Meyers Konversations-Lexikon
4. Auflage
Seite mit dem Stichwort „Arlberg“ in Meyers Konversations-Lexikon
Seite mit dem Stichwort „Arlberg“ in Meyers Konversations-Lexikon
Band 1 (1885), Seite 825
Mehr zum Thema bei
Wikisource-Logo
Wikisource: [[{{{Wikisource}}}]]
Wikipedia-Logo
Wikipedia: Arlberg
Wiktionary-Logo
Wiktionary:
korrigiert
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal Korrektur gelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
Indexseite
Empfohlene Zitierweise
Arlberg. In: Meyers Konversations-Lexikon. 4. Auflage. Bibliographisches Institut, Leipzig 1885–1890, Band 1, Seite 825. Digitale Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/wiki/MKL1888:Arlberg (Version vom 19.05.2024)

[825] Arlberg, ein kristallinischer Gebirgsstock der Algäuer Alpen, welcher sich, 1797 m hoch, als gewaltiger Keil in die Kalkalpen eindrängt und die Grenze bildet zwischen Tirol und Vorarlberg (dem Land „vor dem A.“). Über denselben führt eine Straße aus dem Rosanna- oder Stanzer Thal (Inn) in der Paßhöhe von 1699 m nach dem Klosterthal (Ill). Es ist dies notorisch einer der unwirtlichsten Pässe Tirols; der Winter hat dort regelmäßig eine Dauer von 7 bis 8 Monaten, die Temperatur sinkt bis −36° C., und der Schnee liegt durchschnittlich nahe an 7 Monate lang 4 m hoch. Auf der Höhe des Arlbergs zu St. Christoph errichtete 1386 ein Findling, Heinrich, die „St. Christophbrüderschaft“ zur Rettung verunglückter Wanderer; Kaiser Joseph II., welcher sie auflöste, ließ dafür eine neue Straße anlegen, die 1824 in ihrer gegenwärtigen Gestalt hergestellt wurde. Diese Straße, welche von Bludenz über den A. nach Landeck und Innsbruck führt, war lange Zeit die einzige, welche Vorarlberg mit den übrigen Teilen der Monarchie in direkte Verbindung setzte; sie blieb aber infolge der klimatischen Verhältnisse oft monatelang gesperrt, so daß der Verkehr der Vorarlberger mit Österreich dann seinen Weg über Bayern zu nehmen hatte. Der Gedanke an eine engere Verknüpfung des Landes mit dem benachbarten Tirol (Innsbruck) mittels eines Schienenwegs wurde schon 1864 gefaßt und dann 1869 die Vorarlberger Bahn von Bludenz bis zum Bodensee als Teilstrecke einer zu erbauenden Arlbergbahn (mit Tunnel durch den A.) in Angriff genommen. Die Verhandlungen wegen der letztern zogen sich indessen hin, und erst im Mai 1880 war der Plan festgestellt und die Ausführung desselben gesichert. Der Bau begann; bereits 15. Nov. 1883 erfolgte der Durchschlag des Tunnels, und 20. Sept. 1884 wurde die Arlbergbahn eröffnet. Dieselbe ist 135,8 km lang und zerfällt in zwei Sektionen: die Thalbahn Innsbruck-Landeck (71,3 km) und die Gebirgsstrecke Landeck-Bludenz (64,5 km); letztere bildet den Schwerpunkt der technischen Frage. Hier führt die Bahn durch das Stanzer (Rosanna-) Thal und steigt nach Zurücklegung einer Strecke von 28,4 km zur Station St. Anton auf, dem 1302 m hohen östlichen Eingang des Haupttunnels. Letzterer durchfährt die Arlbergalp, mit 2 pro Mille (1 : 500) auf 4070 m Länge bis zum Kulminationspunkt in 1310 m Seehöhe ansteigend und dann mit 15 pro Mille (1 : 67) auf 6200 m Länge bis zu dem in 1215 m Seehöhe gelegenen westlichen Tunnelportal bei Langen abfallend. Während auf der offenen Strecke die Bahn eingeleisig angelegt wurde, erhielt der Tunnel zwei Geleise. An das westliche Portal schließt sich die 25,8 m lange westliche Zufahrtsstrecke. Die Kosten des gesamten Baues wurden durch Gesetz auf 35,6 Mill. Fl. (durchschnittlich 260,620 Fl. pro Kilometer) präliminiert, wovon auf den Haupttunnel 16,216,000 Fl. oder 1580 Fl. pro Meter entfielen. Die Wegabkürzungen, welche durch die Arlbergbahn für den Verkehr aus Südungarn über Pusterthal-Brenner-Innsbruck erzielt werden, betragen 217 km oder 43 Proz. gegen die bisherige Route über Kufstein, für Güter, welche von Venedig, Triest, Fiume über Innsbruck, Steinbrück oder Marburg nach Bregenz in die Schweiz, nach Süddeutschland oder Nordfrankreich befördert werden, 140–284 km, für solche, welche vom Adriatischen Meer nach Amsterdam und Antwerpen bestimmt sind, unter Benutzung der Pontebbalinie 91–154 km. Vgl. Markovits, Die Arlbergbahn und die Handelsverbindungen der österreichisch-ungarischen Monarchie (Wien 1880); Reiseführer von Koch v. Berneck, Pitra, Hörmann (1884). Vergleiche mit andern Alpenbahnen s. unter Alpenstraßen.