Mill. Mk. für Häute und 1/2 Mill. Mk. für Hörner. Die Industrie der Präsidentschaft zeichnete sich früher namentlich durch feine und schöne Baumwollgewebe aus; heute haben europäische Fabrikate ihre Stelle eingenommen. Von einheimischen Produkten stehen die Juwelierarbeiten von Tritschinapalli, die Horn- und Elfenbeinarbeiten von Wizagapatam und die Sandelholzarbeiten von Kanara noch in gutem Ruf. In Gandscham werden durch Europäer Zucker, Rum und Arrak hergestellt. Für den Handel ist die Stadt M. der wichtigste Zentralpunkt; nennenswert sind noch die Häfen Negapatam, Tutikorin, Kalikat, alle mit dem Innern durch Eisenbahnen verbunden. Drei große Schienenwege durchziehen die Präsidentschaft und verbinden die Stadt M. mit Bombay, Goa und Beypur im W. und mit Ponditscherri, Negapatam, Tutikorin im O. sowie mit Bangalor und Maissur. Auch die Kanäle dienen teilweise dem Verkehr. Die Hauptausfuhrartikel bilden Kaffee, Baumwolle, Häute und Leder, Reis, Öle, Zucker, wogegen namentlich Baumwoll- und Metallwaren eingeführt werden.

Die Bevölkerung beträgt (1881) 30,827,218 Seelen, was gegen die unmittelbar vorhergehende Zählung von 1871 eine Abnahme von 393,755 Seelen bedeutet; doch wird der wirkliche, durch eine 1876 auftretende Hungersnot verursachte Verlust auf 31/2 Mill. berechnet. Die Zahl der Europäer betrug 1881 nur 6852 Seelen, wovon 1492 weiblichen Geschlechts. Nach den Religionen unterschied man 28,215,857 Hindu, 1,924,625 Mohammedaner, 699,700 Christen, 24,962 Dschaina u. a. Das Christentum wurde in M. vielleicht schon seit dem ersten christlichen Jahrhundert verbreitet. Die syrische Kirche in Malabar leitet, freilich wohl ohne Grund, ihren Ursprung vom Apostel Thomas her; jedenfalls gab es Manichäer oder Nestorianer, d. h. persische Christen, bereits im 7.–8. Jahrh. auf der Westküste, wie eine Inschrift in Pehlewi (Altpersisch) und ein in Kotschin aufgefundenes[WS 2], jetzt in Cambridge aufbewahrtes Manuskript beweisen. Die Mehrzahl der Christen (473,353) sind Katholiken, unter den Protestanten befinden sich 4667 Lutheraner; 564,004 sind Eingeborne. Die Hindu scheiden sich in eine große Anzahl von Kasten, unter denen die mit dem Namen Paria (s. d.) bezeichnete [48] mit (1881) 3,223,938 Angehörigen die zahlreichste ist. Eigentümlich ist ferner die Einteilung der Kasten in rechtshändige (Valankai) und linkshändige Kasten (Idankai). Meist rechnen sich Parias und verschiedene Händlerkasten den rechtshändigen zu, während der Rest der Hindu für linkshändig gilt; viele Kasten gehören keiner dieser Abteilungen an, sondern gelten als neutral und werden insbesondere als Vermittler in den Zwistigkeiten zwischen den beiden Gruppen angerufen, deren Fehden sonst sehr ernst und blutig waren. Diese Scheidung wird in ihren Büchern glaubhaft auf den tief gehenden Unterschied zwischen den Wischnuiten und Siwaiten zurückgeführt. Zu den rohesten Völkern gehören die zwerghaften Bewohner der Waldgebirge, die als Reste der ältesten

Situationsplan von Madras.

