Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
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Band 6 (1887), Seite 908910
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Garibaldi. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 908–910. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Garibaldi (Version vom 21.10.2023)

[908] Garibaldi, Giuseppe, berühmter Nationalheld der Italiener, geb. 4. Juli 1807 zu Nizza als Sohn eines Seemanns, trat früh in die sardinische Marine ein, beteiligte sich, für die Einheit und Größe seines Vaterlandes begeistert, an dem Komplott von 1834, welches durch den Savoyerzug Mazzinis ein unglückliches Ende fand, und mußte daher flüchtig werden; er entkam 5. Febr. 1834 von Genua nach Frankreich. In der Heimat zum Tod verurteilt, führte er nun eine Reihe von Jahren ein unstetes Leben, stand eine Zeitlang im Dienste des Beis von Tunis, dann 1846 in dem der südamerikanischen Republiken Rio Grande do Sul und Montevideo, wo er mit (gewöhnlich von ihm selbst zusammengebrachten) Schiffen als Kommandant von Kapern den Brasiliern sich gefürchtet machte und eine treffliche Schule für diese Art der Kriegführung durchmachte. Auch verband er sich hier mit einer Spanierin, Anita, die er aber, weil sie vermählt war, nicht gesetzlich heiraten konnte. Auf die Kunde vom Ausbruch der nationalen Bewegung in Italien schiffte er sich im April 1848 mit 54 Waffengenossen nach Europa ein und betrat nach 14jähriger Verbannung in Nizza sein Vaterland wieder, gerade als die erste glückliche Periode des oberitalienischen Kriegs beendet war. Er wollte unter König Karl Albert Dienste nehmen, wurde aber abgewiesen und zu spät vom Verteidigungskomitee in Mailand mit der Bildung eines Freiwilligenkorps beauftragt; nach Ablauf des am 9. Aug. zwischen Karl Albert und Radetzky abgeschlossenen Waffenstillstandes leistete er mit seinem 1500 Mann starken Korps an verschiedenen Orten den überlegenen Österreichern tapfern Widerstand, mußte sich aber endlich vor der Übermacht auf schweizerisches Gebiet zurückziehen. Diese tollkühne Ausdauer mitten in der allgemeinen Mutlosigkeit gewann ihm bei den Italienern ungemeine Popularität. Die Sizilianer beriefen ihn, um die Verteidigung der Insel gegen Ferdinand II. von Neapel zu übernehmen. Indes trat G. 21. Dez. 1848 in den Dienst der provisorischen Regierung Roms und nahm sein Hauptquartier erst zu Macerata, sodann zu Rieti. In das römische Parlament gewählt, stellte G. gleich in der ersten Sitzung 5. Febr. 1849 den Antrag auf Proklamation der Republik, kehrte aber sodann zu seiner Legion zurück. Alle Erfolge, die während der Belagerung Roms durch die Franzosen von den Römern errungen wurden, verdankte man G.; wiewohl den Kriegsplan der Triumvirn nicht billigend, gab er doch in der gefährlichsten Zeit das Beispiel des unbedingtesten Gehorsams und legte eine seltene Unerschrockenheit und Gewandtheit im Benutzen der Umstände an den Tag. Er brachte den Franzosen bei ihrem ersten Vorrücken eine Niederlage bei und nötigte durch seine Verteidigung der Stellung am Thor von San Pancrazio (2. Mai) den Marschall Oudinot zu einer förmlichen Belagerung der Stadt. Ebenso glänzend zeichnete er sich bei den erfolgreichen Angriffen auf die Neapolitaner bei Palestrina und Velletri (19. Mai) aus. Als die französische Übermacht sich 3. Juli der Stadt bemächtigte, trat G. mit den ihm noch gebliebenen 1550 Mann ins Neapolitanische über, um dort zu insurgieren, ward aber von den Österreichern verfolgt und entkam unter vielen Gefahren nach Piemont, noch ohne seine Anita, die ihn auf allen seinen Zügen begleitet hatte, aber auf der abenteuerlichen Flucht bei Ravenna den Folgen einer Niederkunft erlegen war. Die sardinische Regierung zwang ihn zur Auswanderung nach Nordamerika. In New York arbeitete er anfangs in einer Seifen- und Lichtefabrik, fand dann aber eine Verwendung als Schiffskapitän und befuhr den Stillen Ozean bis Kanton.

