Leipzig jetzt und vor zweihundert Jahren

Textdaten
<<< >>>
Autor:
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Leipzig jetzt und vor zweihundert Jahren
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 26, S. 379–382
Herausgeber: Ferdinand Stolle
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1858
Verlag: Verlag von Ernst Keil
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Leipzig
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
Indexseite


[379]
Leipzig jetzt und vor zweihundert Jahren.


Ein Blick auf die beiden Ansichten von Leipzig, die wir vorlegen – und von denen die eine aus dem Ende des siebenzehnten Jahrhunderts herrührt, während die andere erst vor wenigen Wochen nach der Natur aufgenommen wurde – läßt nicht blos erkennen, wie die berühmte Meß- und Universitätsstadt sonst war, und wie sie jetzt ist, sondern zeigt auch das Charakteristische der Städte in alter und neuer Zeit. Sonst drängten sich die Stadtbewohner so eng als möglich an einander, bauten ihre Häuser nahe zusammen zu schmalen Straßen, thürmten Stockwerke über Stockwerke, wenn die Einwohnerzahl wuchs und der Raum für die Wohnungsuchenden fehlte, umschlossen sich mit Mauern und Bastionen, und gestatteten den Eingang nur durch enge, burgartige, befestigte und streng bewachte Thore. Der so umschlossene Raum war die eigentliche Stadt, die sich gegen äußere Feinde im Nothfalle schützen konnte, und deren Bewohner die vollen Rechte und Pflichten der Bürger hatten. Wie um einen Edelhof her sich aber die von demselben beschäftigten Arbeiter ansiedelten, bauten sich vor den Städten allmählich Leute an, die ihre Beschäftigung in der Stadt fanden, aber aus irgend einem Grunde in derselben nicht wohnen durften oder konnten. So entstanden die Vorstädte, die im Kriege u. s. w. allen Gefahren ausgesetzt waren, denn sie wurden nicht nur von anrückenden Feinden geplündert und verbrannt, sondern nicht selten auch von der eigentlichen Stadt selbst zerstört, damit die Feinde da sich nicht festsetzen könnten.

[380] Seit die politischen und Kriegsverhältnisse sich geändert haben, erhalten die Städte ein völlig verändertes Aussehen: an die Stelle des Zusammenrückens ist das des Ausbreitens getreten; statt der Enge sucht man das Weite; man reißt die Thore und Mauern nieder, trägt die Festungswerke ab, und füllt die Gräben aus; die Vorstädte sind nicht mehr nur halbgeduldete Anhängsel, sondern gleichberechtigte Theile der Stadt, die sich weiter und weiter hinausdehnen. Statt der himmelhohen Häuser, in denen sich zahlreiche Familien sonst zusammendrängten, baut man breitere, niedrigere, in denen wenige Familien größere Bequemlichkeiten finden; ja es läßt sich bereits das Streben erkennen, für jede Familie ein gesondertes Haus zu erlangen.

Daß die Städte dadurch an Schönheit gewinnen und gesünder werden, liegt auf der Hand.

Betrachten und vergleichen wir nun die beiden Ansichten von Leipzig etwas näher.

Das alte Leipzig.

