Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Encyklopädie“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 613616
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Encyklopädie. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 613–616. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Encyklop%C3%A4die (Version vom 07.02.2022)

[613] Encyklopädie (griech., Wissenschaftskunde), im allgemeinen die umfassende Lehre aller Künste und Wissenschaften in ihrem Zusammenhang unter sich und mit den höchsten Zwecken der Vernunft (Generalencyklopädie), im besondern die Darstellung der Grundbegriffe und Hauptwahrheiten einer einzelnen Wissenschaft unter dem Gesichtspunkt der Einheit und des sie durchdringenden obersten Lebensprinzips (Spezialencyklopädie). Obwohl der Name E. erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrh. in Gebrauch kam, findet sich doch das Wesen der E. schon im Altertum bei den Griechen und Römern. Man verstand unter enkyklios paideia (lat. orbis doctrinae, „Kreis der Bildung“, d. h. der Bildungswissenschaften) die Gesamtbildung, welche sich ein freigeborner Jüngling angeeignet haben mußte, ehe er zur Erlernung eines bestimmten Faches oder in das werkthätige [614] Leben selbst überging. Der Kreis dieser Kenntnisse und Fertigkeiten umfaßte zunächst Grammatik, Musik, Geometrie, Astronomie und Gymnastik, später die sogen. Freien Künste (s. d.), deren Grundzüge, wie sie durch griechische Wissenschaft ausgebildet waren, M. Terentius Varro (um 30 v. Chr.) in seinen „Disciplinarum libri IX“ und nach ihm Martianus Capella (um 415 n. Chr.) in seinem „Satiricon“ aufstellte. Was die Alten sonst an encyklopädischen Werken besaßen, waren Spezialencyklopädien. Das erste derartige Werk soll Platons Schüler Speusippos verfaßt haben, Ähnliches lieferten der eben erwähnte Varro in seinen verloren gegangenen „Rerum humanarum et divinarum antiquitates“, einer römischen Altertumskunde, und Plinius der ältere in seiner „Historia naturalis“, einer E. der Naturwissenschaften. Gleichfalls für Fachwissenschaften berechnet waren im Mittelalter die Summae, welche den Studenten in den Kollegien zum Auswendiglernen diktiert wurden, und die „Specula“, ein besonders häufig für Rechtsbücher gewählter Titel. Den ersten Versuch, ein Kompendium aller Wissenschaften und Künste zu geben, machte Isidorus Hispalensis um 600 mit seinen berühmten „Originum seu etymologiarum libri XX“, dem später Hrabanus Maurus (um 850), Vincent von Beauvais („Speculum majus“, um 1260), die Schweizer Ringelberg („Cyclopaedia“, Basel 1559) und Scalich („Encyclopaedia“, das. 1559); Martini (1606), Alsted (1620) nachfolgten. Aber alle diese Werke sind bloße Materialiensammlungen ohne eine philosophische Durchdringung des Stoffes. Den innern Zusammenhang der einzelnen Wissenschaften darzulegen, hatte zwar bereits 1300 Lullus in seiner „Ars magna“ angestrebt, aber als der eigentliche Schöpfer der E. auf philosophischer Grundlage ist Baco von Verulam anzusehen. Wenngleich die von ihm aufgestellte Einteilung der Wissenschaften nach den drei Vermögen des Geistes in dem „Organon scientiarum“ (Lond. 1620) und der Schrift „De dignitate et augmentis scientiarum“ (das. 1623) sich als irrig erweist, so gebührt ihm doch das Verdienst, die Philosophie, welche man früher als Zentralwissenschaft von der E. abgelöst hatte, zur Grundwissenschaft erhoben und nach philosophischen Prinzipien eine vollständige Übersicht und Einteilung des gesamten Gebiets der Wissenschaften gegeben zu haben. Während seine nächsten Nachfolger (Chevigny, Wagenseil, Morhof) sich