Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Gewitter“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 7 (1887), Seite 305310
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Gewitter. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 7, Seite 305–310. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Gewitter (Version vom 22.12.2022)

[305] Gewitter, die Gesamtheit der Erscheinungen von Donner und Blitz, welche auftreten, wenn sich Wolken, die einen hinlänglichen Grad elektrischer Ladung erreicht haben, in der Nähe andrer Wolken oder irdischer Gegenstände befinden, gegen welche sie sich entladen können. Allen Gewittern geht die Bildung von Wolken voran. Anfangs klein, vergrößern sie sich meistens sehr schnell und wachsen durch rasche Kondensation des Wasserdampfes um ihren ersten Keim in kurzer Zeit bis zum Zenith. Die Gewitterwolken charakterisieren sich sowohl durch ihre Form, als getürmte Haufenwolken, wie auch durch ihre Farbe. Letztere ist blaugrau bis dunkelgrau, doch zeigen sich oft die Wolkenränder hell und glänzend, so daß sich starke Kontraste in der Beleuchtung bilden. Hat sich die Gewitterwolke dem Zenith genähert, so sehen wir nur die untere Seite der Wolke, die oft vielfach zerrissen erscheint, und bei welcher lang herabhängende Wolkenfetzen von eigentümlicher gelbgrauer Farbe als Vorboten von Hagel angesehen werden können. Hat die Gewitterwolke die erforderliche Größe und Dichtigkeit erreicht, so pflegt ein heftiger, aber nicht lange anhaltender Wind, die sogen. Eilung, zu entstehen, und unmittelbar darauf fallen einzelne große Regentropfen, die bald in einen Platzregen übergehen. Vor jedem Blitz stürzt derselbe mit verdoppelter Gewalt und Schnelligkeit herab, und wenn häufig die umgekehrte Reihenfolge stattzufinden scheint, so hat das seinen Grund darin, daß wegen der größern Geschwindigkeit des Lichts der dem erfolgten Niederschlag folgende Blitz früher wahrgenommen wird als der Niederschlag selbst. Bisweilen sind auch die einzelnen Regengüsse bei von neuem erfolgendem Blitz und Donner durch vollkommenes Aufhören des Regens voneinander getrennt.

[306] Was die geographische Verbreitung der G. anbelangt, so ist es unzweifelhaft, daß sie in der heißen Zone sowohl heftiger als auch häufiger (auf Java jährlich bis 150 im Durchschnitt) sind als in der gemäßigten, und daß ihre Anzahl zwar nach den Polen hin abnimmt, aber daß sich in der Häufigkeit der G. in allen Erdregionen lokale Einflüsse unverkennbar geltend machen. So gibt es auch warme Länder, wo die G. selten sind, wie in Ägypten, oder wo sie ganz fehlen, wie in Unterperu. In Lima kennen die Bewohner weder Blitz noch Donner. Über die gemäßigte Zone hinaus werden die G. desto seltener, je mehr man sich den Polen nähert, fehlen aber nicht vollständig. Was die Verteilung der G. auf die verschiedenen Jahreszeiten betrifft, so tritt in der heißen Zone das Maximum der G. mit dem höchsten Sonnenstand und der Regenzeit ein. Im westlichen Europa fällt ungefähr die Hälfte aller G. auf den Sommer, ein Zehntel auf den Winter und nimmt die Anzahl der Herbst- und Wintergewitter gegen die Küste des Atlantischen Ozeans hin schnell zu. Zieht man eine Linie von Drontheim über Königsberg und Pest gegen die Mündung der Donau hin, so finden östlich von dieser Linie keine Wintergewitter statt. Auf der Westküste von Norwegen, in Bergen, wo durchschnittlich 6 G. im Jahr stattzufinden pflegen, treffen 2–3 auf den Winter und 1–2 auf den Sommer. Auch an den Westküsten von Irland, Nordamerika und an den Ostküsten des Adriatischen Meers sind die Wintergewitter vorherrschend. Irland hat fast nur Wintergewitter; im Nordwesten von Schottland ist das Wintermaximum überwiegend, während sich ein sekundäres Maximum auch im Sommer bemerkbar macht. Was die mittlere jährliche Zahl der Tage mit Gewittern in Deutschland betrifft, so nimmt dieselbe von NO. nach SW. zu; an der Ostsee ist sie am geringsten, in der oberrheinischen Ebene am größten. In Berlin beträgt dieselbe 17, in München 22, in Stuttgart 21.

Die Hauptbedingungen wässeriger Niederschläge überhaupt und mithin auch der G. sind der aufsteigende Luftstrom (s. Wind) und die Vermischung ungleich temperierter Winde. Unter den Tropen erfolgen die Niederschläge des aufsteigenden Luftstroms mit großer Regelmäßigkeit und haben dann fast täglich ein G. zur Folge, so daß man sich, wie Caldeleugh von Villa Rica erzählt, auf „vor und nach dem G.“ einladet, um den Unterschied der Zeiten anzugeben. In unsern Gegenden bemerkt man Ähnliches nur, wo hohe Bergwände den aufsteigenden Luftstrom gegen Seitenströme schützen, so z. B. am Comersee und am Lago Maggiore. Da die Wirkung des aufsteigenden Luftstroms zu der wärmsten Tageszeit am stärksten ist, so wird auch die Zahl der G. nach dieser hin zunehmen. Dabei sind aber schwere G. von Abend bis Mitternacht nicht ausgeschlossen, da nach erfolgter starker Verdunstung am Tage heftige Kondensation des Wasserdampfes und damit in Zusammenhang stehende Gewitterbildungen entstehen können. Die tägliche Periode der G. ist bis jetzt nur für wenige Orte genauer untersucht. Das Maximum fällt für München auf 3 Uhr nachmittags, für Köln auf 33/4 Uhr nachmittags, für Salzburg auf 4 Uhr und für Prag auf 5 Uhr nachmittags.