An der Staffage, die das perspectivisch sehr mangelhafte Bild enthält, erkennen wir die Zeit, aus welcher dasselbe herrührt. Die Männer tragen dreieckige Hüte und Perrücken, die Frauen erscheinen mit bloßer Brust; wir sehen mehrere Reiter und auch eine Equipage. Das Alles erinnert an eine Verordnung des Rathes der Stadt Leipzig aus dem Jahre 1680, in welcher streng verboten werden alle „Schleppen an den Röcken, alle von weißen Haaren gemachten und andern kostbaren Perrücken, Locken und Stirnbänder, alle unzüchtige, freche und zu allerhand Ueppigkeit, großem Aergerniß, Verschwendung und vielem Kostenaufwande Anlaß gebenden neuen Moden, darunter zugleich mit sonderlicher Entblößung der Brüste schwarze Pflästerchen, welche zum Uebermuthe bisher in die Gesichter geklebt worden“ u. s. w. „Wir sehen Viele,“ heißt es weiter, „deren Vorfahren in Stand und Würden sich nicht gescheut haben, zu Fuß zu gehen, die schönsten Pferde, fürstliche Carethen, auch öfters fünf, sechs und mehr Diener in kostbarer Liverei beiherlaufend halten, ja kein Schneider und Schuster will mit den Seinigen mehr zur Hochzeit oder Kindtaufen erscheinen, er werde denn mit Carethen geholet und abgeführet. Zu Leipzig ist annoch in Menschengedenken, daß keine Carethe bräuchlich gewesen, itzo werden da gar viele gebraucht, ist auch wegen der vielen Carethen und „muthwilligen“ Pferde auf den Gassen fast nicht fortzukommen.“ Wie eine solche Carethe aussah, erkennen die Leser auf unserem Bilde.

Der Garten in der Mitte des Vordergrundes ist der berühmte bosenische Garten, lange Zeit der Sammelplatz und der Vergnügungsort der eleganten Welt Leipzigs, den jeder Fremde, der nach Leipzig kam, besuchen mußte, wie jetzt etwa das Rosenthal. An der hinteren Ecke desselben bemerkt man einen Bau, Colonnaden. Hier war es, wo die Gesellschaft sich versammelte und wo namentlich berühmte Concerte gehalten wurden. Noch in den zwanziger Jahren des jetzigen Jahrhunderts war [381] es so. Dieser ganze Garten ist jetzt verschwunden und hat der Königsstraße weichen müssen, in welcher sich namentlich sehr viele der Leipziger Buchhandlungen befinden und von der aus auch „die Gartenlaube“ in die Welt ausgeht. An diesen Garten, auf dem Bilde, grenzt rechts die Johannisvorstadt mit dem berühmten Kirchhofe. Gerade vor derselben sieht man das gethürmte Grimmaische Thor mit seinen Bastionen. An der Stelle desselben befindet sich das allbekannte Café français, auf dem zweiten Bilde kenntlich an dem Blumengebüsch vorn, neben der Kirche. Diese Kirche, die Paulinerkirche, in welcher unter Anderen der berüchtigte Tetzel begraben lag, begrenzt auf dieser Seite die Gebäude der Universität, welche auf der ersten Abbildung bis zur nächsten Bastion links reichten, und nun völlig umgebaut sind, wie das zweite Bild zeigt. Auf der eben erwähnten Bastion aber steht die schöne Bürgerschule. Der tiefe Graben, der sich vor den Festungswerken hinzog, ist bereits vor beinahe hundert Jahren zum größten Theile ausgefüllt und in gartenähnliche Anlagen umgeschaffen worden, namentlich in den sogenannten Park mit dem Schwanenteiche u. s. w. und zwar hauptsächlich auf Betrieb des Bürgermeisters Müller, den dafür in dem von ihm geschaffenen Parke ein Denkmal ehrt. Offen war bisher nur noch der Graben von der Bastion, auf welcher die Bürgerschule steht, bis links zu dem Petersthore in der Nähe der Pleißenburg. Im Jahre 1857 ist auch dieser Theil ausgeschüttet und mit einem Aufwande von ungefähr 70,000 Thalern in geschmackvolle Anlagen umgewandelt worden, zunächst weil man hier das städtische Museum (S. das stattliche Gebäude in der Mitte vorn auf der zweiten Abbildung) erbauete, in welchem die Schletter’sche Gemäldesammlung aufgestellt werden wird. Mit diesen neuen Anlagen zur Verschönerung Leipzigs steht ein weitergehender Plan in Verbindung. Nach demselben wird die ganze Gebäudereihe zwischen der Bürgerschule und dem Petersthore mit dem hochgedachten alten Magazin (S. die zweite Abbildung) niedergerissen und durch stattliche Häuser ersetzt werden, zwischen denen eine neue Straße aus der innern Stadt heraus durch die neuen Anlagen hindurchführen wird. Gleichzeitig wird auch der Garten schwinden, der mit der Ecke seiner Umfassungs-Mauer auf unserem zweiten Bilde rechts im Vordergrunde liegt.

