Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Caxias“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 3 (1886), Seite 879
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Caxias. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 3, Seite 879. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Caxias (Version vom 20.06.2021)

[879] Caxias (spr. kaschĭas), 1) (C. das Aldeas Altas) Stadt in der brasil. Provinz Maranhão, am schiffbaren Itapicuru, 300 km oberhalb dessen Mündung, ein betriebsamer Ort in fruchtbarer Gegend (viel Baumwollbau), mit Theater und etwa 10,000 Einw. – 2) Bedeutendste ital. Kolonie in der brasilischen Provinz Rio Grande do Sul, 1875 gegründet, 1884 bereits mit 13,680 Einw., die Mais, Bohnen, Roggen, Hafer und namentlich Wein bauen und außerdem Viehzucht treiben.

Caxias (spr. kaschĭas), Luis Alvez de Lima, Herzog von, brasil. Marschall, geb. 1803 zu Rio de Janeiro, trat in die dortige Militärschule ein, wurde Offizier, zeichnete sich bald auch im Gebiet der Verwaltung aus, war nacheinander Präsident verschiedener Provinzen und wurde 1851 Oberbefehlshaber der brasilischen Armee im Krieg mit dem argentinischen Diktator Rosas. Er entsetzte das belagerte Montevideo, gewann den Sieg bei Monte-Caseros und zwang Rosas zur Flucht. Bei seiner Rückkehr erhielt er vom Kaiser den Rang eines Marschalls und den Titel Marquis. Die Stelle eines Kriegsministers und Ministerpräsidenten bekleidete er sodann zweimal. In dem Krieg, welchen Brasilien in Verbindung mit der Argentinischen Republik und mit Uruguay gegen die Republik Paraguay unter dem Präsidenten Lopez führte, erhielt C. 1866 zuerst den Oberbefehl über die brasilische Land- und Seemacht, darauf 1868 das Kommando über sämtliche Streitkräfte der drei verbündeten Staaten, welches bisher der den Anforderungen nicht gewachsene argentinische Präsident Mitre innegehabt hatte. Jetzt erst kam mehr Energie in die Kriegführung, welche jedoch durch die Naturverhältnisse, durch die ungeheuern Entfernungen und die Hartnäckigkeit des Gegners eine äußerst schwierige ward. Nach langen Kämpfen, unter welchen der vom 13. Juli 1868 große und nutzlose Verluste nach sich zog, wurde die Festung Humaita zur Kapitulation (5. Aug. 1868) gezwungen. Dem nach Asuncion zurückgehenden Lopez folgte C., verdrängte ihn im Dezember aus seiner festen Stellung bei Villeta und Lomas-Valentinas, zwang die Garnison von Angostura zur Kapitulation (30. Dez.) und besetzte im Januar 1869 Asuncion, die Hauptstadt des Landes. Trotz dieser entschiedenen Erfolge wurde C. der Oberbefehl, wie es hieß aus Gesundheitsrücksichten, abgenommen und Graf von Eu, ein Sohn des Herzogs von Nemours und Schwiegersohn des Kaisers von Brasilien, damit betraut. C. wurde zur Belohnung für seine Verdienste zur Herzogswürde erhoben und 1873 zum Vizepräsidenten des „höchsten Militärtribunals“ ernannt. 1875 bis 1878 stand er an der Spitze eines konservativen Ministeriums und starb 8. Mai 1880.