Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Kuhnau“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 10 (1888), Seite 285
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Kuhnau. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 10, Seite 285. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Kuhnau (Version vom 29.01.2023)

[285] Kuhnau, Johann, Komponist, geb. 1667 zu Geising in Sachsen, erhielt seine Ausbildung auf der Kreuzschule zu Dresden sowie später durch den dortigen Kapellmeister Albrici und bezog 1682 die Universität Leipzig, um die Rechte zu studieren. Zugleich eifrig Musik treibend, konnte er 1684 das Organistenamt an der Thomaskirche übernehmen, welches er 1700, obwohl er inzwischen Advokat geworden war, mit dem eines Universitätsmusikdirektors vertauschte. 1701 endlich wurde er (als Vorgänger Seb. Bachs) Kantor an der Thomaskirche, als welcher er am 5. Juni 1722 starb. Von seinen Zeitgenossen sowohl seiner künstlerischen als seiner wissenschaftlichen Thätigkeit wegen hochgeschätzt, ist K. für die Musikgeschichte namentlich deshalb von Bedeutung, weil er es zuerst unternahm, die bis zu seiner Zeit nur für mehrere Streichinstrumente oder eine Solovioline verwendete Sonatenform auf das Soloklavier anzuwenden, und so der Schöpfer der für die moderne Musik so wichtigen Gattung der Klaviersonate wurde. Seine erste Arbeit dieser Art erschien bereits 1695 und scheint alsbald Anklang gefunden zu haben, da er ihr im folgenden Jahr ein gleichartiges Werk: „Frische Klavierfrüchte oder sieben Suonaten von guter Invention und Manier, auf dem Klavier zu spielen“, und 1700 noch „Musikalische Vorstellung einiger biblischer Historien in sechs Sonaten, auf dem Klavier zu spielen“ folgen ließ, letzteres Werk überdies merkwürdig als eins der ältesten Beispiele der sogen. Programmmusik.