Die G. unsrer Gegenden entstehen, wenn der Äquatorialstrom durch den Polarstrom oder der Polarstrom durch den Äquatorialstrom verdrängt wird, oder wenn sich ein starker aufsteigender Luftstrom bildet. In den mittlern und höhern Breiten sind die ersten beiden Fälle, in denen die sogen. Wirbelgewitter entstehen, die häufigsten und können als G. der Westseite und der Ostseite der Windrose bezeichnet werden. Am häufigsten sind die G. der Westseite. Sie haben ihren Sitz in den Wolken, welche am westlichen Himmel heraufziehen und sich allmählich heben, während der Wind rasch durch W. nach N. umschlägt. Vor ihrem Ausbrechen herrscht der warme Äquatorialstrom, nach ihrem Austoben der kühle Polarstrom, und wenn oft behauptet wird, G. reinigen und kühlen die Luft ab, so gilt das nur von Gewittern der Westseite. Viel seltener sind die G. der Ostseite. Die hoch ziehenden Wolken werden bei einer Drehung des Windes von O. nach S., welche eine allgemeine Trübung zur Folge hat, nur dann Gewitterwolken, wenn die Verdichtung des atmosphärischen Wasserdampfes schnell und stark vor sich geht. Vor diesen Gewittern weht der kalte Polarstrom, nach ihnen der warme und feuchte Äquatorialstrom. Diese G. haben einen besonders günstigen Einfluß auf das Wachstum der Pflanzen, und viele fruchtbare Jahre zeichnen sich durch besondere Häufigkeit von Gewittern der Ostseite aus. Die G. des aufsteigenden Luftstroms, die im Gegensatz zu den Wirbelgewittern Wärmegewitter genannt werden, sind meistens lokaler Natur, treten während der heißern Tagesstunden aus schnell verdichteten Wolken mit starken Regengüssen plötzlich ein, zerteilen sich aber ebenso schnell, wie sie sich zusammenzogen. Mit Recht sagt man, daß derartige G. das Wetter nicht umwerfen; sie kühlen zwar durch die Verdunstung des gefallenen Regens ab, haben aber keinen nachhaltigen Einfluß auf die Temperatur und lassen sich ebensowenig voraussehen, wie sie als Wetteranzeigen für die nächste Zukunft benutzt werden können. Die gewöhnlichen Wintergewitter, zu welchen die elektrischen Graupelwetter einen natürlichen Übergang bilden, gehören zur Form der Westgewitter; dichte Schneeschauer begleiten dieselben, aber gewöhnlich erfolgen nur einige Donnerschläge. Zuweilen treten auch in warmen Wintern G. auf, welche überall, wo sie eintreten, Frühlingswärme verbreiten und durch das rasche Vordringen eines warmen Südstroms in höhere Breiten entstehen.

Blitz, Donner, Wetterleuchten.

Eine Gewitterwolke ist nicht ihrer ganzen Ausdehnung nach mit derselben Elektrizität geladen, sondern sie besteht aus Zonen, welche abwechselnd mit entgegengesetzten Elektrizitäten geladen sind, und zwar ist diese Ladung für die Mitte der Wolke am stärksten und nimmt dann nach den Grenzen hin ab.

Der Blitz wurde bis ins 18. Jahrh. nach der Erklärung des Aristoteles für eine Entzündung brennbarer Dünste gehalten, durch deren Explosion der Donner und die gewaltsamen Wirkungen des Wetterschlags entstehen sollten. Wall (1708) und Rollet fanden in dem Funken und dem Knistern elektrisch erregter Körper „eine Erinnerung an Blitz und Donner“; bestimmter sprach Winkler 1746 dieselbe Ansicht aus. Dalibart zu Marly la Ville und Delor zu Paris errichteten hohe isolierte Stangen und erhielten 10. Mai 1752 beim Vorbeiziehen eines Gewitters Funken. Dadurch lieferten diese beiden Physiker zuerst die Bestätigung der von Benjamin Franklin aufgestellten Behauptung von der elektrischen Natur der Gewitterwolken. Franklin selbst ließ erst einen Monat später vor den Thoren von Philadelphia einen Drachen während eines Gewitters steigen und erhielt aus der hänfenen Schnur desselben ebenfalls Funken. Diese Versuche wurden von de Romas zu Nérac und Beccaria zu Turin in großartiger Weise wiederholt, [307] und jetzt weiß man, daß alle Eigenschaften des kleinen elektrischen Funkens auch dem Blitze zukommen, und daß alle Eigenschaften des letztern mit Hilfe sehr starker Batterien wenigstens andeutungsweise gezeigt werden können. Es steht zweifellos fest, daß die Blitze elektrische Entladungen sind, welche zwischen entgegengesetzt elektrischen Wolken und Wolkenzonen oder auch zwischen einer elektrischen Wolke und einem Punkte der Erdoberfläche, in welchem durch Verteilung die entgegengesetzte Elektrizität angehäuft ist, stattfinden. Die Blitze erscheinen uns in sehr verschiedenen Gestalten. Arago teilt dieselben in drei Klassen: 1) in zickzackförmige mit scharf begrenzten Rändern; 2) in solche, deren diffuses Licht größere Teile der Wolken oder diese ganz erleuchtet (Flächenblitze); 3) in solche von der Form der Feuerkugeln, die sich langsamer bewegen als die Blitze der beiden ersten Klassen, welche momentan erscheinen. Die Zickzackblitze schlagen entweder von einer Wolkengruppe zur andern über oder, aber viel seltener, unter den verschiedensten Winkeln von der Wolke zur Erde, in welchem Fall man sagt, daß es „eingeschlagen“ habe. Häufig schlagen auch Blitze von der Gewitterwolke nach oben. Die Zickzackbahn, welche die Blitze zeigen, und die sie mit den Funken einer kräftigen Elektrisiermaschine gemein haben, ist jedenfalls eine Folge des Widerstandes der Luft. Die Länge der Blitze läßt sich dadurch erklären, daß die Luft zwischen den beiden Gewitterwolken mit Feuchtigkeit und Dunst erfüllt ist. Die als Blitz auftretende elektrische Entladung findet daher gewissermaßen auf dem ganzen Weg von Teilchen zu Teilchen statt und ist nur als die Summe einer hintereinander liegenden Reihe von Partialentladungen zu betrachten. Die zur zweiten Klasse gehörigen Blitze zeichnen sich durch eine etwas längere Dauer der Lichterscheinung aus und stehen zu den Blitzen der ersten Klasse in einer ähnlichen Beziehung wie Funken- und Büschelentladung. Zuweilen erscheinen die gewöhnlichen Zickzackblitze als zur zweiten Klasse gehörig, wenn sie nämlich hinter einer Wolke erfolgen, so daß man nicht unmittelbar die Blitze, sondern nur das diffuse, von der durch sie erleuchteten Wolke ausgehende Licht wahrnehmen kann. Indes können nicht alle Flächenblitze auf diese Weise erklärt werden, da die Beobachtungen von Kundt über das Spektrum der Blitze gezeigt haben, daß das Spektrum der Linienblitze ebenso wie das des Funkens der Elektrisiermaschine aus einzelnen schmalen, scharf begrenzten Linien besteht, während die Spektren der eigentlichen Flächenblitze ebenso wie die Spektren der elektrischen Büschel durch breite Lichtbänder gebildet werden. Die Dauer eines Blitzes der ersten oder zweiten Gattung ist eine äußerst kurze und beträgt, wie Wheatstone nachgewiesen hat, bestimmt weniger als den tausendsten Teil einer Sekunde. Eine Ausnahme hiervon machen die überaus seltenen und zur Zeit noch ganz rätselhaften Blitze der dritten Klasse, welche Arago als Feuerkugeln von verschiedenem Volumen bezeichnet, und welche die Atmosphäre oft mit so geringer Geschwindigkeit durchlaufen, daß sie während mehrerer Sekunden sichtbar bleiben.