Das neue Leipzig.

Der hohe, spitzzulaufende Thurm zur äußersten Linken auf unserem ersten Bilde gehört zu der Pleißenburg, ist seitdem, wie das zweite Bild zeigt, oben zum Theil abgetragen worden und enthielt bisher die Sternwarte, die aber nächstens einen andern Platz erhalten wird. Die genannte Pleißenburg ist die Stätte, wo die berühmte Disputation zwischen Dr. Luther und Dr. Eck abgehalten wurde, wenn auch das Gebäude nicht mehr steht, in welchem jene geschichtlich merkwürdige Dispution stattfand. Hier starb ferner Pappenheim nach der Schlacht bei Lützen; hier wohnte Kleist, als er mit preußischen Truppen in Leipzig stand; hier schmachteten in schrecklichen Kerkern zahlreiche Opfer während der traurigen krypto-calvinistischen Streitigkeiten und hier verlebte Goethe als Student heitere Tage bei dem alten Oeser, dem Director der hier befindlichen Zeichenakademie.

Links von dem Thurme der Pleißenburg sieht man auf dem ersten Bilde ein paar Thürmchen, die seitdem verschwunden sind, während ihm zur Rechten auf dem zweiten Bilde ein zierlicher gothischer Thurm erscheint. Er gehört zu der schönen katholischen Kirche, die vor einigen Jahren erbaut worden ist.

Gänzlich verändert ist das Nordende der Stadt, wie man dasselbe auf dem ersten Bilde sieht. Ursprünglich stand hier ein Cisterzienserkloster, das aber nach Einführung der Reformation theils niedergerissen, theils als Kornhaus benutzt wurde. Der freigewordene Platz diente lange als Zimmerhof und Reitplan. Das Kornhaus wurde später in ein Opernhaus umgewandelt, „darinnen alle Messen [382] von den unter den Studenten befindlichen Virtuosen die schönsten Opern präsentirt werden, und ist die Notiz davon mitten auf den vornehmsten Straßen an gewissen Tafeln zu lesen, die mit Leinen querüber festgemacht sind.“ Jetzt steht da das Zucht- und Waisenhaus, dem sich neuerdings eine großartige Fleischhalle anschließt. Von da aus ist durch den Park eine neue Straße angelegt worden, die zu den drei (nächstens vier) Eisenbahnhöfen führt, welche in dieser Gegend sich aneinanderreihen, etwa da, wo auf dem ersten Bilde rechts am äußeren Ende die einzelnen Bäume und das kleine Fuhrwerk sich befinden.

So hat sich Leipzig auf der Ostseite, welche die Abbildungen darstellen, im Laufe von zwei Jahrhunderten verändert. Die Erweiterungen der Stadt nach andern Seiten hin sind noch viel bedeutender, namentlich die im Westen, welche von Dr. Heine herbeigeführt und von der Gartenlaube bereits ausführlich beschrieben worden sind.

Leipzig gehört nicht zu den größten, aber zu den bekanntesten Städten der Erde; ihren Ruhm und ihren Wohlstand verdankt sie den Messen und der Universität, welche beide ihr auch den eigenthümlichen Charakter gegeben haben, über den eine neuere Schilderung sagt: „Eine wunderlich zusammengewürfelte Bewohnerschaft siedelt in dieser Handelsstadt an der Elster, Pleiße und Parthe. Die Firmen zeigen schweizerische, französische, italienische, specifisch süd-, specifisch norddeutsche Namen. Unter den niederländischen sind die Nachkommen der von Herzog Alba vertriebenen Antwerpener Kaufleute, unter den französischen manche, welche die Aufhebung des Edicts von Nantes zur Auswanderung zwang. Hieran mag es auch größtentheils liegen, daß die Stadt in der Sitte des Hauses so wenig wie im öffentlichen Leben einen ausgeprägten Charakter hat. Jene wahrhaft patriotische Anhänglichkeit des Bremer Kaufmannes an seine Vaterstadt z. B., die Rivalität des Kaufherrn mit dem Adel, welche dem Vergnügen und dem geselligen Treiben Frankfurts a. M. die einfache und ausgesuchte Eleganz gibt, fehlt in Leipzig, wo sich unter siebenzigtausend Einwohnern kaum siebenzig Adelige befinden und diese, wie die zahlreichen Professoren und Gelehrten, nicht begütert genug sind.“

