Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Clairon“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Clairon“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 4 (1886), Seite 153
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Claire Clairon
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Clairon. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 4, Seite 153. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Clairon (Version vom 02.06.2021)

[153] Clairon (franz., spr. kläróng), s. Clarino.

Clairon (spr. kläróng, eigentlich Claire Josephe Hippolyte Leyris de la Tude), berühmte franz. Schauspielerin, ward 1723 in der Nähe von Condé in Flandern geboren. Trotz ihrer vernachlässigten Erziehung trat C. schon im 12. Jahr in der Italienischen Komödie als Soubrette auf, war dann vier Jahre Mitglied der Bühne in Rouen, hierauf an den Bühnen zu Lille, Dünkirchen und Gent engagiert, bis sie als Sängerin 1743 in der Großen Oper zu Paris angestellt wurde. Trotz eines entschiedenen Erfolgs ging sie schon nach fünf Monaten von der Oper zu der Comédie française über. Sie begann ihr Debüt mit der Phädra, feierte einen glänzenden Triumph und ward bald eine bedeutende Nebenbuhlerin der Dumesnil. Nachdem sie 22 Jahre lang der Liebling des Publikums gewesen, ward sie, weil sie sich in gerechtem Unwillen über einen Taugenichts unter den Schauspielern geweigert hatte, aufzutreten, 1765 ins Gefängnis gebracht und betrat seitdem die Bühne nicht wieder. Auf eine Einladung des Markgrafen von Ansbach begab sie sich, bereits 50 Jahre alt, an dessen Hof, wo sie bis 1791 blieb, kehrte dann nach Paris zurück und starb daselbst 18. Jan. 1803. Stolz von Natur, mit Schönheit und edler Gestalt ausgestattet, spielte sie Rollen wie Phädra, Zenobia, Monomime, Dido und vor allen Medea vorzüglich. Voltaire sagte von ihr: „Sie hat im Ton der Stimme, was die Dumesnil im Herzen“. Sehr lehrreich sind ihre „Mémoires d’Hippolyte C. et réflexions sur la déclamation théâtrale“ (Par. 1799; neue Aufl., mit Biographie von Andrieux, 1822; neue Ausg. 1847).