Durch die Verteilung, welche eine elektrische Wolke auf der Erdoberfläche hervorruft, wird die mit der Wolkenelektrizität ungleichnamige Elektrizität der Erde angezogen, die gleichnamige aber abgestoßen und nach entfernter liegenden Teilen der Erdoberfläche hingetrieben. Ist die Wolke also z. B. negativ elektrisch, so ist die Erde darunter positiv und in der Umgebung negativ elektrisch. Diese elektrische Spannung der Wolken und der Erdoberfläche kann sich auf drei verschiedene Arten ausgleichen. Entweder verliert sich die Elektrizität der Wolken ohne Entladungsschlag, und es verschwindet demgemäß auch die Elektrizität der Erdoberfläche allmählich, oder es erfolgt eine Entladung der elektrischen Wolke gegen eine andre Wolke. Da in diesem Fall die Wolke aufhört, elektrisch zu sein, so wird die auf der Erdoberfläche abgestoßene Elektrizität wieder zuströmen und die angezogene wieder fortströmen und zwar mit derselben Geschwindigkeit, mit welcher die Entladung der Wolke stattfand. Die auf diese Weise entstehende Ausgleichung der verschiedenen Elektrizitäten ist mit einer Erschütterung, einem Schlag, verbunden, dem sogen. Rückschlag. Eine dritte Art, auf welche die Ausgleichung des elektrischen Zustandes der Wolken und der Erdoberfläche vor sich gehen kann, ist die, daß sich die Wolke nahe genug an der Erdoberfläche befindet und ein elektrischer Funke (Blitz) von der Wolke nach der Erdoberfläche überspringt. Der Rückschlag ist in seinen Wirkungen nicht so heftig wie der direkte Blitzschlag, und wenn es auch kein Beispiel gibt, daß er eine Entzündung veranlaßt habe, so sind doch öfters Menschen und Tiere durch ihn getötet worden. Mit dem Rückschlag dürfen die aus dem Boden aufsteigenden Blitze nicht verwechselt werden. Dieselben sind aus dem Grund nur selten direkt zu beobachten, weil bei der ungeheuern Geschwindigkeit des Blitzes die zufällige Beobachtung seiner scheinbaren Bewegung über den wahren Ausgangspunkt desselben nichts Sicheres lehrt. Wenn der Blitz einschlägt, so bezeichnet er die Stelle, wo er den Boden trifft, durch ein oder mehrere mehr oder minder tiefe Löcher. Alles, was sich über den Boden erhebt, ist vorzugsweise dem Blitzschlag ausgesetzt; Bäume sind durch die Säfte, welche in ihnen zirkulieren, gute Leiter; in ihnen findet eine starke Anhäufung von Elektrizität statt, sie ziehen den Blitz an; man darf deshalb nie unter Bäumen Schutz gegen den Gewitterregen suchen. Bei Gebäuden trifft der Blitz vorzugsweise die bessern Leiter, mögen sie nun frei oder durch schlechtere Leiter eingehüllt sein. Gute Leiter werden durch den einschlagenden Blitz je nach ihrer Dicke glühend oder geschmolzen, schlechte werden zertrümmert, brennbare Gegenstände werden entzündet; doch kommt es auch vor, daß keine Entzündung stattfindet, ein Fall, den man einen kalten Schlag nennt. Die mechanischen Wirkungen des Blitzes sind sehr heftig: er zertrümmert die Möbel eines Zimmers, reißt Metallstücke heraus und schleudert sie fort; er zerspaltet und zersplittert die stärksten Bäume und erzeugt vom Gipfel bis zum Boden eine mehrere Zentimeter breite und tiefe Furche, die endlich zu einem Loch in der Erde führt, durch welches die Elektrizität sich im Boden verbreitet. Die gewöhnliche Wirkung des Blitzes auf Bäume besteht darin, daß eine streifenartige Entrindung und schmale, rinnenartige Ausfurchung des Holzkörpers in der Mitte des Streifens, in schraubenförmigen Windungen um den Stamm herum, stattfindet. Die Furche im Splint bezeichnet aller Wahrscheinlichkeit nach die eigentliche Bahn des Blitzes, während die Kraft des auf seiner Bahn durch das feuchte Gewebe des jungen Holzes erzeugten Dampfes die Rinde in etwas größerer Breite absprengt. Metall erhitzt sich durch den Blitzschlag, schmilzt und verflüchtigt sich sogar; Gestein wird verglast, wie die Felsen auf hohen Gebirgen häufig zeigen; auch die Blitzröhren oder Fulguriten sind derartige Schmelzungsprodukte. In den sandigen Ebenen von Westfalen, Schlesien, [308] Ostpreußen, Cumberland etc. findet man Röhren in der Erde, die oft 8–10 m lang sind und bei einem äußern Durchmesser von einigen Zentimetern eine Öffnung von einigen Millimetern haben. Im Innern sind diese Röhren verglast, während sie von außen rauh sind. Nach unten verzweigen sie sich wie die Wurzeln eines Baums und werden nach und nach dünner. Diese Röhren sind nichts andres als ein Produkt des Blitzes, der die Sandkörner auf seinem Weg zusammengeschmolzen und sich dann in den tiefer gelegenen feuchten Erdschichten zerteilt hat. Selbst magnetische Wirkungen vermag der Blitz hervorzubringen. Er macht eiserne und stählerne Gerätschaften, in deren Nähe er vorbeischlägt, magnetisch, kehrt die Pole von Bussolennadeln um und setzt die Galvanometer und Elektromagnete auf Telegraphenstationen in Bewegung. Auf seinem Weg erzeugt der Blitz Ozongeruch (von Unkundigen Schwefelgeruch genannt), indem er den Sauerstoff der Luft in Ozon umwandelt. Auf dem Wasser werden Schiffe ebensogut vom Blitz getroffen wie Gebäude auf dem Land, und Arago hat nachgewiesen, daß die Wintergewitter auf dem Meer wenigstens weit gefährlicher sind als die Sommergewitter, was wohl damit zusammenhängen mag, daß die Wolken im Winter weit tiefer ziehen als im Sommer.