1854 kehrte er nach Sardinien zurück und nahm nach einjährigem stillen Aufenthalt in Nizza mit seiner Familie einen bleibenden Aufenthalt auf der von ihm zum Teil angekauften kleinen Felseninsel Caprera, unweit der Nordostküste der Insel Sardinien, wo er sich der Landwirtschaft widmete. Da die von Cavour geleitete piemontesische Politik immer entschiedener auf eine Einigung des freien Italien unter der Führung Sardiniens hinarbeitete, so trat G. im Juli 1856 dem Italienischen Nationalverein bei, dessen Ziel die Vereinigung ganz Italiens unter dem Zepter des Hauses Savoyen war. Das Bündnis Piemonts mit Frankreich gegen Österreich erkannte auch G. als durch die Umstände geboten an, und Cavour seinerseits überwand die entschiedene Abneigung Napoleons III. gegen G. und seine Freischaren und ließ es auf seine Verantwortung geschehen, daß sich die [909] Freiwilligen aus dem Österreichischen und aus Mittelitalien unter Garibaldis Fahnen in Piemont organisierten. Als sardinischer General überschritt G. mit seinen „Alpenjägern“ 23. Mai 1859 den Ticino; zwar trug er einige Erfolge über den ihm gegenüberstehenden österreichischen General Urban davon, richtete aber nichts Bedeutendes aus. Er teilte den nationalen Zorn über die plötzliche Beendigung des Kriegs durch den Frieden von Villafranca und folgte daher gern einem im August d. J. von Toscana an ihn ergangenen Ruf zur Organisation der toscanischen Division, die damals in der Romagna stand, in der Absicht, die Insurrektion nun in den Kirchenstaat und nach Neapel zu tragen, hier ebenfalls Viktor Emanuel als König von Italien auszurufen und sodann auch ohne französische Unterstützung an die Eroberung Venedigs zu gehen. Allein die politischen Verhältnisse gestatteten der piemontesischen Regierung nicht, ihre Erlaubnis zu einem solchen Vorgehen zu erteilen. G. zog sich darauf, als piemontesischer General zur Disposition gestellt, nach Caprera zurück. 1860 in das Parlament zu Turin gewählt, protestierte G. vergeblich gegen die Abtretung Savoyens und Nizzas an Frankreich und nahm hierauf als sardinischer General und Deputierter seine Entlassung. Bald darauf stellte er sich an die Spitze der Expedition, welche von Genua aus, von Cavour im geheimen begünstigt, der Insurrektion in Sizilien zu Hilfe eilte. Am 11. Mai 1860 landete er trotz der ihm auflauernden neapolitanischen Kreuzer mit 1020 Mann auf der Insel bei Marsala, gebot schon 14. Mai über ein Korps von etwa 4000 Mann und übernahm durch Dekret die Diktatur über Sizilien im Namen Viktor Emanuels. Nachdem er den General Landi, der mit 3500 Mann königlicher Truppen bei Calatafimi stand, aus fünf gut verteidigten Stellungen geworfen hatte, wandte er sich 26. Mai gegen Palermo, schritt 27. Mai sofort zum Angriff und zwang 6. Juni die weit überlegenen königlichen Truppen zur Kapitulation. G. ernannte nun ein Ministerium und erließ eine Reihe von Dekreten zur militärischen und administrativen Reorganisation der Insel. Am 21. Juli kapitulierte die Festung Milasso; 28. Juli folgte der Abschluß eines Waffenstillstandes zwischen dem Befehlshaber von Messina und G. Am 5. Aug. traf letzterer seine Vorbereitungen zur Überfahrt auf das Festland, am 6. erließ er eine Proklamation an die Bevölkerung desselben, am 9. schickte er die erste Freischar, 330 Mann, hinüber, am 19. landete er selbst mit 5000 Mann trotz der in der Meerenge kreuzenden neapolitanischen Flotte in der Nähe von Reggio, nahm sofort diese Stadt, zog bereits 7. Sept. in Neapel ein und begann mit 25,000 Freiwilligen am 20. den Angriff auf die Volturnolinie, welche die Königlichen besetzt hielten, behauptete auch, wenn schon