als geistlose Kompilatoren zeigten, gelang es nach dem Vorgang Gesners erst J. G. Sulzer mit seinem „Kurzen Begriff aller Wissenschaften“ (Berl. 1756), das Muster einer E. nach den damals herrschenden empirischen und eklektischen Systemen zu entwerfen. Unter Sulzers Nachfolgern und Nachahmern sind namentlich Adelung, Reimarus, Klügel und Buhle zu nennen. Eine neue Epoche in der Behandlung der E. begründete die Kantsche Philosophie. Der erste, welcher die Wissenschaftskunde nach Kantschen Prinzipien konstruierte, war Joh. Joach. Eschenburg („Lehrbuch der Wissenschaftskunde“, Berl. 1792, 3. Aufl. 1809), dessen Ideen von Habel, Rüf und Straß in den Kreis der Studierenden gebracht wurden, wogegen Heffter, Burdach und Kraus mehr für Gelehrte arbeiteten. Einen bedeutenden Fortschritt verdankt die Wissenschaftslehre dem Kantschen Philosophen K. Ch. Erh. Schmid, dessen „Allgemeine E. und Methodologie der Wissenschaften“ (Jena 1810) eine strengere logische Klassifikation einführte und von K. A. Schaller zu einer „E. und Methodologie der Wissenschaften für angehende Studierende“ (Magdeb. 1812) verarbeitet ward. Von den spätern hierher gehörigen Werken sind nur Kirchners „Akademische Propädeutik“ (Leipz. 1842) und „Hodegetik“ (das. 1852) erwähnenswert. In neuerer Zeit hat sich die E. mit besonderer Vorliebe der speziellen oder Fachencyklopädie zugewandt, indem man einzelne Wissenschaften nach bestimmten Prinzipien gliederte und demgemäß systematisch behandelte. So wurden (unter dem Titel: „E. und Methodologie“) z. B. die klassische Philologie von Böckh, die neuern Sprachen von Schmitz, die romanische Philologie von Körting, die Rechtswissenschaft von Arndts, Holtzendorff, Merkel, die Theologie von Hagenbach, Räbiger, Zöckler u. a., die Pädagogik von Stoy, die Staatswissenschaften von Mohl, die Kulturtechnik von Dünkelberg, die Forstwissenschaft von Heß etc. bearbeitet. Ferner wurden größere Sammlungen von systematischen Einzelwerken über die verschiedensten Zweige des Wissens unter dem Namen E. vereinigt, so: Snells „E. sämtlicher Kenntnisse oder Schulwissenschaften“ (Gießen 1805–1815, 19 Bde.); die epochemachende „Encyclopaedia metropolitana“ (nach dem Plan von S. Taylor Coleridge ausgearbeitet, Lond. 1818–45, 30 Bde.); Lardners „Cabinet Cyclopedia“ (das. 1830 ff., 132 Bde.); die „Neue E. der Wissenschaften und Künste“ (Stuttg. 1847–52, 8 Bde.); „Allgemeine E. der Physik“ von Karsten, Helmholtz, Lamont u. a. (Leipz. 1856–67, 8 Tle.); Frémys „Encyclopédie chimique“; die „E. der Naturwissenschaften“ (Bresl. 1877 ff.), welch letztere auch lexikalisch bearbeitete Teile in sich schließt; Zöcklers „Handbuch der theologischen Wissenschaften in encyklopädischer Darstellung“ (Nördling. 1882–83, 3 Bde.) u. a. Für bibliothekarische Zwecke berechnet ist A. A. E. Schleiermachers „Bibliographisches System der gesamten Wissenschaftskunde“ (Braunschw. 1852, 2 Tle.). – Während so allgemeine und besondere Encyklopädien nebeneinander geschaffen wurden, blieb doch die Form dieselbe. Sie waren alle systematisch abgefaßte große Lehrbücher oder Kompendien; mit dem Anfang des 17. Jahrh. aber kam die lexikalische oder alphabetische Anordnung auf, welche die Belehrung nicht im ganzen, sondern im einzelnen bezweckt, das System in unzählige selbständige Artikel auflöst und auf das Nachschlagen im Fall des Gebrauchs berechnet ist. Dabei tritt das System, welches die einzelnen Artikel zusammenhält und die Vollständigkeit der ganzen Anlage verbürgt, nur ausnahmsweise in Form einer systematischen Inhaltsübersicht hervor.

Realencyklopädien. Konversationslexika.