Der Donner entsteht ohne Zweifel durch die Vibrationen der beim Überschlagen des Blitzes gewaltsam erschütterten Luft. Er entsteht gleichzeitig mit dem Blitz, wird aber später wahrgenommen, weil der Schall sich weit langsamer fortpflanzt als das Licht. Das Licht sieht man gleichzeitig auf der ganzen Bahn des Blitzes, der Donner erreicht aber verhältnismäßig langsam das Ohr, und zwar wird der Beobachter den an dem nähern Ende der Bahn des Blitzes erzeugten Ton früher hören als den am entferntern Ende erzeugten. Hieraus erklärt es sich, warum der Donner nicht ein momentaner Knall, sondern ein Rollen ist, welches je nach der Länge des Blitzes und der Lage seiner Bahn in Bezug auf die Stellung des Beobachters längere oder kürzere Zeit anhält. Bei schweren Gewittern geht dem eigentlichen Schlag eine Folge einzelner höherer Töne vorher, welche man mit dem Geräusch vergleichen kann, welches entsteht, wenn Papier zerrissen wird. Dieses Geräusch, so kurz es ist, fehlt selbst bei der schnellen Aufeinanderfolge kaum, wo man sagt, daß Blitz und Donner augenblicklich sind. An dem polternden Rollen des Donners, welches oft so abnimmt, daß man es beendigt glaubt, dann aber wieder plötzlich stoßweise wächst, hat das Echo zwischen den Wolken wohl bedeutenden Anteil. Wegen der zickzackförmigen Gestalt des Blitzes kann eine vom Beobachter als Mittelpunkt aus beschriebene Kugel die Bahn des Blitzes in mehreren Punkten durchschneiden, es kann also eine Verstärkung des Schalles durch plötzliches Zusammentreffen mehrerer gleichzeitig gehörter Schläge entstehen; auch wird wohl die Intensität der elektrischen Explosion nicht auf der ganzen Strecke, wo sie erregt wird, gleich sein, weshalb auch der Donner als Folge derselben verschieden stark ausfallen muß. Die Zeit zwischen Blitz und Donner gibt ein einfaches Mittel an die Hand, um annäherungsweise die Entfernung der Gewitterwolke zu bestimmen. Der Schall pflanzt sich in der Sekunde bei 0° Wärme 333 m fort. Der Zeitunterschied zwischen Blitz und Donner läßt also leicht durch Multiplikation der Anzahl Sekunden mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit des Schalles die Länge der geraden Linie vom Ausgangspunkt des Blitzes bis zum Auge des Beobachters finden, und diese Größe, mit dem Sinus der scheinbaren Winkelhöhe des Anfangspunktes vom Blitz multipliziert, gibt die senkrechte Höhe der Gewitterwolke vom Erdboden. Auf diesem Weg hat man die meisten Höhenbestimmungen von Gewitterwolken erhalten, und obgleich die Resultate im einzelnen sehr ungenau sein können, so gewähren sie doch in der Gesamtheit Anhaltspunkte zu weitern Schlüssen. Lambert fand die Höhe einer Gewitterwolke zu Berlin 25. Mai und 17. Juni 1773: 6050 und 5100 Fuß; d’Abbadie fand in Äthiopien Höhen von 6–7000 Fuß; Bestimmungen von Klein lieferten Höhen von 7500 Fuß, 16. Mai 1863 ausnahmsweise eine Höhe von 12,100 Fuß. In den Alpen erreichen die G. nur selten Höhen gleich der des Montblanc oder des Monte Rosa. Man kann annehmen, daß Gewitterwolken selten höher als 5000 m über der Erdoberfläche dahinziehen, und daß sie im Flachland im Durchschnitt eine Höhe von 1600–2000 m haben. Eine untere Grenze für die Höhe der G. ist nicht festzustellen, da bisweilen Gewitterwolken sich bis zur Höhe von Häusern oder Kirchen herabsenken. In der Gewitterwolke selbst ist der Donner nach Peytier und Hossard dumpf wie von Pulver, welches im Freien ohne Sprengung explodiert. Die Dauer des Rollens eines einen Blitz begleitenden Donners ist sehr verschieden, nach den Beobachtungen von Delisle bis 50 Sekunden. Donner ohne Blitz ist zwar beobachtet worden, doch ist dann der in einer obern Wolkenschicht entstandene Blitz nur durch eine untere verdeckt gewesen. Donnerschläge bei vollkommen heiterm Himmel gehören wahrscheinlich zu geologischen Erscheinungen, wenn man sie auch aus der Höhe zu hören glaubt. Der Donner ist nicht auf weithin hörbar; das größte Zeitintervall, welches man bis jetzt zwischen Blitz und Donner beobachtet hat, beträgt 72 Sekunden, was auf eine Entfernung von etwa drei geographischen Meilen schließen läßt. Daß der Donner schon in so geringer Entfernung aufhört, hörbar zu sein, ist um so auffallender, weil man Kanonenschüsse viel weiter hört. Denkt man sich den Donner dadurch entstehend, daß eine große Anzahl gleichzeitiger Explosionen, welche in einer Linie hintereinander liegen, nacheinander gehört werden, so kann man aus der Dauer des Donners auf die Länge der Bahn des Blitzes schließen. Diese bildet nämlich die Grundlinie eines Dreiecks, dessen beide andere Seiten der Abstand des Anfangs- und Endpunktes des Blitzes vom Beobachter sind. Da eine jede Seite eines Dreiecks größer als der Unterschied der beiden andern ist, so gibt die Dauer des Donners in Sekunden, mit der Schallgeschwindigkeit multipliziert, eine Linie, welche kürzer ist als die Länge der Bahn des Blitzes; doch müssen dabei Echos außer acht gelassen werden. Man erhält auf diese Weise durch Beobachtung, daß die Bahn des Blitzes oft meilenlang ist, wovon man sich übrigens auch überzeugen kann, wenn man Gelegenheit hat, auf einem hohen Berg ein G. unter sich in der Tiefe zu beobachten.

Das sogen. Wetterleuchten, welches man als blitzähnlichen Lichtschimmer oder blitzähnliches Aufleuchten der Wolken ohne alles Auftreten von Donner oft selbst bei ganz heiterm Himmel, meistens am Horizont oder in niedrigen Höhen, ausnahmsweise aber auch in der Nähe des Zeniths, ebenso meist nur im Dämmerlicht des Tags oder im Dunkel der Nacht und nur selten am hellen Tag beobachtet, ist jedenfalls auch elektrischer Natur. Es könnte vielleicht in einigen Fällen, namentlich da, wo sich die Erscheinung in größerer Höhe zeigt, als der Lichtschimmer [309] zu betrachten sein, der die schwächere und allmähliche elektrische Ausgleichung benachbarter Wolken begleitet, wenn unter den begünstigenden Umständen der Feuchtigkeit und der verdünnten Luft diese Ausgleichung leichter und früher erfolgt, als daß erst ein Blitz die trennenden Luftschichten zu durchbrechen hätte. Ähnliches bemerkt man an der feuchten Scheibe der Elektrisiermaschinen, oder wenn ein Funke in eine Glasröhre mit verdünnter Luft überschlägt. In den bei weitem meisten Fällen ist aber das Wetterleuchten nichts andres als das Blitzen von einem fernern G. Man kann annehmen, daß in gewöhnlichen Fällen der Donner bis zu einer Entfernung von 21/2 Meilen gehört wird. Nehmen wir nun an, daß der Blitz in einer Höhe von 1800–1900 m oder etwa 1/4 Meile über dem Ort entsteht, der ihn im Zenith hat, so sehen wir ihn in einer Entfernung von 21/2 Meilen nur noch niedrig am Horizont, er wird sich in diesem Fall bis etwa 6° über denselben erheben. Bei einer Entfernung von 20 Meilen würden wir, jene Höhe des Gewitters vorausgesetzt, den Blitz eben noch an der Grenze unsers Horizonts aufleuchten sehen. Alle G., welche sich über der ganzen großen Ringfläche entladen, die zwischen den Kreisen vom Radius 21/2 Meilen und 20 Meilen eingeschlossen liegt, werden uns als Wetterleuchten erscheinen, indem wir den Donner nicht hören können und die Blitze in der Nähe des Horizonts bis etwa 6° über ihm erblicken. Diese Ringfläche ist über 60mal so groß wie der Kreis von 21/2 Meilen Radius, und daher muß man im Durchschnitt ebensovielmal mehr ein Wetterleuchten am Horizont sehen, als sich ein G. über dem innern Kreis entladet. Übrigens muß man das wetterleuchtende Gebiet selbst noch größer annehmen, da man aus Erfahrung weiß, wie tief manchmal der Ort einer Lichterscheinung, die noch über dem Horizont zu liegen scheint, unter dem Horizont des Beobachtungsortes liegt. Hiermit stimmt es überein, daß manches G., welches, weither kommend, langsam über uns aufsteigt und wegzieht, zuerst in wetterleuchtenden Blitzen sich ankündigt, wie zuletzt damit aufhört.