Zum Schluß möge hier eine kurze Geschichte der Leipziger Messen stehen, deren eigentlicher Beginn sich mit Bestimmtheit nicht ermitteln läßt, die aber wahrscheinlich bereits im zwölften Jahrhunderte entstanden.

„Sie sind,“ heißt es in „Leipzig von A. Diezmann“ (Leipzig, Lorck, 1856. 10 Ngr.), „durch Kriege, Aufstände, Krankheiten und theure Zeiten oftmals theils ganz verscheucht, theils sehr gestört worden. Großen Abbruch thaten ihnen die calvinistischen Streitigkeiten und, wie leicht erklärlich, der verderbliche dreißigjährige Krieg, obgleich selbst Tilly bei Eroberung Leipzigs bewilligte, „daß den Commerciis ihr ungesperrter Lauf zu lassen und sie auch mit keinen neuen Exactionen zu beschweren sein sollten,“ und später Torstensohn, von schwedischer Seite, versicherte, es solle Niemand, er sei aus Feindes oder Freundes Land, gehindert und dem Handel der Stadt der altgewohnte Verlauf gestattet werden. Ein neues Unglück brachte die furchtbare Pest, die 1680 von Böhmen her sich verbreitete, denn während der Dauer derselben konnten die Messen nicht abgehalten werden und selbst, als sie nicht mehr zu fürchten war, brauchte man die ängstlichsten Absperrungsmaßregeln, genau wie hundertfunfzig Jahre später bei der Annäherung der Cholera. Kaum hatte der Verkehr sich wieder zu heben begonnen, so trat 1689 der Krieg Frankreichs mit dem deutschen Reiche ein, und in Regensburg beschloß man, nicht nur die Einführung aller französischen Waaren zu verbieten, sondern dieselben überall, wo man sie finde, zu confisciren und die Eigenthümer „am Leibe zu strafen“, wie es im Anfange des neunzehnten mit den englischen Waaren geschah. Im Jahre 1693 gab es eigentlich keine Neujahrsmesse wegen der Theuerung im Jahre vorher und auch, weil die Kaufmannswaaren nicht zu rechter Zeit eintrafen, da wegen der schlechten Witterung und des schlechten Zustandes der Straßen die Fuhrleute nicht fortkommen konnten. Neue Störung erlitt die Messe 1706 „durch den Einbruch der königlich schwedischen Waffen,“ wie sich ein Rathspatent ausdrückt, welches die Meßwechsel bis zu Ende Octobers prolongirte.

Die schlimmsten Zeiten begannen mit dem siebenjährigen Kriege, und als erst Friedrich der Große, dann Oesterreich ihre Grenzen den Waaren aus Sachsen sperrten, und dieses darauf Repressalien brauchte. Die Stadt hatte an Truppenverpflegungsgeldern und Contributionen gegen acht Millionen aufzubringen, und die Messen kamen so in Verfall, daß Gotzkowski in seiner Biographie erzählt, er habe in der Michaelismesse von 1756 von seinen Seidenwaaren nur für 200 Thaler verkauft, während er sonst in einer Messe einen Absatz von gegen 40,000 Thalern gehabt. Dazu kamen die Münzverschlechterung durch die jüdischen Münzpachter und die beginnenden Experimente mit allerlei Abgaben. Die Zeiten wurden in Leipzig so schlecht, daß 1766 der Handel anfing, nach Gera, Weimar, Hof und Arnstadt sich zu wenden. Erst als man die drückenden Abgaben beseitigte und Zollfreiheit einführte, hoben sich die Messen wieder.