Ihren Vorläufer hatte die E. in lexikalischer Form (Realencyklopädie) bereits in dem „Lexikon“ betitelten Realwörterbuch des Suidas (10.–11. Jahrh.) gehabt; eine weitere Pflege erfuhr sie aber erst im 17. Jahrh. Es entstanden nun Lexika oder Diktionarien, welche bald die E. schlechthin, bald eine Spezialencyklopädie, bald wenigstens gewisse Gruppen vertraten. Unter diesen Gruppen steht die der Wissenschaften und Künste obenan, welche ihre Bearbeitung in den französischen Wörterbüchern von Furetière (Rotterd. 1690, 2 Bde.) und Thom. Corneille (Par. 1694, 2 Bde.), in der sehr verdienstvollen englischen „Cyclopaedia“ von Ephraim Chambers (Lond. 1728, 2 Bde.) und dem deutschen „Allgemeinen Lexikon der Künste und Wissenschaften“ von Jablonski (Leipz. 1721) fand. Zur zweiten Gruppe, welche Geschichte, Geographie und Biographie sich zum Hauptzweck machte, gehören: in Frankreich die „Dictionnaires“ von Moreri (1673; 20. Aufl. 1759, 10 Bde.) und von Bayle („Dictionnaire historique et critique“, 1696 u. öfter, auch in deutscher Bearbeitung [615] von Gottsched), letzteres von weitreichendem Einfluß; die „Biblioteca universale“ von Coronelli in Italien; das „Lexicon universale“ von Hoffmann (Basel 1677, 4 Bde.) und das große „Zedlersche Lexikon“ (Leipz. 1731–50, 64 Bde. und 4 Supplemente) in Deutschland. Aber alle diese überragte weit, nicht nur durch Vollständigkeit, mehr noch durch den das Ganze durchdringenden philosophischen Geist, das von Diderot und d’Alembert in Verbindung mit den bedeutendsten Zeitgenossen (den sogen. Encyklopädisten) herausgegebene berühmte Werk „Encyclopédie, ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“ (Par. 1751–72, 28 Bde., worunter 11 Kupferbände; dazu Supplement, Amsterd. 1776–77, 5 Bde., und Register, Par. 1780, 2 Bde.). Seitdem kam der Name E. für ähnliche Wörterbücher allgemein in Anwendung. Hierauf folgte die sehr umfangreiche, von Panckoucke und Agasse unternommene „Encyclopédie méthodique, ou par ordre de matières“ (Par. 1782–1832, 166 Bde. mit Kupfern), welche auch ins Spanische übersetzt wurde. In Deutschland erschienen die von Köster und Roos redigierte, aber nicht vollendete „Deutsche E.“ (Frankf. 1778–1804, Bd. 1–23) und 1818 bei Gleditsch zu Leipzig das ausschließlich für rein wissenschaftliche Zwecke bestimmte, von Ersch und Gruber begonnene, später an F. A. Brockhaus übergegangene und jetzt unter der Redaktion von Leskien stehende Monumentalwerk „Allgemeine E. der Wissenschaften und Künste“ in drei Sektionen, von welchen bis 1885: 162 Bände erschienen sind. Epochemachend war das Brockhaussche „Konversations-Lexikon“, welches in 1. Auflage von Löbel seit 1796 in Leipzig bei verschiedenen Verlegern erschien, 1808 von F. A. Brockhaus erworben ward und seit 1882 in 13. Auflage erscheint. Zu den neuern Auflagen erschienen mehrere Ergänzungswerke, namentlich der „Bilder-Atlas“ (2. Aufl., Leipz. 