Verletzungen. Blitzableiter etc.

Verletzungen durch den Blitz sind im allgemeinen nicht selten und meist unmittelbar tödlich. In einigen Fällen, in welchen Menschen vom Blitz niedergeworfen und betäubt wurden, hatten dieselben später keinerlei Erinnerung an die Empfindung des Blitzschlags. Vom Blitz Erschlagene befinden sich häufig in derselben Lage, welche sie unmittelbar vor dem Schlag hatten, und fast nichts deutet bei ihnen die furchtbare Wirkung des Blitzes an. Punkt- oder spritzförmige Fleckchen oder Streifen, seltener runde, blutunterlaufene Male, und teilweise Versengungen der Haare sind die einzigen äußern Zeichen am Körper der vom Blitz Erschlagenen. Auch im Innern werden die Organe in auffallender Weise niemals verletzt. Gegenwärtig nimmt man meist an, daß der Tod beim Blitzschlag eine Folge der heftigen Erschütterung des Nervensystems und der Vernichtung seiner Reizbarkeit sei. Ein Blitzstrahl, den man sieht, ist nicht mehr zu fürchten. Nach den Ermittelungen des Statistischen Bureaus in Berlin war die Zahl der Blitzschläge, durch welche im preußischen Staat Menschen vom Blitz getroffen wurden:

1869: 84, davon tödlich: 79
1870: 108 102
1871: 112 103
1872: 93 85
1873: 126 111
1874: 107 93
1875: 161 140
1876: 120 106
1877: 178 171
1878: 89 87
1879: 97 96
1880: 62 62

Durchschnittlich wurden demnach im preußischen Staat in einem Jahr 111 Personen vom Blitz getroffen und zwar 103 tödlich.

Um die Gefahr, vom Blitz erschlagen zu werden, zu vermindern, kann man während eines Gewitters folgende Vorsichtsmaßregeln beobachten: Man hüte sich besonders, in Gebäuden in einer unterbrochenen Leitung die vorhandenen Lücken mit seinem Körper auszufüllen. Solche Stellen sind unter Kronleuchtern, welche in metallenen Ketten hängen, unter Drahtzügen, in der Küche unter dem Rauchfang, da der Ruß im Schornstein ein guter Leiter ist. Auch die Nähe von Spiegeln, welche mit Metall belegt sind, von eisernen Stangen in Fenstern und überhaupt von größern Metallmassen kann die Gefahr vermehren. Der beste Platz ist in der Mitte eines geräumigen und hohen Zimmers. Da Zugluft, zumal trockne, die Gefahr nicht vergrößert, so ist das Schließen der Fenster eines mit Menschen angefüllten Zimmers, wodurch die Schwüle und Beklommenheit und die Gefahr des Erstickens in dem Fall, daß wirklich ein Blitzstrahl in das Zimmer dringen sollte, vermehrt werden, zu widerraten. Auf der Straße ist man in der Nähe von Mauern, namentlich unter Thorwegen, mehr gefährdet als in der Mitte; besonders sind solche Stellen, wo das Wasser von den Dächern in starken Güssen niederstürzt, zu meiden. Bekannt ist, daß im Freien öfters Menschen unter Bäumen erschlagen worden sind, nach Boudin 1853 in Frankreich von 34 Personen 15, nur weil sie sich unter Bäume geflüchtet hatten. Man hat sich daher beim G. stets in gewisser Entfernung von Bäumen, 5–6 m von den äußersten Zweigen, zu halten. Schnelles Laufen vermehrt die Gefahr wohl kaum.

Für Gebäude und Schiffe gewährt den besten Schutz gegen das G. der Blitzableiter (s. d.). Bald nach Franklins erstem Versuch wurde, wie oben mitgeteilt, vielfach und in großartigem Maßstab mit der Elektrizität der Gewitterwolken experimentiert; Richman in Petersburg fiel 1753 als Opfer seiner wissenschaftlichen Bestrebungen. Franklin beutete alsbald die neue Entdeckung aus, und schon 1753 schlug er die Konstruktion des Blitzableiters vor, um durch die Wirkung der Spitzen die Gewitterwolke langsam zu entladen. Im J. 1754 wurde in Mähren der erste Blitzableiter errichtet, seine Einrichtung aber sehr bald durch Reimarus wesentlich verbessert.

Im allgemeinen kann angenommen werden, daß ein sorgfältig konstruierter Blitzableiter die Zahl der Blitzschläge vermindert. Wenn nämlich eine Gewitterwolke, z. B. eine positiv elektrische, über der Erde schwebt, so zieht dieselbe, wie schon erwähnt, durch Verteilung die negative Elektrizität nach dem zunächst unter ihr gelegenen Teil der Erdoberfläche und stößt die positive ab, und zwar erhalten die Körper auf der Erde eine um so größere negative Spannung, je weiter sie emporragen, und je bessere Leiter sie zugleich sind. Dafür wird aber auch für sie die Gefahr, vom Blitz getroffen zu werden, um so größer. Versieht man nun diese hervorragenden Körper mit Spitzen, so strömt fortwährend die starke negative Spannungselektrizität aus und neutralisiert sich mit der positiven der Wolke. Auf diese Art wird der Erde die an ihrer Oberfläche angehäufte Spannungselektrizität entzogen und zugleich die der Wolken damit unschädlich gemacht. Daß auf diese Weise die Zahl der Blitzschläge wesentlich verkleinert wird, ist in neuester Zeit namentlich von Duprez in Abrede gestellt, weil die Elektrizität, welche durch eine einzige Spitze des Blitzableiters zur Ausgleichung gelangt, [310] verschwindend gering ist gegen die Elektrizität, welche dem Prozeß der Wolkenbildung ihre Entstehung verdankt. Jedenfalls ist zuweilen die Elektrizitätsspannung so stark, daß die Spitzenwirkung, welche ein Blitzableiter ausübt, zur Neutralisierung der beiden entgegengesetzten Elektrizitäten nicht ausreicht. Aber wenn dann auch eine Entladung durch einen Blitz stattfindet, so wird doch nur der Blitzableiter, sobald derselbe gut angelegt ist, davon betroffen, und das Gebäude selbst wird um so mehr vor Zerstörung geschützt sein, je größer die Leitungsfähigkeit des Blitzableiters ist. Den bekannten Thatsachen gemäß kommt die verteilende Wirkung, welche eben geschildert wurde, nur dann merklich zum Vorschein, wenn der betreffende Teil der Erdstrecke, der noch von der Gewitterwolke beeinflußt werden kann, auf ausgedehnten Wasserstrecken ruht; dagegen kommen Blitzschläge in solchen Gegenden, wo das unterirdische Wasser sehr tief unter der Oberfläche liegt, entweder gar nicht oder wenigstens nur dann vor, wenn durch heftige Regengüsse eine leitende Verbindung mit dem Grundwasser schon hergestellt worden ist. Der Weg also, den ein Blitzschlag gewöhnlich nimmt, ist in der Regel schon durch die Terrainbeschaffenheit sowie durch die Leitungsstrecke zwischen dem unterirdischen Wasser und dem hervorragendsten Teil des oberirdischen Objekts vorgeschrieben. Von großer Wichtigkeit ist es, daß man sich stets davon überzeugen kann, ob sich der Blitzableiter in gutem Zustand befinde. Denn da das Metall, zumal das Eisen, der Zerstörung durch Atmosphärilien ausgesetzt ist, so gibt der Umstand, daß der Blitzableiter einmal tadellos war, keine Garantie, daß er nach einer gewissen Zeit noch in demselben guten Zustand sich befinde. Im J. 1869 wurde sogar in Oberleitensdorf beobachtet, daß der Blitz, welcher in die auf einer Schlosserei errichtete Auffangestange des Blitzableiters fuhr, 8 cm vom Erdboden von der starken Ableitungsstange absprang, die 60 cm dicke Mauer durchbohrte und durch den Arbeitssaal fuhr, ohne andre Spuren zu hinterlassen, als einige Arbeiter umzuwerfen. Das Abspringen des Blitzes von der vor kurzer Zeit mit großer Sorgfalt hergerichteten Leitung kann nur durch die in der Werkstätte aufgehäuften Eisenmassen hervorgebracht sein. Ein Mittel zu einer Prüfung der Blitzableiter liefert uns der galvanische Strom (s. Blitzableiter).