Bewohner der Halbinsel zu betrachten sind. Von den vielen Sprachen der Präsidentschaft sind die verbreitetsten: Tamil für 12,4 Mill. (hauptsächlich im S.) und Telugu für 11,8 Mill. (vornehmlich im N.), Malayalam in Malabar u. a. für 2,4, Kanaresisch für 1,3 Mill., Urijah in Gandscham u. a. für 773,046 und Tulu in Südkanara für 426,222 Menschen. Für Schulen wurde hier durch christliche Missionäre früher als irgend sonst in Indien viel gethan; seit 1854 hat auch der Staat Unterstützungen gewährt. Es bestanden 1883: 17,494 Schulen mit 446,324 Schülern; dazu 24 Colleges und 764 höhere Schulen. Die protestantischen Missionen haben 2413 Schulen mit 92,655 Schülern. Für Ärzte, Apotheker und Hebammen sind Lehranstalten errichtet, und die Pockenimpfung ist obligatorisch gemacht worden, um der oft so verheerenden Pockenkrankheit ein Ziel zu setzen. Der Gouverneur, welcher zwar unter dem Vizekönig von Indien steht, aber auch direkt mit dem Minister für Indien in London korrespondiert, residiert in der Stadt M., während der heißen Monate aber in den Nilgiri. Zu Zwecken der Verwaltung und Rechtspflege ist die Präsidentschaft in 21 Distrikte eingeteilt, die wieder in Bezirke (Taluk) zerfallen. Für öffentliche Sicherheit sorgt ein Polizeikorps von 23,419 Mann. Das Militär der Präsidentschaft bildet ein besonderes, in sich abgeschlossenes Korps, die Madrasarmee, bestehend aus 11,868 Engländern und 30,448 Eingebornen, wozu noch die Nairbrigade (1434) und die Maissurtruppen (2912) kommen. Sie sind in 21 Garnisonen untergebracht; einzelne Abteilungen stehen in Birma, den Straits Settlements und Aden. Die Madrasarmee hat bisher immer allein von den indischen Truppen den auswärtigen Dienst versehen. Die Ausgaben für das Militär sind nicht in dem allgemeinen Staatshaushalt inbegriffen. Derselbe belief sich 1882–83 in Einnahme auf 9,462,756 Pfd. Sterl. (davon Grundsteuer 4,519,818 Pfd. Sterl.), in Ausgabe auf 7,233,315 Pfd. Sterl. Die Grundsteuer wird im größten Teil von M. nach dem altindischen Raiotwarisystem veranschlagt, wonach die Abgabe von Jahr zu Jahr dem jeweiligen Anbau und mutmaßlichen Ertrag angepaßt wird. S. Karte „Ostindien“.

Die gleichnamige Hauptstadt der Präsidentschaft, an der Koromandelküste unter 13° 4′ nördl. Br. und 80° 17′ östl. L., ist mit (1881) 405,848 Einw. die drittgrößte Stadt des britisch-indischen Kaiserreichs. Unter der Bevölkerung waren 315,527 Hindu, 50,298 Mohammedaner und 39,631 Christen. Die Zahl der Europäer betrug nur 1901, wovon 489 weiblichen Geschlechts. Das Klima ist im Sommer Europäern durch Cholera, Fieber und Dysenterie gefährlich, im Winter jedoch gesund; höchste Temperatur im Januar 20°, im Juni 34° C. Die Gesundheitsverhältnisse lassen infolge mangelnder Reinlichkeit überhaupt zu wünschen übrig; sein Trinkwasser bezieht M. aus zwei großen Bassins von 20, resp. 6 qkm im NO. der Stadt. Dieselbe ist sehr weitläufig gebaut und umfaßt 23 Ortschaften, welche mit ihr zusammen einen besondern Verwaltungsdistrikt bilden. Der kleine und sehr unsaubere Fluß Kuwam teilt M. in zwei ziemlich gleichgroße Teile. Im N. liegt Black Town, das Quartier der Eingebornen, zugleich Sitz des Handels mit den Banken, Zollhaus, Hafen, Geschäftshäusern, Obergericht. Im S. davon erhebt sich vom Meer nach dem Land zu, von einer Esplanade und Gärten umschlossen, das Fort St. George, das als Festung heutigestags wenig Wert hat, und in dem die Büreaus der Zivil- und Militärverwaltung untergebracht sind. Nördlich davon steht der 38 m hohe Leuchtturm, dessen Licht 24 km weit sichtbar ist. Jenseit des Flusses liegt die von Gärten umgebene Residenz des Gouverneurs und die von Eurasiern und Europäern erbauten Quartiere mit hübschen Villen und Gärten. Mit seinem Kranz von Seen im W., seinen Parken und botanischen Gärten hat M. einen viel ländlichern Anstrich als andre große indische Städte. M. ist Sitz der Regierung und obersten Rechtspflege der Präsidentschaft, Hauptquartier der Armee von M. und hat eine gemischte Garnison (1 engl. Infanterieregiment, 3 indische Regimenter, 1 Batterie); es ist ferner Sitz eines anglikanischen und eines römisch-katholischen Bischofs, eines deutschen Konsuls, einer Universität (die aber keine Lehranstalt, sondern eine Prüfungsbehörde ist), hat mehrere höhere und viele Elementarschulen, eine gelehrte Gesellschaft, ein naturhistorisches Museum, eine Sternwarte. Der Hafen gewährt wenig Schutz, und der hölzerne Hafendamm ist wiederholt zerstört worden; man baut daher seit 1878 an einem großen Hafen, welcher den größten Schiffen Schutz gewähren soll. Dennoch verkehren hier jährlich 100 große [49] Seeschiffe von 1/2 Mill. Ton. Ausgeführt werden namentlich Kaffee, Zucker, Indigo, Ölfrüchte, Farbstoffe, Baumwolle, eingeführt dagegen vornehmlich Baumwollenstoffe und Metallwaren. Dem Verkehr mit dem Innern des Landes dienen die Eisenbahnen nach Bombay, Maissur, Beypur, Tutikorin.