1868–74, 8 Bde.), ferner als Zeitschriften „Die Gegenwart“ (das. 1848–56, 12 Bde.) und „Unsere Zeit“ (das. 1857–64, 8 Bde.; neue Folge, hrsg. von Gottschall, 1865 ff.). Das „Kleinere Brockhaussche Konversations-Lexikon“ in 2 Bänden erschien in 4. Auflage 1885. Außerdem verdient Erwähnung Pierers „Universal-Lexikon oder vollständiges encyklopädisches Wörterbuch“ (Altenb. 1822–36, 26 Bde.; dazu 14 Supplementbände, 1840–56), das jetzt in 6. Auflage (Oberhausen 1873–79, 18 Bde.) vorliegt, nachdem die vorhergehenden Auflagen noch durch „Pierers Jahrbücher der Wissenschaften, Künste und Gewerbe“ (Altenb. 1865–73, 3 Bde.) ergänzt waren. Beide Werke wurden an Vollzähligkeit und Ausführlichkeit noch überboten durch Meyers „Großes Konversations-Lexikon“ (Hildburgh. 1840–52, 46 Bde. nebst 6 Supplementbänden) und dessen Sprößling „Meyers Neues Konversations-Lexikon“ (das. 1857–60, 15 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1874–78, 16 Bde.), von welchem seit 1885 die 4., wesentlich umgearbeitete und vervollständigte Auflage erscheint. Als Ergänzungswerke traten dazu die Zeitschrift „Ergänzungsblätter zur Kenntnis der Gegenwart“ (1867–71, 7 Bde.) und in lexikalischer Form die „Jahressupplemente“ (1880–84, 5 Bde.). Eine Realencyklopädie in kürzester Form ist „Meyers Handlexikon des allgemeinen Wissens“ in 2 Bänden (3., umgearbeitete Aufl. 1885). Sonst sind von neuern Werken zu erwähnen: „Allgemeine Realencyklopädie oder Konversations-Lexikon für das katholische Deutschland“ (Regensb. 1846–50, 12 Bde.; 4. Aufl. 1880 ff.); Herders „Konversations-Lexikon“ von ähnlicher Tendenz (Freiburg 1853–57, 5 Bde.; 2. Aufl. 1876–79, 4 Bde.); Spamers „Illustriertes Konversations-Lexikon für das Volk“ (Leipz. 1869–80, 8 Quartbände und 2 Supplementbände; 2. Aufl. 1883 ff., in Oktav); die „Deutsche E.“ (das. 1885 ff., 8 Bde.).

Von den ausländischen Encyklopädien in alphabetischer Form erwähnen wir nur die wichtigsten und neuesten, welche zum Teil noch forterscheinen. Für Frankreich kommen in Betracht: „Encyclopédie des gens du monde“ (Par. 1833–45, 22 Bde.; „Encyclopédie du XIX. siècle“ (das. 1836–59; neue Ausg. 1883, 75 Bde.); „Encyclopédie moderne“ (3. Aufl. von L. Reiner, das. 1846–51, 30. Bde.; dazu Supplemente, 12 Bde., 1856–62); „Dictionnaire de la conversation et de la lecture“ (2. Aufl. 1851–58, 16 Bde.; dazu Supplemente, 5 Bde., 1864–82) und „Grand Dictionnaire universel du XIX. siècle“ von P. Larousse (das. 1864–78, 16 Bde.). Spanien besitzt Melledos „Enciclopedia moderna“ (Madrid 1848–51, 34 Bde.); in Portugal erscheint gegenwärtig das groß angelegte „Diccionario universal portuguez“, herausgegeben von Costa. Für Italien sind zu nennen: „Nuova Enciclopedia italiana“ (Turin 1841–51, 14 Bde.; 6. Aufl., hrsg. von Boccardo, 1875 ff., 25 Bde.); „Enciclopedia popolare economica“ unter Leitung von Giov. Berri (Mail. 1871 ff.); „Dizionario universale di