In neuerer Zeit ist vielfach konstatiert worden, daß die Blitzschläge in Gebäude gegen früher zugenommen haben; diese Zunahme der Blitzgefahr für Gebäude ist nach Holtz viel mehr tellurischen als meteorologischen Einflüssen unterworfen und kann durch vermehrte Entwaldung, durch Vermehrung der Eisenbahnen und Telegraphen, durch Entfernung einzelner hoher Bäume aus der nächsten Umgebung der Häuser und durch die Verwendung von eisernen Balken und Stützen beim Bau der Häuser erklärt werden. Die Zunahme der Blitzgefahr ist nach Holtz für Deutschland von 1854 bis 1880 gewachsen im Verhältnis von 1 : 2,75. Auf 1 Mill. Gebäude kommen durchschnittlich im Gothaischen 47 jährliche Blitzschläge, im Königreich Sachsen 322, in Westfalen 365, im Osnabrückschen 443. Die außerordentlich zahlreichen Blitzschläge in Schleswig-Holstein sind von Weber untersucht, und dabei hat sich herausgestellt, daß überragende Bäume und Gebäude nur einen geringen Schutz gewährten, und daß die Blitzgefahr nur durch einen in gutem Zustand sich befindenden Blitzableiter beseitigt werden konnte. Auch die seit 1874 in den lippeschen Staatsforsten angestellten Gewitterbeobachtungen und die Zahl der an Bäumen der Wälder konstatierten Blitzschläge lassen eine Zunahme der Blitzgefahr in den letzten Jahren erkennen. Diese Beobachtungen haben außerdem auch gezeigt, daß die Blitzgefahr für die einzelnen Bäume sehr verschieden ist. Setzt man die der Buche = 1, so ist die der Eiche = 34, die der andern Laubhölzer = 12 und die der Nadelhölzer = 9. Vgl. Kuhn, Angewandte Elektrizitätslehre (in Karstens „Allgemeiner Encyklopädie der Physik“, Leipz. 1865); Jelinek, Über die jährliche Verteilung der Gewittertage in Österreich und Ungarn (Sitzung der Wiener Akademie, Mai 1869); v. Bezold, Zur Gewitterkunde (in „Poggendorffs Annalen“, Bd. 136, 1869); Klein, Die geographische Verteilung der G. („Gäa“ 1870); Derselbe, Das G. (Graz 1871); Stricker, Der Blitz und seine Wirkungen (Berl. 1872); Holtz, Über die Zunahme der Blitzgefahr (Greifsw. 1880); Aßmann, Die G. in Mitteldeutschland (Halle 1885), und die Litteratur bei Blitzableiter.


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 381382
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[381] Gewitter. Über den Ursprung der atmosphärischen Elektrizität sind namentlich auch in neuerer Zeit eine Reihe von Hypothesen aufgestellt, durch welche diese wichtige Frage aber doch noch nicht als abgeschlossen gelten kann. Meistens wird die Entstehung der atmosphärischen Elektrizität aus Reibungsvorgängen abgeleitet, welche freilich auf sehr verschiedene Weise angenommen werden. Nach der einen Hypothese soll der hauptsächlichste Reibungsvorgang der sein, welcher bei dem Aufsteigen und der wechselnden Bewegung der verdampften Wasserteilchen an der trocknen Luft vor sich geht. Nach einer andern soll die Reibung beim Herabfallen der durch Verdichtung gebildeten Wassertropfen durch die Luft stattfinden. Ferner ist auch die bei der Verdampfung eintretende Reibung des Dampfes an den festen Teilen der Erdoberfläche, oder die Reibung der in der Luft schwebenden kleinen Wasserkügelchen an der feuchten Luft, oder die Reibung zwischen dem flüssigen atmosphärischen Wasser an den in den höhern Regionen befindlichen Eisnadeln als Quelle der Elektrizität angesehen. Außerdem ist die Hypothese aufgestellt, daß Reibungsvorgänge nur zur Erklärung der Anfangsladung mit Elektrizität benutzt werden können und die Gewitterelektrizität als Influenzelektrizität anzusehen ist. Auch ist die atmosphärische Elektrizität mit den Erscheinungen der Polarlichter in Verbindung gebracht und durch die unipolare Induktion des Erdmagnetismus zu erklären versucht worden. Endlich ist noch von Arrhenius u. a. die Ansicht vertreten worden, daß die elektrischen Erscheinungen in der Atmosphäre der Erde unter der Annahme erklärt werden können, daß unser Planet ursprünglich mit einer gewissen Quantität negativer Elektrizität geladen ist, welche auf der Erdoberfläche und auf den in der Atmosphäre schwebenden flüssigen oder festen Partikelchen verteilt ist, und daß die Frage, wie dieselbe anfänglich entstanden ist, ebenso außerhalb des Bereichs der Naturforschung fällt wie z. B. die Frage nach der Rotation der Sonne und ähnliche.