mit Mühe und nach heftigem Kampf, auf der ganzen Linie seine Stellung und schritt 8. Okt. zur Belagerung Capuas. Während er aber durch sein eigenmächtiges Vorgehen einerseits in immer schärfern Gegensatz zur Regierung Viktor Emanuels getreten war, konnte er anderseits doch der Mitwirkung der letztern zum vollständigen Sieg nicht entbehren. So sah er sich genötigt, als die sardinische Armee von Norden her ins neapolitanische Gebiet einrückte, dieser die Fortsetzung der Operationen zu überlassen; nachdem er 30. Okt. Viktor Emanuel in Sessa als König von Italien begrüßt hatte und 7. Nov. an seiner Seite in Neapel eingezogen war, legte er die von ihm bisher geübte Gewalt in des Königs Hände nieder und schiffte sich am 9. nach Caprera ein. Jede Belohnung, jede Auszeichnung hatte er abgelehnt; selbst die wenigen Piaster, die er zur Überfahrt nach seiner kleinen Besitzung bedurfte, mußte er entlehnen. Als Haupt der sogen. Aktionspartei ruhte er aber nicht lange in Caprera, sondern ging sofort an die Verwirklichung des nächsten Ziels: der Befreiung Roms und Erhebung desselben zur Hauptstadt Italiens. Er erschien im Juni 1862 plötzlich in Palermo, entzündete überall die Bevölkerung zum Haß gegen Napoleon und das Papsttum und rief zum Zug nach Rom auf. Obgleich die Regierung sich auf das bestimmteste gegen ihn erklärte, hatte er doch bald gegen 3000 Freiwillige um sich und landete, nachdem er sich 18. Aug. Catanias bemächtigt hatte, am 25. in Kalabrien. Allein jetzt wurde auf die bestimmte Forderung Napoleons von der Regierung der General Cialdini gegen ihn geschickt, und 28. Aug. kam es zwischen G. und den von dem Obersten Pallavicino befehligten königlichen Truppen zum Gefecht bei Aspromonte, in welchem G. selbst am rechten Knöchel gefährlich verwundet wurde. Auf einem Regierungsdampfer nach La Spezia und von da in das Fort Varignano auf der Insel Palmeria gebracht, ward er 5. Okt. mit seinen Genossen amnestiert. Die Verwundung Garibaldis erforderte, da die Kugel bis auf den Knochen eingedrungen war, eine schwierige Operation und heilte nur sehr allmählich. Erst 20. Dez. kehrte er nach seinem Caprera zurück. Hier lebte er ruhig bis zum Frühjahr 1864, in welchem er einen Besuch in England machte, wo ihm seine Freunde großartige Ovationen bereiteten.

Beim Ausbruch des Kriegs 1866 stellte sich G. alsbald dem König Viktor Emanuel zur Disposition und wurde 6. Mai zum Oberbefehlshaber von 20 Bataillonen Freiwilliger ernannt. Er begab sich im Juni nach Como, wo er den Oberbefehl über die Freischar übernahm. Er vollbrachte aber keine großen Thaten. Zwar machte er eine Bewegung gegen das im südlichen Tirol stehende österreichische Korps, wurde aber 3. Juli am Gardasee geschlagen und zum Rückzug genötigt. In seinen Erwartungen getäuscht, nahm er deshalb 15. Aug. in einer Proklamation von seinen Freiwilligen Abschied und eilte nach Caprera zurück. Die Glanzperiode Garibaldis war überhaupt vorbei. Seine frühern großen Erfolge hatte er seiner Kühnheit und seiner idealen, selbstlosen Begeisterung für die Sache seines Vaterlandes zu verdanken. Seine fernern Handlungen bewiesen aber, daß es ihm gänzlich an politischer Einsicht und Besonnenheit wie an Selbständigkeit des Urteils fehlte. Obgleich der Regierung Viktor Emanuels durch die Septemberkonvention die Hände hinsichtlich einer Aktion gegen Rom gebunden waren, versuchte G. doch auf eigne Faust sich dieser Stadt zu bemächtigen. Da sein Plan nicht verborgen bleiben konnte, ließ ihn die Regierung 23. Sept. 1867 in Asinalungo verhaften und nach Caprera zurückbringen. Indessen setzten Garibaldis Freunde das begonnene Werk fort, bis es ihm