Humor ins Feld!/Wie „Der Landsturm kommt“ entstand

Hindenburg in Meißen Humor ins Feld!
von Max Bewer
Die große Retirade
{{{ANMERKUNG}}}
  Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
[42]
Wie „Der Landsturm kommt“ entstand.

Der packendste Militärmarsch des Krieges, für den fast alle Generalobersten unseres Heeres, sogar v. d. Goltz aus Konstantinopel und Erzherzog Eugen aus Galizien, dem Komponisten, Musikdirektor Wilhelm Speiser in Düsseldorf, brieflich ihren Dank aussprachen – Graf v. Moltke schrieb: „Dieser Marsch hat mir Freude gemacht“–, ist wie oft in der Kunst das Gute durch einen glücklichen Zufall entstanden.

Dem Verfasser dieser Lieder schrieb der Landsturm-Unteroffizier Ernst Zimmermann aus Belgien folgende Feldpostkarte:

Mein lieber Dichter Bewer
Und Doktor des Gemüts,
Dir soll mein Gruß erklingen!

Ich las oft deine Lieder,
Die inhaltreich und bieder,
Nach deutscher Art gefaßt –
Und mich ergreift’s gewaltig,
Wie du so vielgestaltig
Die Zeit begriffen hast!

Drum Dank dir, wackrer Streiter!
Kämpf’ so als Deutscher weiter,
Ein Zeitendichterheld!
Von deinem Geist durchdrungen
Sind alle deutschen Jungen
Und kämpfen brav im Feld!...

Zum Dank widmete der so freundlich begrüßte Dichter der 3. Landsturm-Kompagnie des Absenders, damit sie frisch-fröhlich [43] weiter marschiere, den Text eines „Landsturmliedes“, der sich schnell von Mund zu Mund verbreitete:

Tritt gefaßt! Der Landsturm kommt!
Donnerschlag! der kann es!
Mann für Mann das stramme Bild
Eines deutschen Mannes!
Blau der Blick und blond der Bart!
Frische „alte Leute“!
Ja mit uns schlug keiner sich,
Der es nicht bereute!
Tritt gefaßt! Der Landsturm zieht
Vorwärts aus den Toren,
Siegt der deutsche Landsturm nicht,
Sind wir all verloren!

Augen links! Nach Frankreich hin!
Augen rechts! .... nach Rußland!
Und nach England gradeaus
Lustig eine Kußhand!
Wo der Kaiser Männer braucht,
Vorwärts in die Bresche!
Die Franzosen, daß es raucht,
Kriegen ihre Dresche!...
Tritt gefaßt! Zu Schiffe dann,
England anzugreifen,
Denn der deutsche Landsturm kann
Auch als Seesturm pfeifen!..

[44] Die Landsturmmänner dankten wiederum durch einen poetischen Gruß aus dem Felde:

Wie wir als Kind der Mutter lauschten,
Wenn sie uns Märchen hat erzählt,
So wurden alte Landsturmmänner
Von deinem Landsturmlied beseelt...
Wir mußten heut auf Bahnschutz-Wache
Mit fünfzehn Mann auf Posten sein,
Ich hörte wieder herzlich lachen.
So wie man lacht am deutschen Rhein!

Der Dichter, der zufällig in seiner Heimat am Rhein vaterländische Kriegsabende hielt, traf dort den rheinischen Komponisten Wilhelm Speiser, der, früher schon in Männergesang-Wettstreiten preisgekrönt, den Dichter um einen neuen Liedertext „für unsere Soldaten“ anging. In wenigen Stunden entstand nun die so zündend gewordene Marschmelodie: „Der Landsturm kommt!“ Bei öffentlichem Gesangvortrag am Klavier, auch durch den Komponisten selbst, wurde das Lied immer wieder von neuem verlangt, so daß es in seiner jetzigen Notenausgabe noch um folgende Zusatzstrophen bereichert wurde:

Hindenburg, das ist ein Mann!
Donnerschlag! der kann es!
Seht euch nur den Schnurrbart an
Dieses deutschen Mannes!
Tag und Nacht mit Ludendorf
Froh bereit zum Schusse!

[45]

In ein Botokudendorf
Kröche gern der Russe!
Marschall Vorwärts, Blücher, druff!
Riefen einst die Preußen,
Unser Marschall Hintendruff
Sollst du ewig heißen!

Hindenburg und Mackensen!
Heil und Preis dem Dritten!
Könnte ich doch packen sehn
Euch einmal die Briten!
Ludendorf und Mackensen,
Hindenburg als Kleeblatt,
Ihr müßt jetzt verknacken gehn
England auch zur See matt!
Tritt gefaßt! Der Landsturm will
Nie von euch davon jonn,
Stiefel aus! Der Landsturm schwimmt
Auch mit euch nach London!

Man erhält den vollständigen Text mit Noten für 50 Pfennig von Wilhelm Speiser, Musikverlag, Düsseldorf, von wo das Lied auch gegen Einsendung des Betrages frei ins Feld an unsere Truppen gesandt wird, die bekanntlich gern im Schützengraben den Männergesang pflegen.