Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Boldīni“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 19 (Supplement, 1892), Seite 116
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Boldīni. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 19, Seite 116. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Bold%C4%ABni (Version vom 06.11.2022)

[116] Boldīni, Giovanni, ital. Maler, geb. 1845 zu Ferrara als Sohn eines Malers von Heiligenbildern und Porträten, wurde durch das Beispiel des Vaters und besonders durch die Lektüre der Romane Walter Scotts zur Kunst geführt und machte seine ersten künstlerischen Versuche mit Darstellungen aus Ivanhoe. Zu seiner weitern Ausbildung ging er nach Florenz, wo er sechs Jahre blieb, aber nur wenig die Akademie besuchte, sondern sich mehr durch Studien auf eigne Hand vorwärts brachte. Im Besitz eines gewandten technischen Könnens begab er sich nach London, und hier machte er bald, namentlich durch die Bildnisse der Herzogin von Westminster und der Lady Holland, sein Glück als Porträtmaler der vornehmen Welt. 1872 siedelte er nach Paris über, wo er seinen Wohnsitz behalten hat. Auch hier ist er vorzugsweise als Porträtmaler thätig, malt aber auch Genrebilder aus dem modernen Leben, Ansichten von Straßen und Plätzen, Landschaften, Tierstücke und architektonische Interieurs in Öl, Aquarell und Pastell. In der Technik wie in der Auffassung folgt er mit großer Aneignungsfähigkeit allen Launen der modernen Pariser Kunst, wobei es ihm weniger auf eine gründliche Durchführung des Motivs ankommt, als auf geistreiche, durch Originalität blendende Mache. Häufig begnügt er sich mit skizzenhaften Andeutungen, und bisweilen treibt er im Bildnis und in den Genrefiguren die Schärfe der Charakteristik bis zur Karikatur. Auf der Pariser Weltausstellung von 1889 erhielt er ein Ehrendiplom und auf der Münchener Jahresausstellung von 1891 eine erste Medaille.