Johanna Stegen, die Heldin von Lüneburg

Textdaten
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Titel: Johanna Stegen, die Heldin von Lüneburg
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 51, S. 876
Herausgeber: Adolf Kröner
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Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1888
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[869]

Johanna Stegen, die Heldin von Lüneburg.
Gemälde von Ludw. Herterich.
Nach einer Photogravure im Verlag der „Verbindung für historische Kunst“ in Berlin.

[876] Johanna Stegen, die Heldin von Lüneburg. (Mit Illustration S. 869.) Der zweite April des Jahres 1813 brachte einen wichtigen Sieg der Verbündeten über das Kriegsheer des französischen Eroberers in der Schlacht bei Lüneburg, an welchem ein heldenmüthiges Mädchen einen vollwichtigen Antheil hatte: Johanna Stegen, das Mädchen von Lüneburg. Sie reiht sich jenen tapferen Frauen an, die in edler Begeisterung zur Waffe griffen, um gegen den Erbfeind zu Felde zu ziehen, oder denen sonst kein Opfer für die Sache des Vaterlandes zu hoch war. Eleonore Prochaska und Anna Lühring dienten in der Lützowschen Freischar als Jäger Renz und Kruse, Magdalena Eckert pflegte drei Jahre lang in Düsseldorf unermüdlich Freund und Feind, Ferdinande von Schmettau legte ihr prachtvolles Haar auf den Opferaltar des Vaterlandes – nicht minder Rühmliches vollbrachte Johanna Stegen, und wie die Namen der erstgenannten Frauen ist auch der ihre mit der Geschichte der Befreiungskriege unlöslich und ehrenvoll verknüpft. Sie hielt es in dem sicheren Versteck, in welchen sich die Ihren geflüchtet hatten, dem Keller eines benachbarten Kaufmanns, nicht aus, als die Sturmglocken läuteten und die Schlacht tobte. Sie eilt hinaus, findet Fässer, mit Patronen gefüllt bis oben hin, und trägt diese, so viel ihrer die Schürze nur zu fassen vermag, den mit gefälltem Bajonett gegen die Franzosen anstürmenden Preußen zu, die alle Munition verschossen hatten und mit Jubel das neue „Kraut und Loth“ begrüßten. Johanna Stegen achtet nicht auf die Kugeln, die sie umpfeifen; furchtlos und unermüdlich eilt sie immer wieder zu ihrem Funde und mit gefüllter Schürze kehrt sie zurück, bis der Sieg entschieden ist, entschieden zu Gunsten der todesmuthigen Preußen. Major von Borcke, der Führer des von Johanna Stegen mit Patronen versorgten Bataillons, erhielt nach der Schlacht einen Ehrensäbel und das Eiserne Kreuz zweiter Klasse, so entscheidend war das Eingreifen der kaum 150 Köpfe zählenden Braven und – der unerschrockenen, opfermuthigen Heldin gewesen, welche ihnen das todbringende Blei durch Pulverdampf und Schlachtengraus begeistert und anfeuernd zugetragen. * *