Heut’ braust durch alle deutschen Lande

Textdaten
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Autor: Rudolf Lavant
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Titel: Heut’ braust durch alle deutschen Lande
Untertitel:
aus: Eichenlaub und Fichtenreis, S. 10–11
Herausgeber: Wilhelm Achilles
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1901
Verlag: Wilhelm Achilles
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Erscheinungsort: Leipzig-Eutritzsch
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Originalherkunft:
Quelle: Commons
Kurzbeschreibung:
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8. (1878.)
Zum 100jährigen Geburtstag
Fr. Ludwig Jahn’s.

     Mel.: Sind wir vereint zu guter Stunde etc.

     1. Heut’ braust durch alle deutschen Lande zum Unstrutthal der Treue Gruß, - vom flachen, flutbespülten Strande bis zu der Alpen grünem Fuß. Es brechen alte, liebe Lieder sich durch den Lärm des Tages Bahn, und Eichenkränze sinken nieder auf’s stille Grab des alten Jahn.

     2. So manches Wort voll Kraft und Schneide kommt heut’ aus Herzen warm durchloht, und stolz im Winde rauscht die Seide der Turnerbanner weiß und rot. Die Feuer glüh’n im Süd und Norden von Bergeshöhen durch die Nacht – zu einer Macht ist längst geworden, was Jahn in schwerer Zeit erdacht.

     3. Der Ehre Preis auch hier dem Alten im Kreise deutscher Turnerschaft! Er hat den Glauben festgehalten an deutsche Art und deutsche Kraft; er blieb gefaßt und ohne Wanken, als mutlos Tausende gezagt, ihm kamen rettende Gedanken; er war ein Mann – er hat’s gewagt. [11]

     4. Als er hinaus zur Hasenhaide mit frischem, jungem Volke zog, als er im leichten Linnenkleide in Lauf und Sprung zum Ziele flog, da hat er durch die schwarze Wolke erspäht der Zukunftssterne Schein – es musste einst dem ganzen Volke das Turnen Herzenssache sein.

     5. Dann wollten sie den Brand ersticken, den in der Jugend er entfacht, sie trachteten das Reis zu knicken, das grün und frisch ihn angelacht; sie haben falsch von ihm gesprochen, sie schmähten und sie höhnten laut, und dennoch hat er, ungebrochen, geglaubt, gehofft und still vertraut.

     6. Und glorreich sah er sich vollenden, was er begonnen und erdacht; es muß sich Alles, Alles wenden und heller Tag folgt jeder Nacht. Das Körnlein, das er still geborgen in deutscher Erde dunklem Schooß, das Kind der Schmerzen und der Sorgen, es wuchs zur Höhe riesengroß.

     7. So neigt denn heute eure Fahnen am Grab des wackern alten Jahn! Er ging für uns die rauh’sten Bahnen und hat ein gutes Werk gethan. Ein donnerndes: „Gut Heil!“ dem Alten, dem Mann voll Kraft und Mut und Mark! Wir aber wollen Treue halten, furchtlos, wie er, bewußt und stark!