Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Atem“ in Meyers Konversations-Lexikon
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Band 1 (1885), Seite 991
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Atem. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 991. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Atem (Version vom 21.05.2024)

[991] Atem (Odem), der bei der Ausatmung hervortretende Luftstrom, enthält weniger Sauerstoff als die eingeatmete Luft, aber bedeutend mehr Kohlensäure und Wasser, welch letzteres schon bei +5° R. wie ein Nebel wahrgenommen wird und auf kalten Gegenständen als zarter Hauch und als tropfbarflüssiger Niederschlag aufgefangen werden kann. Man benutzt diese Eigenschaft des Atems, um bei Scheintoten den nur noch durch einen schwachen A. sich zu erkennen gebenden Lebensfunken durch Vorhalten eines kalten Spiegels vor Mund und Nase nachzuweisen. Die ausgeatmete Luft besitzt annähernd die Temperatur des Körpers, ist also in der Regel wärmer als die eingeatmete. Der gesunde A. ist geruchlos; bei vielen Menschen aber hat der A. einen mehr oder weniger übeln, oft höchst unangenehmen und penetranten Geruch, welcher sich bei allgemeinen Leiden, Fiebern etc., oder bei örtlichen Krankheiten des Mundes, wie bei der Mundfäule, dem Speichelfluß durch Quecksilber, sowie bei Krankheiten des Magens und Darmkanals, oder der Lunge (bei Vereiterungen oder Brand derselben), oder der Urinwerkzeuge und dadurch hervorgerufener Zurückhaltung des Harnstoffs im Blut einzustellen pflegt und mit der ihn veranlassenden Krankheit verschwindet. Bei manchen im allgemeinen gesunden Menschen kommt übelriechender A. als ein dauerndes habituelles Übel vor. Er rührt dann entweder von hohl gewordenen Zähnen, oder von mangelhafter Reinigung des Mundes, oder von einem chronischen Katarrh des Mundes, der Mandeln, des Schlundkopfes, des Magens, von gestörter Verdauung, oder von einem krankhaften Zustand der Nasenschleimhaut und der thränenableitenden Organe her. Die Behandlung besteht in sorgfältiger Pflege des Mundes, möglichst unter Aufsicht eines Zahnarztes; ferner ist fleißiges Gurgeln anzuraten, entweder mit reinem Wasser, oder mit einem Zusatz von Chlorwasser, gutem Weinessig, Alaunpulver (eine Messerspitze voll) oder Myrrhentinktur (30–40 Tropfen), oder einem Löffel voll Rum oder Kölnischem Wasser zu einem Glas Wasser, öfters des Tags über. Liegt die Ursache in einer Erkrankung der Nasenhöhle, so ist der selbständige Gebrauch von Mitteln zu widerraten; der Arzt muß alsdann entscheiden, ob die Nasendouche od. dgl. am Platz sei. – In Atem sein sagt man in der Rennsprache von einem Pferde, das durch Trainieren so weit gebracht ist, daß es größere Touren in langem Galopp, ohne zu ermüden, vertragen kann, daß es überhaupt zum Rennen gut vorbereitet ist.