Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Eisenhydroxyd“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 476
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Eisenhydroxyd. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 476. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Eisenhydroxyd (Version vom 30.04.2024)

[476] Eisenhydroxyd (Eisenoxydhydrat) findet sich in der Natur als Wiesenerz Fe2O3,3H2O, Brauneisenerz oder Limonit 2Fe2O3,3H2O, Gelbeisenerz Fe2O3,2H2O, Nadeleisenerz und Goethit Fe2O3,H2O, als Absatz eisenhaltiger Quellen, außerdem in sehr vielen Mineralien und ganz allgemein als gelb oder braun färbender Bestandteil in Gesteinen und in der Ackererde. Man erhält das E. durch Fällung einer Lösung von Eisenchlorid mit Alkalien, am besten mit überschüssigem Ammoniak. Das frisch gefällte E. ist Fe2O3,3H2O, äußerst voluminös und in großen Massen nur sehr schwierig auszuwaschen. Durch Gefrieren wird es kristallinisch, ebenso bei sehr langem Aufbewahren unter Wasser und verwandelt sich leicht in wasserärmere Verbindungen. Das mit Ammoniak gefällte E. war als Ferrum oxydatum fuscum offizinell; auch enthält das bei Arsenikvergiftungen angewandte Antidotum arsenici als wirksamen Bestandteil E. Ein andres, früher offizielles E. (mit kohlensaurem Natron gefällt) ist der Eisensafran (Crocus Martis aperitivus). E. entsteht auch beim Liegen von Eisen an feuchter Luft (Rost). Dabei wird Wasser zersetzt dessen Sauerstoff an das Eisen geht, während der Wasserstoff sich mit dem Stickstoff der Luft zu Ammoniak verbindet, welches vom E. absorbiert wird. Säuren und Salze befördern die Oxydation des Eisens. E. ist dunkelbraun, nicht löslich in Wasser, leicht löslich in Säuren und zerfällt beim Erhitzen in Wasser u. Eisenoxyd. Es überträgt leicht seinen Sauerstoff an oxydierbare Körper und verwandelt sich dabei in Eisenoxydul, welches aus der Luft begierig wieder Sauerstoff aufnimmt. Daher wirkt es als fäulniswidriges Mittel, zerstört in Flüssigkeiten enthaltene fäulnisfähige Stoffe, aber auch, an Nägeln sich bildend, das Holz, als Rostfleck die Leinwand. Es absorbiert lebhaft Gase und wirkt deshalb günstig im Ackerboden; mit den Gespinstfasern und manchen Farbstoffen verbindet es sich und dient als Beize in der Färberei. E. bildet mit Säuren die Eisenoxydsalze, verhält sich aber gegen Basen selbst wie eine Säure und treibt, mit kohlensaurem Kali geschmolzen, selbst die Kohlensäure aus. Verbindungen von E. mit Magnesia finden sich in der Natur als Pleonast und Magnoferrit, mit Zinkoxyd als Franklinit.