[Geschichte.] M. ist der Schauplatz der Thaten der drawidischen Völker (s. Drawida). Schon vor der Ankunft der ersten arischen Ansiedler bestanden südlich der Kaweri geordnete Reiche, deren Gründung in den Anfang des 6. Jahrh. v. Chr. gesetzt werden muß. Es gab drei größere Reiche: das der Pandja mit der Hauptstadt Madura, nördlich davon das von Tschola mit der Hauptstadt Variur (Arialur) und nordöstlich Tschera mit Skandapura und Salem als Mittelpunkten. Anfangs waren die Pandjakönige die mächtigsten, die Ruinen der stolzen Bauten zu Madura stammen aus dem 2. Jahrh. n. Chr.; in dieselbe Zeit fallen dort Lehranstalten zum Studium der tamulischen Sprache und die Ausbildung ihrer Litteratur. Ende des 3. Jahrh. kam Tschola empor. Bis zum 11. Jahrh. dauerte die Blüte dieses Reichs; dann fiel es für kurze Zeit den fremden Fürsten zur Beute, errang aber bald darauf mit den übrigen Reichen wieder seine Unabhängigkeit. Um 1370 beginnt eine neue Periode der Drangsale: das südliche Indien ward dem Reich der weitverbreiteten Jadawa einverleibt (ursprünglich ein Hirtenstamm, dessen Führer sich schließlich von Widschajanagar aus [im nördlichen Haidarabad] gefürchtet machten) und verblieb dieser Dynastie, welche bis zur Aufrichtung der englischen Herrschaft das letzte große Reich in Indien gründete; von Bidschapur und Golkonda aus (im südlichen Haidarabad) machten seit Ende des 14. Jahrh. die dortigen mohammedanischen Fürsten, später die Marathen Vorstöße. In den Beginn des 17. Jahrh. fällt englischerseits der erste Versuch, in Palikat (nördlich von M.) eine Handelsniederlassung zu erwirken; sie gelang 1620 in Masulipatam, einem Küstenort nördlich der Godaweri; 1639 wurden mit Bewilligung der regierenden Hindufürsten die Festungen St. George bei Madras, 1691 St. David bei Cudallor, ferner an der Malabarküste die Feste von Tellitscherri erbaut. Devikottah an der Mündung der Kaweri wurde 1749 von Tandschor abgetreten zur Belohnung für geleistete Unterstützung des Kronprätendenten. Die Nizams von Haidarabad hatten Masulipatam und Ländereien in den nördlichen Circars (s. d.) an die Franzosen abgetreten, aber 1759 wurde Masulipatam von den Engländern eingenommen und Land im Umfang von 2578 qkm ihnen überwiesen. 1765 trat der Großmogul zu Dehli als Oberherr über Haidarabad die ganzen Nordcircars ab; 1766 bestätigte der Nizam die Abtretung und schloß mit den Engländern ein Schutz- und Trutzbündnis. 1781 wurden die niederländischen Besitzungen von Palikat, Sadras und Negapatam annektiert. Die ersten Kriege mit Haider Ali (s. d.) und Tippu Sahib (s. d.) von Maissur hatten den Bestand der englischen Herrschaft in Indien in Frage gestellt und endeten mit Verträgen auf der Grundlage gegenseitiger Herausgabe aller Eroberungen. Im Vertrag vom 24. Febr. 1792 wurden dagegen von Tippu Sahib Malabar, Salem und ein Teil von Madura abgetreten; 1799 bei der Teilung von Maissur fielen Kanara und Koimbatur an England. In den Kriegen dieser Zeit traten die Engländer wiederholt als Vermittler auf zwischen dem Nawab des Karnatik, dessen Gebiet um M. herumlag, und seinem südlichen Nachbar, dem Radscha von Tandschor; letzterer unterzeichnete 1776 einen geradezu schimpflichen Vertrag und trat die Stadt Nagor mit 277 Dörfern an England ab, und 1799 ging sein ganzer Besitz auf dieses über. Mit diesem Jahr schließt die Reihe der Feldzüge um den Besitz der Landschaften von M., alle übrigen Erwerbungen erfolgten ohne Blutvergießen. Eine unruhige, zu Gewaltthätigkeiten geneigte Bevölkerung sind die Maphla in Malabar; für diese gelten Ausnahmegesetze mit strengen Strafen, die sie aber zeitweise von gesetzwidrigen Handlungen nicht abhalten. Vgl. Wheeler, M. in the olden time (Madras 1861 bis 1862, 3 Bde.); Maclean, Handing information regarding the M. presidency (das. 1879).

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Kasuarinen
  2. Vorlage: aufge-|gefundenes