scienze, lettere ed arti“ von M. Lessona und C. A-Valle (das. 1873 ff.). Für England die „Encyclopaedia Britannica“, welche wenige Jahre nach dem berühmten französischen Werk zuerst 1771 in 3 Quartbänden zu Edinburg erschien; die 2. Auflage (1778–83) wurde schon zu 10 Bdn., die 3. (1797) zu 18 Bdn. nebst 2 Supplementbänden erweitert; seit 1875 wird die 9. Auflage von einer Anzahl hervorragender Gelehrten Englands, Deutschlands und Nordamerikas bearbeitet. Daneben: „The English Cyclopaedia“ von C. Knight (Lond. 1853–62; neue Ausg. 1866–68, 23 Bde.; Supplemente 1869 ff.); „Chambers’ Encyclopaedia“ (das. 1860–68, 10 Bde.; neueste Ausg. 1874) und Hunters „Encyclopaedic dictionary“ (das. 1879 ff.). Für die Niederlande: „Nieuwenhuis’ woordenboek van kunsten en wetenschappen“ (Haag, dann Leiden 1851–68, 10 Bde.); „Algemeene Nederlandsche Encyclopedie vor den beschaafden stand“ (Zütphen 1865–1868, 15 Bde.); „Geïllustreerde Encyclopedie“ unter Redaktion von A. Winkler Prins (Amsterd. 1868 bis 1882, 15 Bde.). Für Skandinavien: „Nordisk Conversationslexikon“ (3. Ausg., Kopenh. 1883 ff.); „Kortfattet Conversationslexikon“ (das. 1880, 2 Bde.); „Norsk Haandlexikon“ (Christiania 1879 ff.); „Nordisk familjebok“ (Stockh. 1875 ff.). Für Nordamerika: die „Encyclopaedia Americana“ (neue Ausg., Philad. 1829–46, 14 Bde.) und Appletons „New American Cyclopaedia“ (New York 1858–63, 16 Bde.), zu welcher seit 1861 jährliche Supplemente („Annual Cyclopaedia“) erscheinen; das „Deutsch-Amerikanische Konversations-Lexikon“ von Schem (das. 1870–74); die „National Encyclopaedia“ von L. Colange (das. 1872 ff.); Johnsons „Illustrated Universal Cyclopaedia“ (das. 1874–78, 4 Bde.) und Stoddarts „Encyclopaedia Americana“ (Philadelph. 1883 ff.). Im Gebiet der slawischen Sprachen lieferten derartige Lexika: in Rußland Startschewski (Petersb. 1847–55, 12 Bde.), Pljuschar, Krajewski und zuletzt Beresin (1880, 15 Bde.); in Polen S. Orgelbrand („Encyklopedya powszechna“, Warsch. 1859–68, 28 Bde.; im Auszug 1871 ff., 12 Bde.); in Böhmen L. Rieger und Maly (Prag 1854–1874, 12 Bde.; im Auszug 1873 ff.). Eine arabische [616] E., herausgegeben von Bistany in Beirut, erscheint seit 1876. Einen besondern Kreis bilden die sogen. Staatslexika, von denen namentlich das „Staats-Lexikon“ von Rotteck und Welcker (Altona 1834–44, 15 Bde.; 3. Aufl., Leipz. 1856–66, 14 Bde.) als Vertreter des alten Liberalismus, das „Deutsche Staatswörterbuch“ von Bluntschli und Brater (Stuttg. 1857–70, 11 Bde.; Auszug in 3 Bdn., Zür. 1869–74) und das spezifisch konservative „Staats- und Gesellschafts-Lexikon“ von H. Wagener (Berl. 1859–68, 26 Bde.) zu nennen sind. Die unter dem Namen Hauslexika bekannten Werke, z. B. „Hirzels Haus-Lexikon“ (3. Aufl., Leipz. 1858–62, 6 Bde.), Brockhaus’ „Haus- und Familien-Lexikon“ (das. 1860–66, 7 Bde.), berücksichtigen mehr die Bedürfnisse des täglichen Lebens.

Spezial-Lexika.