selbst gelang, in tollkühner Fahrt auf einer kleinen Barke mitten durch die italienischen Kreuzer hindurch von Caprera zu entkommen und im Kirchenstaat zu landen. G. errang nun einige Vorteile, namentlich durch seinen Sieg bei Monterotondo Ende Oktober. Allein 30. Okt. landeten zwei französische Brigaden unter General Failly bei Civitavecchia, und da G. trotz wiederholter Aufforderung seitens der Regierung und trotz der unzureichenden Beschaffenheit seiner meist aus ganz jungen Leuten bestehenden Truppen die Waffen nicht niederlegte, wurde er bei Mentana 3. Nov. von päpstlichen und französischen Streitkräften angegriffen und erlitt eine vollständige Niederlage. [910] Der Verlust der Garibaldiner betrug 1000 Tote und Verwundete und 1400 Gefangene. G. fiel bei Figlini den Truppen Viktor Emanuels in die Hände, wurde entwaffnet und als Gefangener in das Fort Varignano bei Spezia gebracht, erhielt aber Ende November 1867 die Erlaubnis zur Rückkehr nach Caprera, wo ihn die Regierung sorgfältig bewachen ließ. In seiner einsamen Zurückgezogenheit schrieb G. kirchenfeindliche Romane („Clelia, ovvero il governo del Monaco“, „Cantoni il volontario“, deutsch, Leipz. 1870). Die Proklamierung der französischen Republik im September 1870 entflammte seinen republikanischen Fanatismus so heftig, daß er, begleitet von seinen Söhnen Menotti und Ricciotti, nach Tours zu Gambetta eilte, von welchem er Anfang Oktober das Kommando über die Freischaren auf dem südöstlichen Kriegsschauplatz erhielt. Er begann nun in Burgund in seiner Weise einen Guerillakrieg, ohne jedoch Erfolge zu erringen. Die pomphaften Lobpreisungen in der Presse standen mit den wirklichen Leistungen in schroffem Widerspruch. Die Franzosen sahen ihn nicht gern, weil er als geschworner Feind des Papstes die katholischen Gefühle des Landvolkes oft rücksichtslos verletzte; überdies benahmen sich die Freischaren höchst zuchtlos und anmaßend. Seine gänzliche militärische Unfähigkeit bewies G. im Januar 1871, als er sich durch die Angriffe einer preußischen Brigade in Dijon festhalten ließ und nichts that, um den Marsch Manteuffels aufzuhalten und Bourbaki zu Hilfe zu kommen. Nach der Vernichtung der Bourbakischen Armee räumte G. 1. Febr. Dijon. Infolge dieses Ungeschicks wurde G. von den Franzosen sehr schlecht behandelt. Er war in die Nationalversammlung zu Bordeaux gewählt worden; als er jedoch seinen Sitz in derselben einnahm, ward er schon nach seinen ersten Meinungsäußerungen so mit Beleidigungen überschüttet, daß er sofort sein Mandat niederlegte und nach Caprera zurückkehrte, von wo aus er noch Erklärungen zu gunsten der Pariser Kommune erließ, wie er denn jede antiklerikale oder radikale Bewegung, ferner auch die chauvinistischen Bestrebungen der Italia irredenta von seiner Insel aus mit einigen Phrasen zu begrüßen pflegte. Eine vom Parlament 1874 votierte Dotation von 100,000 Lire Renten lehnte er anfangs mit Rücksicht auf die Finanzzustände Italiens ab, nahm sie aber 1876 wegen der Verschwendung seiner Söhne doch an. Seit den letzten Jahren durch körperliche Leiden sehr geschwächt, starb er 2. Juni 1882 auf Caprera und wurde unter großen Feierlichkeiten daselbst 8. Juni beigesetzt. – G. war von mittlerer Größe, kräftigem Körperbau, mit großem Kopf und ausdrucksvollen, energischen Zügen; sein ursprünglich rötlicher Bart ergraute früh. Er trug gewöhnlich die bekannte Bluse und den schwarzen, runden Filzhut. Er zeigte sich sein ganzes Leben hindurch als einen Mann, der für die einmal erfaßte Idee alle Opfer zu bringen fähig war. Schwärmerische Begeisterung für die nationale Sache, Thatkraft und Energie in der Ausführung