So wenig demnach die Erklärung für die Entstehung der atmosphärischen Elektrizität und ihre Erscheinung im G. zum Abschluß gebracht ist, so ist doch die Erscheinung und der Verlauf der Gewitterphänomene selbst in ihren Hauptzügen durch die neuern regelmäßigen Gewitterbeobachtungen eingehend erforscht, und dabei haben sich Gesetze über die Periodizität der G., die Richtung und Geschwindigkeit ihrer Fortbewegung ergeben, die bis dahin noch nicht bekannt waren. Derartige systematische Gewitterbeobachtungen begannen 1865 in Frankreich, folgten dann in Schweden, Norwegen und Belgien, wurden in Deutschland 1879 von v. Bezold in Bayern eingerichtet und bald darauf auch in Sachsen, Württemberg und Preußen angestellt. Da außerdem auch in Italien und Rußland eine große Anzahl von Gewitterstationen bestehen, so können gegenwärtig die G. über den größten Teil von Europa verfolgt und beobachtet werden. Als Sitz des Gewitters erscheint gewöhnlich eine eigentümlich gefärbte Haufenwolke von graublauer Farbe, welche anfangs oft klein ist, rasch an Umfang zunimmt und in kurzer Zeit den vorher meist blaßblauen Himmel bedeckt. Die Höhe der Gewitterwolken scheint fast nie die der Cirruswolken zu erreichen, und als ihre untere Grenze wird von Hann eine Höhe von 1400 m angegeben. Hat sich an irgend einem Ort ein G. ausgebildet, so breitet sich dasselbe nach den Untersuchungen von v. Bezold für Bayern und denen von Ferrari für Italien gewöhnlich nach einer Richtung hin aus und nimmt die Form eines langgestreckten Streifens an, welcher sich im allgemeinen parallel mit sich selbst, senkrecht zu seiner Längenausdehnung fortbewegt. Beim Fortschreiten der G. machen sich besondere Zugstraßen kenntlich, und einzelne Gegenden werden besonders oft heimgesucht. Waldarme Gegenden sind den Gewittern mehr ausgesetzt als waldreiche, und sumpfige Niederungen treten oft als vollständige Gewitterherde auf.

Alle Erfahrungen sprechen dafür, daß die Entstehung der G. durch hohe Temperaturen und hohen Dampfgehalt der Luft begünstigt werden. Vor dem G. nehmen Luftdruck und relative Feuchtigkeit ab, die Temperatur dagegen zu, so daß anfangs die ersten beiden ein Minimum, die letztere ein Maximum besitzt. Während des Gewitters steigen der Luftdruck und die relative Feuchtigkeit rasch, die Temperatur sinkt, und die ersten beiden zeigen am Schluß ein Maximum und die letztere ein Minimum. Die Stärke des Windes nimmt am Anfang des Gewitters meist rasch zu, erreicht bald ihren größten Wert und nimmt dann wieder schnell ab. Ähnlich sind die Änderungen der meteorologischen Elemente bei den Nachtgewittern im Sommer, wenn auch nicht immer so stark ausgeprägt wie bei den Tagesgewittern. Nicht selten folgen zwei oder mehrere G. in kurzen Zwischenräumen aufeinander, doch kann man dann meistens ein G. unterscheiden, welches als Hauptgewitter erscheint. Die Fortpflanzungsrichtung der G. stimmt im allgemeinen mit der Richtung des vorherrschenden Windes im Gewittergebiet und mit der Fortbewegung der die G. begleitenden Depressionen überein. In Deutschland und Frankreich findet die größte Gewitterhäufigkeit bei Südwest-, in Italien und Österreich bei Westwinden statt. Die Fortpflanzungsgeschwindigkeit der G. ist abhängig von der, mit welcher sich die begleitenden Depressionen des Luftdrucks fortbewegen. In Italien beträgt sie durchschnittlich 34,1 km in einer Stunde, in Süddeutschland 41,1 km, in Frankreich 41,3, in Norwegen 38 km und zeigt dabei eine Übereinstimmung mit der Fortpflanzungsgeschwindigkeit der barometrischen Minima in der Art, daß die G. ebenso wie die Depressionen aus SW. die größte und die aus östlicher Richtung die kleinste Geschwindigkeit besitzen.

Außerdem haben die neuern Beobachtungen unzweifelhaft ergeben, daß in der Häufigkeit des Auftretens der G. eine tägliche und eine jährliche Periode vorhanden ist. Das Hauptmaximum der Häufigkeit fällt in der täglichen Periode stets auf die Nachmittagsstunden von 3–6, aber außerdem findet sich, wie zuerst v. Bezold nachgewiesen, noch ein zweites Maximum [382] zur Nachtzeit, etwa um Mitternacht. Auch im Lauf eines Jahrs finden in der Gewitterhäufigkeit zwei Maxima statt. Fast überall fällt das Hauptmaximum in den Sommer und zwar in den Juni oder Juli, nur an den Küsten des nordwestlichen Europa nehmen die Wintergewitter zu und sind auf Island und im nordwestlichen Schottland häufiger als die Sommergewitter. Das zweite, weniger hervortretende Maximum, welches für Mitteleuropa auch zuerst von v. Bezold nachgewiesen ist, fällt ebenfalls in den Sommer, aber etwas später als das Hauptmaximum. Dabei findet es sich, daß beide Maxima in Westeuropa etwas später auftreten als in Osteuropa, indem sie im erstern auf Anfang Juli und Ende August und im letztern auf Ende Juni und Anfang August fallen. Endlich ist noch aus den Gewitterbeobachtungen in Bayern und Württemberg, welche die Jahre 1880–87 umfassen, festgestellt, daß eine dritte Periode vorhanden ist, deren wahrscheinlichste Dauer 25,85 Tage beträgt und daher voraussichtlich mit der Sonnenrotation in Beziehung steht. Deshalb könnte angenommen werden, daß die elektrischen Erscheinungen in der Atmosphäre mit solaren Vorgängen in Zusammenhang stehen, ohne jedoch durch sie ausschließlich bedingt zu sein. Die Hauptbedingungen für die Gewitterbildung bleiben immer die Temperatur- und Feuchtigkeitsverhältnisse, während in untergeordnetem Grad auch die Rotation der Sonne für ihr Entstehen mitbestimmend sein kann.

Zu erwähnen ist noch, daß in neuerer Zeit die Bahn des Blitzes durch photographische Abbildungen zur Anschauung gebracht ist. Seit 1884 ist eine größere Anzahl von Blitzphotographien (in der Sitzung der Royal Meteorological Society vom 21. März 1888 waren über 50 ausgestellt) aufgenommen, welche deutlich zeigen, daß der Blitz meistens keine einfache elektrische Entladung zwischen zwei Punkten ist, sondern daß zwar die Entladung von einem Punkt ausgeht, sich dann aber von dem Weg des Hauptstrahls in eine größere Anzahl von schwächern Bahnen verästelt. Oft sind auf den Photographien eines Blitzes mehrere verschieden starke Strahlen zu erkennen, von denen sich, namentlich von dem Hauptstrahl, mehrere Strahlen abzweigen, welche auf ihrem Weg rasch schwächer werden und daher nicht zur Erde zu kommen scheinen. Diese Verästelung könnte zur Erklärung dafür dienen, daß zuweilen eine größere Anzahl von Gegenständen die Folgen eines Blitzschlags zeigen und doch nur ein einziger Blitz beobachtet wurde.


