Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fusināto“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Fusināto“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 6 (1887), Seite 800
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Arnaldo Fusinato (ital.)
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Fusināto. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 800. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fusin%C4%81to (Version vom 01.04.2023)

[800] Fusināto, Arnoldo, ital. Dichter, geboren im Dezember 1817 zu Schio im Gebiet von Vicenza, studierte die Rechte zu Padua und ließ sich in seinem Heimatsort als Rechtsanwalt nieder. Seine äußerst glückliche dichterische Begabung verriet sich in humoristischen Poesien, die nicht selten auch politischen Inhalts waren. Während eines Aufenthalts zu Wien 1847 nahm er an einem Gelage teil, welches junge Offiziere der italienischen und ungarischen Leibgarde veranstalteten, und entflammte hier durch den Vortrag eines patriotischen Gedichts seine heißblütigen Freunde und Landsleute so sehr, daß es zu politischen Kundgebungen der Tischgesellschaft kam, welche eine polizeiliche Untersuchung nach sich zogen. F. entrann nur infolge eines Mißverständnisses den Verfolgungen der Behörde, und als das Mißverständnis sich aufgeklärt, war die Revolution in Italien ausgebrochen, in welcher F. sich hervorthat, zunächst als Kommandant eines von ihm und seinem Bruder angeworbenen Bataillons von Freiwilligen, welches bei Montebello und Vicenza kämpfte. Später war F. unter den Verteidigern des blockierten Venedig und diente als Offizier in den Reihen der Alpenjäger. Während der Belagerung ließ er sich zu Venedig mit der Gräfin Anna Colonna von Castelfranco trauen, mit der er hernach zu Castelfranco lebte, die aber schon 1851 starb. Er fuhr fort, zum Teil unter den Pseudonymen Fra Fusina und Don Fuso, Gedichte humoristischen wie auch romantischen Inhalts (Balladen) in den Journalen zu veröffentlichen, die ihn zum Liebling des Publikums machten. Nachdem er sich 1856 mit der Dichterin Erminia Fuà (s. Fuà-Fusinato) vermählt, wandte er sich 1865 nach Florenz, wo er das Teatro delle loggie errichtete, und siedelte von da 1870 nach Rom über, um das Amt eines Oberrevisors der stenographischen Parlamentsberichte zu übernehmen. Seine Gedichte erschienen gesammelt in einer Prachtausgabe zu Venedig 1853–1854 (neue Aufl., Mail. 1864 u. 1868) und wurden zu wiederholten Malen in billigen Ausgaben, auch illustriert (1881, 2 Bde.) gedruckt. Später erschienen noch „Poesie patriottiche inedite“ (Mail. 1870, mit Illustrationen). Die populärste Dichtung von F. und ein Kabinettstück scherzhafter Poesie ist seine Schilderung flotten Studentenlebens: „Lo studente di Padova“ (mitgeteilt auch in Heyses „Antologia italiana“, Stuttg. 1869).