seiner Pläne, Umsicht und Raschheit in den militärischen Bewegungen, persönliche Tapferkeit, Uneigennützigkeit und Redlichkeit des Strebens waren die Tugenden, die ihn in glänzender Weise auszeichneten und ihn zum Volkshelden machten. Dabei aber mangelten ihm ruhige Erwägung der realen Verhältnisse, namentlich des durch die politische Lage Gebotenen, sowie jede tiefere politische Einsicht. Zu seinen heftigsten Leidenschaften gehörte sein Haß gegen das Papsttum und die päpstliche Kirche, welchen er, und nicht mit Unrecht, das Unglück seines Vaterlandes zuschrieb. – Von Anita hatte G. zwei Söhne, Menotti und Ricciotti, und eine Tochter, Teresita, die an den General Canzio verheiratet ist. Anfang 1860 vermählte er sich mit einer Mailänderin, Contessa Raimondi, die ihn aber schmählich betrogen hatte; er trennte sich daher am Hochzeitstag von ihr, erkannte ihr Kind nicht an und erreichte 1879 die gerichtliche Ungültigkeitserklärung der Ehe. Er verheiratete sich darauf mit der frühern Amme seiner Enkelin, mit der er bisher in wilder Ehe gelebt, und die ihm zwei Kinder geboren hatte. Der Witwe und jedem der fünf Kinder bewilligte der Staat einen Jahrgehalt von je 10,000 Lire. Vgl. aus der zahlreichen, meist wertlosen Litteratur über G.: Delvau, G., vie et aventures 1807–59 (Par. 1862); Vecchj, G. auf Caprera (deutsch, Leipz. 1862); Elpis Melena, Garibaldis Denkwürdigkeiten (Hamb. 1861, 2 Bde.); Dieselbe, G., Mitteilungen aus seinem Leben (2. Aufl., Hannov. 1885); Balbiani, Scene storiche della vita politica e militare di G. G. (Mail. 1872); Bent, Life of G. (Lond. 1881); Guerzoni, G. con documenti inediti (Turin 1882, 2 Bde.); Mario, G. e i suoi tempi (Mail. 1884); „Epistolario di G. G.“ (hrsg. von Ximenes, das. 1885, 2 Bde.).


Ergänzungen und Nachträge
Band 17 (1890), Seite 359
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[359] Garibaldi, Giuseppe. Es erschienen: „Memorie scritte da sè stesso“ (Flor. 1888).


Jahres-Supplement 1891–1892
Band 19 (1892), Seite 348
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[348] Garibaldi, Giuseppe. Ein Ausschuß in Nizza hatte die Gelder aufgebracht, um dem italienischen Nationalhelden in seiner Geburtsstadt ein Standbild zu errichten. Der Gedanke wurde von verschiedenen Seiten angefochten. In Frankreich wurden die Verdienste der Garibaldischen Freischar 1870/71 wenig gewürdigt, zumal G. selbst sein damaliges Verhalten nachträglich bedauert hatte, als die französische Republik, anstatt Italien durch die Rückgabe von Nizza zu belohnen, wie er gehofft hatte, sich Tunesiens bemächtigte. Die Italiener aber mußten es sonderbar finden, daß G. in dem ihnen entrissenen Nizza ein Denkmal gesetzt werden sollte. Dennoch beschloß das französische Ministerium, sich bei der Enthüllung vertreten zu lassen, weil es hoffte, die Zahl der radikalen Franzosenfreunde in Italien zu vermehren und deren Einfluß zu verstärken. In Italien verletzte es, daß der Tag der Enthüllung nicht auf den 20. Sept., den Erinnerungstag der Besetzung Roms, sondern auf den 4. Okt. 1891 festgesetzt wurde. Diesem gingen aber die leidenschaftlichen Demonstrationen der Italiener gegen die französischen Pilger 2. Okt. in Rom voraus. Die Beteiligung an dem Feste seitens der Italiener war daher nicht groß; selbst die Söhne Garibaldis erschienen nicht, und die italienische Regierung ließ sich nur durch ihren Konsul vertreten. Die Reden, welche die Verbrüderung der beiden Nationen feiern sollten, blieben daher ziemlich wirkungslos, obwohl die Franzosen beteuerten, daß die französische Republik nie daran denken werde, die weltliche Herrschaft des Papstes wiederherzustellen.