Von den zahlreichen neuern alphabetischen Encyklopädien über einzelne Wissenschaften können hier nur einige Beispiele genannt werden: für klassische Altertumskunde die Lexika von Pauly, Lübker, Seyffert, Baumeister („Denkmäler des klassischen Altertums“), das französische von Daremberg und Saglio, die englischen von W. Smith und Rich; für bildende Kunst das „Dictionnaire de l’Académie“, andre von Bosc und von Demmin, Müllers „Lexikon der bildenden Künste“, Mothes’ „Bau-Lexikon“, Müller und Mothes’ „Archäologisches Wörterbuch der Kunst“, Buchers „Reallexikon der Kunstgewerbe“; für Musik die Lexika von Gerber, Koch-Dommer, Mendel, Riemann, das englische von Grove; für Theater Pougins „Dictionnaire“ und das neuerlich begonnene „Deutsche Theater-Lexikon“ von Oppenheim und Gettke; für Erziehung und Unterrichtswesen die Encyklopädien von Schmid (11 Bde. und Auszug in 2 Bdn.), von Rolfus und Pfister (letztere nach katholischen Prinzipien), Sander, die französische von Buisson; für Theologie das „Katholische Kirchenlexikon“ von Wetzer und Welte, Abbé Mignes „Encyclopédie théologique“ (99 verschiedene Lexika in 168 Bdn.), Herzogs protestantische „Realencyklopädie“, das französische (protestantische) Werk von Lichtenberger, die kleinern Lexika von Holtzmann und Zöpffel, Meusel, Schäfler (katholisch), die Encyklopädien von Hamburger (Bibel und Talmud), Hughes (Islam); daneben die zahlreichen Lexika der biblischen Altertümer (s. Biblische Archäologie); für Philosophie die Lexika von Krug, Kirchner, Noacks „Philosophiegeschichtliches Lexikon“, Francks „Dictionnaire des sciences philosophiques“; für Rechtswissenschaft die Lexika von Weiske, v. Holtzendorff, Grimm (Handelsrecht), Löbner (ebenso), Baumbachs „Staatslexikon“; für Volkswirtschaft das Lexikon von Rentzsch, die französischen von Block, Léon Say („Dictionnaire des finances“), das italienische von Boccardo; daneben zahlreiche Handels-Lexika (von Fort, Maier, Rothschild, Macculloch etc.); für Geschichte außer den zahlreichen biographischen Lexika Bouillets „Dictionnaire d’histoire et de géographie“, Herbsts „E. der neuern Geschichte“ und mehrere Teile in „Meyers Fach-Lexika“; für Kulturgeschichte Götzingers „Reallexikon der deutschen Altertümer“, Cheruels „Dictionnaire historique des institutions, mœurs et coutumes de la France“; für Geographie Hoffmanns „E. der Erd-, Völker- und Staatskunde“, Ritters „Geographisch-statistisches Lexikon“, Neumanns „Lexikon des Deutschen Reichs“, Vivien de Saint-Martins „Nouveau dictionnaire de géographie universelle“, die englischen „Gazetteers“ von Keith und Johnston und von Stanford; für Litteraturgeschichte die Lexika von Ad. Stern (deutsche Litteratur), Allibone, Adams (englische), Dezobry und Bachelet, Vapereau, das „Dictionary of science, litterature and art“ von Brande und Cox; für Naturwissenschaften die betreffenden Teile in Trewendts „E. der Naturwissenschaften“; für Chemie außerdem die Lexika von Liebig u. a., von Fehling, Dammer, Ladenburg, das französische von Wurtz, das englische von Watts; für Botanik die von Lindley und von Baillon; für Physik das große Wörterbuch von Gehler, die kleinern Lexika von Emsmann, Lommel; für Astronomie die Lexika von Gretschel, Klein, Drechsler; für Mathematik die Lexika von Klügel und Grunert, von Jahn und von Hoffmann; für Landwirtschaft Schnees „E.“, die Lexika von Birnbaum-Thiel, Krafft, Rümpler (Gartenbau), Perring (ebenso); für Medizin und Physiologie Wagners „Handwörterbuch der Physiologie“, Eulenburgs „Realencyklopädie der gesamten Heilkunde“, Littrés „Dictionnaire de médecine“, die umfangreichen Lexika von Jaccoud und von Dechambre; für Militärwesen Potens „Handwörterbuch“, kleinere von Rüstow, Castner, Niemann; für Technologie die Werke von Prechtl, Karmarsch-Heeren, die kleinern Lexika von Dammer, Brelow-Hoyer, Waldows „E. der graphischen Künste“, das englische von Ure, Knights „American mechanical dictionary“, Lamis „Dictionnaire encyclopédique de l’industrie et des arts industrielles“. Zahlreiche der oben angeführten Werke gehören zu „Meyers Fach-Lexika“[WS 1], welche die Aufgabe verfolgen, das gesamte Gebiet der Wissenschaften und Künste in einer Serie von Spezialwörterbüchern aus der Feder berufener Fachmänner zu bearbeiten. Genauere Angaben s. in der Litteratur bei den betreffenden Fachartikeln oder in den Biographien der Herausgeber.

Anmerkungen (Wikisource)