Textdaten
Autor: Richard Bernstein
Illustrator: {{{ILLUSTRATOR}}}
Titel: Hugo Friedländer
Untertitel:
aus: Mitteilungen des Vereins Arbeiterpresse [MVA], XIX. Jahrgang, Nr. 167 (Berlin, 1. Februar 1918), S. 8
Herausgeber:
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1. Februar 1918
Verlag:
Drucker: {{{DRUCKER}}}
Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scan auf Commons
Kurzbeschreibung:
Eintrag in der GND: {{{GND}}}
Bild
[[Bild:|250px]]
Bearbeitungsstand
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Um eine Seite zu bearbeiten, brauchst du nur auf die entsprechende [Seitenzahl] zu klicken. Weitere Informationen findest du hier: Hilfe
[[index:|Indexseite]]

[8] Hugo Friedländer ist am 14. Januar in Berlin gestorben. Der alte Berichterstatter wird den meisten Parteijournalisten bekannt gewesen sein: persönlich als Teilnehmer an vielen Parteitagen und Arbeiterkongressen, dem Namen nach durch seine Berichte, die er in alle Welt verschickte. Er war sozusagen der Stammvater der deutschen Korrespondenzen für Prozeß- und Kongreßberichterstattung, er soll der erste gewesen sein, der seinerzeit mit Pauspapier bewaffnet in die Gerichtssäle zog. Irre ich nicht, so hat er schon den Leipziger Hochverratprozeß gegen Bebel, Hepner und Liebknecht mitgemacht. Jedenfalls hat das kleine vorgebeugte Männchen in den letzten Jahrzehnten bei keinem Sensationsprozeß gefehlt. Meistens kam er da – und in Versammlungen fast immer – lange nach Beginn und begann allsogleich ein emsiges Gefrage bei den Kollegen, von denen manch einer, teils aus Aerger, teils zum Zeitvertreib, dem Alten, der schlecht sah und wenig hörte, manchen Bären aufband. Aber gewöhnlich tat „Hujo“ nur so, als fiele er drauf rein. Allerdings, was er selbst verzapfte, war manchmal hahnebüchen; auf einem unserer Jenaer Parteitage waren seine in einem dortigen Blatt (gegen Gratisabzüge als Gegenleistung) erscheinenden Berichte für uns eine heitere Erholung nach der Riesenarbeit des Tagesprotokolls usw. Immerhin hat er alle Vorkämpfer der deutschen Sozialdemokratie persönlich gekannt und er hatte für viele Einzelheiten und Daten ein erstaunliches Gedächtnis. Er hat auch eine Sammlung interessanter Prozesse herausgegeben, neben viel minderwertigem Zeug, wozu ihn wohl die Zeilenschinderei zwang. Nicht verewigt hat er seine köstliche Uebung, Zeugen nach ihrer Vernehmung zu fragen, was sie denn gesagt hätten. Das machte er auch einmal mit einer ganz hohen Persönlichkeit im Eulenburgprozeß. Die gestrengen und meistens sehr wenig pressefreundlichen Vorsitzenden in Moabit ließen ihn gewähren, wenn er im Gerichtssaal herumkrauchte und – man kann es nicht anders sagen – herumschmuste.

R. Bernstein.