Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Fischbein“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 294
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Fischbein. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 294. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Fischbein (Version vom 14.09.2022)

[294] Fischbein, hornartige Masse, welche in mehr oder weniger sichelförmig gekrümmten Platten, die mit ihren breiten Flächen aneinander liegen, zu je 250–300 an jeder Seite des Rachens des Walfisches an einem Knochen sitzen, welcher den Gaumen in zwei gleiche Teile teilt. Diese Barten zerfasern sich an ihrem freien Rand zu roßhaarähnlichen Längsfasern, welche rings um den Rand des Oberkiefers aus dem Rachen heraustreten und eine Art Bart bilden. Die längsten, in der Mitte des Gaumens liegenden Barten sind 3–4 m lang, 8–13 cm dick und von 15 cm mittlerer Breite; ihr Gesamtgewicht erreicht bisweilen 1500 kg. Die Barten sind bei alten Walfischen schwarz, bei jüngern bläulich. Sie werden aus dem Rachen des getöteten Tiers herausgenommen, gereinigt, in Blätter zerteilt, getrocknet, mit der Säge in möglichst lange Stücke zerschnitten, dann bis zum Erweichen gekocht und mit einem Hobel in Stäbe von gewünschter Dicke zerspalten, welche man schließlich trocknet, schabt und poliert. F. dient zu Schirmstangen, Stöcken, Peitschen, Schnürleibern, zum Einlegen in Damenhüte etc., sehr dünn zerspalten zu Flechtwaren. In Dampf oder heißem Sand erweicht, läßt es sich in Formen pressen und dient zur Herstellung von Stockknöpfen, Dosen u. dgl. Polieren läßt sich das F. mit Bimssteinpulver, Wasser und Filz; doch muß es mit gebranntem und an der Luft zerfallenem Kalk abgerieben werden. Als Surrogate des Fischbeins benutzt man aus Buenos Ayres-Hörnern geschnittene Stäbe (indianisches F., gepresstes Horn, Hornfischbein), Preßrohr (zerschnittenes, schwarz gefärbtes und gepreßtes Spanisches Rohr) und Wallosin, welches ebenfalls aus Spanischem Rohr dargestellt wird, indem man es schält, zerspaltet, färbt, in Dampf von 2–3 Atmosphären Druck erweicht, dann trocknet und nun mittels Druckes mit einer Lösung von Kautschuk und Guttapercha imprägniert und vulkanisiert. Dies billige Fabrikat wird zu Schirmstäben benutzt.