Lange machten Leipzig die Messen in Frankfurt an der Oder viele Noth, bis die falschen Maßregeln, die man dort ergriff, unserer Stadt wiederum zum Vortheile ausschlugen. Leipzig wurde von Juden aus Polen, Rußland u. s. w. im Anfange fast gar nicht besucht, da sie ihre Einkäufe in Frankfurt machten, weil sie für die nach Polen gehenden Waaren die preußische Durchgangsabgabe nicht zu zahlen hatten. Dies hielten aber die preußischen Fabrikanten für nachtheilig, und jene Abgabenfreiheit wurde nicht nur aufgehoben, man belegte auch die aus Polen kommenden Producte mit einer Abgabe von dreißig Procent an Werth. Sofort mieden die Polen und Russen Frankfurt und kamen nach Leipzig, das sie zuvorkommend aufnahm. Zwar wurde jene drückende Einfuhrabgabe nach Friedrichs des Großen Tode aufgehoben, und Frankfurt hob sich wieder, aber da kam man in Preußen auf den Gedanken, dort die fremden baumwollenen und halbseidenen und seidenen Waaren zu verbieten. Die Einkäufer aus Warschau, Brody, Jassy u. s. w. fanden also in Frankfurt nicht mehr, was sie brauchten, und sie wendeten sich von nun an fast ausschließlich nach Leipzig, wo sie nicht nur die größte Auswahl in den Waaren, sondern auch ziemlich leicht Credit fanden.

Die französischen Kriege lasteten schwer auch auf Leipzigs Messen. Anfangs kamen zwar viele Engländer mit Waarenlagern nach Leipzig, weil dies den Verkehr bis in die Türkei und nach Persien vermittelte; als aber Napoleon das Continentalsystem aufstellte, erfuhr Leipzig mit seinen Messen einen lange nachwirkenden empfindlichen Schlag. Mit sieben Millionen Francs kaufte die Stadt einmal, am 7. April 1807, die in Beschlag genommenen englischen Waaren vom General Villemangy los, aber 1810 erschien wiederum ein Commissar, welcher nach englischen Waaren suchte, um die vorgefundenen zu verbrennen. Der Schade konnte durch den um etwas gesteigerten Absatz nach Rußland nicht ausgeglichen werden. Die Messen kränkelten fort und fort, zumal 1818 das von Preußen eingeführte Grenzzollsystem mit hohen Durchgangsabgaben bis nahe an Leipzig heranrückte, und ihm die Hauptadern unterband, auch Rußland seine Einfuhrzölle bedeutend steigerte, und die Abgaben in Sachsen selbst erhöht wurden. Leipzig mußte erwarten, seine Handelsblüthe ganz geknickt zu sehen, als 1834 die Schlagbäume endlich fielen, Sachsen dem deutschen Zollvereine beitrat, und Leipzig einen Aufschwung nahm, wie nie zuvor. Nach funfzehn Jahren war der Umsatz in den Messen auf mehr als das Doppelte gestiegen, und wenn auch seit 1834 Cholera, Revolutionen, Theuerung, Handelskrisen und Kriegsbesorgnisse Schuld trugen, daß einige Messen nicht von großer Bedeutung waren, wenn auch Kurzsichtige dann prophezeieten, die Zeit der Messen und damit die Zeit der Blüthe Leipzigs sei vorüber, so läßt sich doch mit weit größerer Wahrscheinlichkeit weissagen, daß unter der Segensherrschaft des Friedens, bei Fernhaltung aller den Handel stets lähmenden Beschränkungen, die Messen und mit ihnen der Handel Leipzigs noch weit großartiger sich gestalten werden.“