Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Farâbi“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 6 (1887), Seite 30
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Farâbi. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 6, Seite 30. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Far%C3%A2bi (Version vom 10.01.2023)

[30] Farâbi (Alfarâbi), Abu Nasr Mohammed ben Mohammed ben Tarchân, einer der größten arab. Philosophen, auch berühmter Mathematiker und Arzt, gegen Ende des 9. Jahrh. zu Farâb in Transoxanien geboren, kam früh nach Bagdad, wo damals unter den Abbassiden Künste und Wissenschaften in reichster Blüte standen, lebte später eine Zeitlang am Hof des Seif Uddaulah Ali zu Aleppo und begleitete diesen Fürsten nach Damaskus, wo er im Dezember 950 starb. Unter seinen zahlreichen, mehr als 100 Nummern zählenden größern und kleinern Schriften, von denen nur ein sehr geringer Teil, im arabischen Original oder in hebräischen Übersetzungen, auf uns gekommen ist, nehmen seine Kommentare zum Aristoteles, hauptsächlich zu dessen „Organon“, die erste Stelle ein, wie er denn auch gerade die Logik zum Hauptgegenstand seines Studiums erwählte und deren Kenntnis vor allem unter seinen Zeitgenossen zu verbreiten suchte. Seine Hauptwerke auf diesem Gebiet sind: „Ihsâ-alulûm“ (Aufzählung der Wissenschaften, handschriftlich z. B. im Escorial erhalten), „Alsirâ-alfâdhile“ (Ethik), „Alsiâsa-alma-danijjah“ (Politik) und ein Werk über die Tendenz der Philosophie des Platon und der des Aristoteles oder Analyse der verschiedenen Schriften beider (für die Araber zugleich Hauptquelle für eingehende Kenntnis der Aristotelischen Kategorien). F. war auch ein großer Musiker und hat über Musik besonders zwei bedeutende Werke verfaßt, von denen das eine nach einer Leidener Handschrift von Kosegarten in der Vorrede zum ersten Band seiner Ausgabe des arabischen „Kitâb-alaghânî“ analysiert worden ist. Avicenna schöpfte fast seine ganze Philosophie aus Farâbis Schriften. Eine ausführliche Liste seiner Werke findet sich in Ibn abi Oçeibias arabischer Geschichte der Ärzte und in Alkistîs Philosophenlexikon. Eine kurze, aber lichtvolle Darstellung seines Wirkens gab Munk in seinen „Mélanges de philosophie juive et arabe“ (Par. 1859); sehr wertvoll in bibliographischer Hinsicht, aber leider sehr verworren und unübersichtlich ist Steinschneiders umfangreiche Arbeit über F. in den „Mémoires de l’Académie de St-Pétersbourg“ (1869). Einzelne kleinere Abhandlungen Farâbis wurden von Schmölders in „Documenta philosophiae Arabum“ (Bonn 1836) herausgegeben. F. versuchte sich als Dilettant auch in persischer Poesie, und einige Fragmente persischer Lieder sind von ihm erhalten.