Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Drenthe“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 5 (1886), Seite 137138
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Drenthe. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 5, Seite 137–138. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Drenthe (Version vom 07.05.2024)

[137] Drenthe (Drente), die am wenigsten bevölkerte Provinz des Königreichs der Niederlande, grenzt im N. und NO. an die Provinz Groningen, im O. an Preußen (Provinz Hannover), im S. und SW. an die Provinz Overyssel und im W. an Friesland und hat einen Flächenraum von 2663 qkm (48,4 QM.) mit (1885) 124,160 Einw. Das Land ist völlig eben und wird von der Hunse, Reest, Havelter, Ruiner, Westwolder, Mussel- und Drenther Aa, dem Horen-, Meppeler und Schonebecker Diep nebst mehreren kleinen Landseen (Südlaarder See, Bergen- oder Emmensee) bewässert. In den letzten Jahrzehnten sind verschiedene Kanäle gegraben worden, so namentlich der Smilder, Wilhelms-, Oranien-, Hoogeveenster, Beiler und Norger Kanal. Das Klima ist trocken und gesund. Der Boden war früher bloß an einzelnen Stellen fruchtbar und bestand aus weit ausgedehnten Mooren, Torfgründen und Sümpfen, unter denen die Echter Veenen gegen Overyssel, die Smilder Veenen gegen Friesland zu und das große Witte Veen im SO. die bedeutendsten waren. Jedoch sind in den größten östlichen Torfmooren viele Kolonien entstanden, z. B. Hollandsche Veld, Nieuw-Amsterdam, Nieuw-Dordrecht etc. Die Kultur des Bodens ebenso wie die Viehzucht stehen hier immer noch niedriger als in andern Teilen des Königreichs der Niederlande. 54,8 Proz. des Areals sind unproduktiver Boden, 24,6 Proz. sind Weide, nur 12,9 Proz. Ackerland. Der Jagd bieten sich Rebhühner, Waldhühner und Hasen in Menge dar. Die endlosen Heidestrecken ernähren zahlreiche Schafherden und haben eine bedeutende Bienenzucht in der Provinz wie in Groningen hervorgerufen. Man pflegt die Heiden, um sie nutzbar zu machen, in Brand zu stecken, damit Kohle und Asche den Boden düngen, und besäet sie dann mit Buchweizen, welcher im Herbst reichen Ertrag gibt. Die hohen Sumpfstrecken liefern außerordentlich viel Torf, und nirgends sind die sogen. Hünengräber oder Hünenbetten (aufgerichtete Steinblöcke aus der Keltenzeit) häufiger als hier (über 50). Sie finden sich besonders zu Borger, Rolde, Emmen und Tinarlo (hier das einzige unverletzte). Außerdem hat die Provinz noch verschiedene Altertümer aus der Römerzeit aufzuweisen. Die Industrie beschränkt sich auf Verfertigung von groben Wollzeugen und Hausleinwand. Die Provinz wird von der Eisenbahn Meppel-Groningen durchschnitten; von der Linie Meppel-Leeuwarden gehört ihr eine kurze Strecke an. Hauptort ist Meppel, Sitz der Behörden Assen. – Im Mittelalter (10. Jahrh.) gehörte D. als Grafschaft zum [138] Deutschen Reich. Kaiser Heinrich III. gab 1046 die Grafschaft D. dem Bistum Utrecht. Im 14. Jahrh. erhielt D. ein eignes Rechtsbuch (Drenthesches Landrecht). 1522 riß Herzog Karl von Geldern D. an sich; doch sein Nachfolger, der Herzog von Jülich, mußte es 1538 an Kaiser Karl V. abtreten, der es mit den Niederlanden vereinigte. Zur Zeit der Republik der Vereinigten Niederlande hatte D. keine Stimme in der Versammlung der Generalstaaten. Während der Revolution bildete die Landschaft D. einen Teil des Departements Overyssel, seit 1806 ein eignes Departement und seit 1815 eine Provinz des Königreichs der Niederlande.