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 396397
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[396] Gewitter (Kugelblitze). Die Blitze werden je nach der verschiedenen Form, unter welcher sie erscheinen, nach Arago in drei Klassen eingeteilt, und zwar in zickzackförmige Blitze mit scharf begrenzten Rändern, in Flächenblitze, deren diffuses Licht größere Teile der Wolken oder diese ganz erleuchten, und in Kugelblitze. Die letztern, welche nur selten auftreten und in ihrer Entstehung eine noch rätselhafte Naturerscheinung bilden, haben die Gestalt von Feuerkugeln von verschiedenem Volumen und durchlaufen die Atmosphäre meistens mit so geringer Geschwindigkeit, daß sie mehrere Sekunden lang sichtbar bleiben, während die Blitze der ersten beiden Gattungen, wie Wheatstone nachgewiesen hat, bestimmt weniger als den tausendsten Teil einer Sekunde dauern. Seitdem diesem Gegenstand von den meteorologischen Beobachtern ein eingehendes Interesse geschenkt wird, sind eine Reihe von Kugelblitzen beobachtet, die in ihrem Auftreten und in ihrem Verlauf bestimmte charakteristische Merkmale gezeigt haben. Während eines heftigen Gewitters wurde meist in der Nähe der Erdoberfläche eine Feuerkugel von verschiedener Größe und verschiedener Farbe, weiß, gelblich oder rötlich bis tiefrot, gesehen, die zuweilen kurze Zeit an derselben Stelle stillstand und sich dann in fast allen Fällen langsam fortbewegte, bis sie bald darauf unter einem ungewöhnlich heftigen Knalle, bei welchem das gewöhnliche Rollen des Donners nicht gehört wurde, verschwand. Zuweilen war das Verschwinden der Feuerkugel mit einem Platzen derselben verbunden, bei welchem dieselbe feurige Strahlen nach allen Seiten hin aussandte, die erhebliche Zerstörungen oder Brandschaden verursachten. In vielen Fällen, namentlich wenn die runde Feuerkugel im Innern eines geschlossenen Raumes beobachtet wurde, war ein starker Schwefelgeruch zu bemerken, der eine Benommenheit des Kopfes und Kopfschmerz hervorrief. Die Kugelblitze erscheinen zuweilen auch unmittelbar als eine feurige Kugel, die aus einer dunkeln Wolkenmasse mit gleichmäßiger Geschwindigkeit langsam herabschwebt und dann in der Luft ohne ein besonderes Geräusch zerplatzt. Das bei den Kugelblitzen auftretende Geräusch wird sehr verschieden beschrieben; meistens erfolgt die Bewegung der Feuerkugel ohne Geräusch, zuweilen ist sie von einem starken Knattern begleitet, das Verschwinden oder Platzen findet aber fast ausnahmslos mit einem starken Knalle statt, der in gleicher Stärke bei keiner andern Erscheinung auftritt. Von besonders interessanten Beobachtungen von Kugelblitzen soll hier die 30. Nov. 1888 gemachte hervorgehoben werden. Während einer Fahrt von Brest nach Brescanvel bemerkten die Insassen des Wagens einen dunkelroten Lichtschein in Gestalt einer Halbkugel an der rechten Seite des Brustriemens des Pferdes. Die dem Wege zugewandte Seite leuchtete in weißem blendenden Lichte. Das Pferd stürzte, sprang wieder auf, stürzte noch zweimal, ohne daß der an ihm haftende Lichtschein auch nur für einen Augenblick verschwand. Bei dem letzten Sturz explodierte die Kugel unter der Form eines Blitzes, welcher sich einen Augenblick entfernte, dann aber auf das Pferd zurücksprang. Das Tier war tödlich getroffen und verendete fast augenblicklich. Als die Reisenden die Augen öffneten, welche sie bei dem Blitzstrahl hatten schließen müssen, sahen sie nur noch eine rötliche Wolke, welche sich bald darauf zerstreute. Eine große Eiche, welche am Wege stand, war getroffen und in ihrer ganzen Länge gespalten worden. An ihrem Fuß hatte der Blitz ein Loch in der Böschung ausgewühlt und scheint von dort nach der Mitte des Weges übergesprungen und die genannten Erscheinungen hervorgerufen zu haben. Das großartigste Auftreten eines Kugelblitzes, welches sich vielleicht überhaupt gezeigt hat, wurde 25. Juni 1885 bei einer Besteigung des Säntis beobachtet. Etwa um 7 Uhr abends erhob sich ein ungewöhnlich starkes G., bei welchem Schlag auf Schlag folgte und ein wahres Feuermeer die Reisenden umgab. Auf einmal zeigten sich auf dem Bergkamm, welcher sich von der Säntisspitze gegen den Altmann hinzieht, aufflackernde Flämmchen, vermischt mit kleinen gelblichen Kugeln. Letztere liefen scheinbar an einem Seile oder Drahte dahin, näherten sich gegenseitig, bildeten zusammenstoßend eine größere Lichtmasse und fielen explodierend, einer Rakete ähnlich, in rötlichen und blauen Kugeln schlängelnd nieder. Diese merkwürdige Erscheinung wiederholte sich mehrmals nacheinander. Bald darauf schwebte auf demselben Bergkamm eine einzelne feurige Kugel, von der scheinbaren Größe einer Bombe oder eines kleinen Mondes, in flachem Bogen hin und her, etwa mit der Geschwindigkeit eines geworfenen Balles. Am Ende ihrer Bahn schien die Kugel zu verschwinden, tauchte aber gleich darauf wieder empor und begann ihren ruhigen Lauf aufs neue. Da auf einmal erfolgte ein furchtbarer Krach, der den ganzen Berg in seinen Grundfesten zu erschüttern schien, und gleichzeitig stand die ganze Telephonleitung des Säntis, soweit sie auf dem Schneefelde dem Auge der Beobachter erreichbar war, in intensivstem Lichte. Nicht nur der Draht, sondern auch der zwischen diesem und dem Erdboden sich befindende freie Raum war mit einer Glutmasse ausgefüllt. Zwischen je zwei Stangen waren 4–5 feurige Flächen ausgespannt, nach untenhin zerschlitzt und zersetzt und scheinbar mit bläulichem Saume sich wellenförmig bewegend. Diese Flächen hatten verschiedene Größe, und zwar waren von den zwischen je zwei Stangen herunterhängenden die erste von oben die größte, die unterste die kleinste, was sich bei jedem Zwischenraum regelmäßig wiederholte. Diese wunderbare Erscheinung war keine momentane, sondern eine mindestens 2 Minuten lang anhaltende. Plötzlich schien die ganze Lichterscheinung zu Boden zu fallen. Der Telephondraht war geschmolzen, die Leitung war zerstört. Auf der Erde, wo die Drähte lagen, schien es zu brodeln wie von flüssigem Metall. Eine am Morgen des nächsten [397] Tages vorgenommene Untersuchung zeigte, daß der Leitungsdraht in einer Länge von ca. 600 m nicht mehr vorhanden war und nur an den Isolatoren etwa zentimeterlange Stücke sowie der Bindedraht unversehrt waren. Da von dem fehlenden Drahte gar nichts gefunden wurde, so muß angenommen werden, daß derselbe verbrannt sei. Bei weitern fünf Stangen war der Draht ganz verkohlt und morsch. Im Telegraphenbüreau zeigte die Blitzplatte ein 5 mm tiefes Loch, und von den sechs Bitzableiterstangen auf dem Anemometerhäuschen auf dem Gipfel des Berges waren zwei durch Abschmelzen der Platinspitzen untauglich geworden.