Fabrik von Orseille, Persio und Indigocarmin von Duvernay, Peters & Comp. in Chemnitz

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Autor: Diverse
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Titel: Fabrik von Orseille, Persio und Indigocarmin von Duvernay, Peters & Comp. in Chemnitz
Untertitel:
aus: Album der Sächsischen Industrie Band 1, in: Album der Sächsischen Industrie. Band 1, Seite 171–172
Herausgeber: Louis Oeser
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1856
Verlag: Louis Oeser
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Erscheinungsort: Neusalza
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Quelle: Commons und SLUB Dresden
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Chemische Fabrik für Orseille, Persio, Indigocarmin etc. von Duvernay, Peters & Co. in Chemnitz.

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Fabrik von Orseille, Persio und Indigocarmin von Duvernay, Peters & Comp. in Chemnitz.


Dieses Etablissement, welches zu den ältesten chemischen Fabriken Sachsens gehört, befindet sich auf der Zwickauer Straße in Chemnitz, dicht an dem Flüßchen Chemnitz und ist gegenwärtig in Besitz

der Herren Theodor Peters und Reinhard Flach in Chemnitz und
der verwittweten Madame Duvernay und des Herrn George Schön in Paris.

Der Gebäudecomplex enthält

vier Hauptgebäude und
vier Nebengebäude,

welche theils zur Fabrikation, theils zu Niederlagen und auch zur Wohnung benutzt werden, und zu denen ein freundlicher Garten gehört.

Das Etablissement beschäftigt sich mit der chemischen Farbenproduction für Druckerei und Färberei in wollenen und seidenen Garnen und Geweben, als: Thibet, Lastings, Mousseline, Tuche u.s.w., und es sind seine Haupterzeugnisse: Orseille in Teigform; Orseilleextract, Persio oder Cudbeard; Indigocarmin; Indigoextract; Weinsteinpräparate und andre chemische Präparate.

Die Erzeugnisse dieser Fabrik haben sich rasch in allen industriellen Distrikten Deutschlands, Oestreichs, Dänemarks, Schweden und Rußlands, wo überhaupt die Fabrikation von Wollen- und Seidenstoffen betrieben wird, einen guten Ruf erworben und finden dahin ihren Hauptabsatz.

Das Etablissement besitzt

eine größere Dampfmaschine zu vier bis fünf Pferdekraft;
eine kleinere dergleichen von einer halben bis zu einer Pferdekraft und
einen Dampfkessel von zehn Pferdekräften u.s.w.

Fortwährend sind hier außer zwei Comptoiristen zwanzig bis zwei und zwanzig Fabrikarbeiter beschäftigt.

Die Procura führt Herr Robert Ploß; welcher gleichzeitig den größten Theil der Geschäftsreisen macht.

Die technische Leitung des ganzen chemischen Etablissements besorgt der Mitinhaber, Herr Theodor Peters; derselbe wird zeitweise von seinem Freunde und Associé Herrn Reinhard Flach, welcher noch einer Stellung als Chemiker in der Druckfabrik der Herren Becker und Schraps in Chemnitz vorsteht, unterstützt.

Seit 1810 wird auf dem betreffenden Grundstück die Fabrikation chemischer Produkte betrieben und war der Besitzer desselben, der noch lebende, jetzt fast achtzig Jahr alte Vater des Herrn Theodor Peters, Herr Gotthelf August Peters, Gründer einer der ersten chemischen Fabriken Sachsens. Derselbe hatte in Berlin bei dem berühmten Hermbstädt und dann in Prag Chemie und Pharmacie studirt und später an verschiedenen Orten als Apotheker gearbeitet, bis es ihm gelang, die längst gehegte Idee zur Gründung einer chemischen Fabrik zu verwirklichen. Er beschäftigte sich zunächst mit der Darstellung [172] von Zinn- und Holzsäure-Präparaten für Druckerei, und erhielt später für Einführung derselben, namentlich des holzsauren Bleies eine Prämie von dem hohen Königlichen Ministerium des Innern, durch welche Anerkennung Herr Peters in seinem Bestreben für Ausbreitung der chemischen Fabrikation noch mehr angespornt wurde.

In diese Periode fällt auch die Gründung der ersten und heute noch bestehenden Badeanstalt für Chemnitz und die Umgegend; ebenso die Trinkanstalt für alle natürliche Mineralbrunnen, Beide verdanken der Thätigkeit des Herrn Peters ihre Entstehung.

Später fabricirte Herr Peters sen. auch englische Schwefelsäure in Bleikammern und erzielte ohne Platinblase ein hinreichend verwendbares Produkt.

Bis zu dem Jahre 1851 wurde das chemische Geschäft von Herrn Peters sen. fortgesetzt, wenn auch – wegen vorgerückten Alters des Besitzers – theilweise in geringerem Umfange; dann aber übernahm dessen Sohn, Herr Theodor Peters, nach vollkommener Beendigung seiner pharmaceutischen Laufbahn, den Betrieb der Fabrik, beschäftigte sich mit der Herstellung chemisch-technischer Produkte, besonders aber mit der von Weinsteinpräparaten, Zinn- und Blaucompositionen.

Im Jahre 1852 faßte Herr Theodor Peters die Idee der Orseillefabrikation auf und verband sich zu deren Verwirklichung mit seinem Freunde und Collegen, Herrn Reinhard Flach. Die betreffende Fabrikation war für Sachsen ganz neu. Man bezog dieses Produkt bisher größtentheils aus Frankreich, welches dadurch bedeutende Summen gewann; aber auch die an verschiedenen Orten Deutschlands bestehenden wenigen Fabriken dieser Branche waren stets hinreichend beschäftigt.

Nach langen ausdauernden und oft sehr schwierigen Arbeiten erlangten die Herren Peters und Flach endlich verwendbare Produkte und sahen sich somit an dem lange ersehnten Ziele. Jetzt machte auch Herr Robert Ploß, als Vertreter der Firma veuve Duvernay u. Schön in Paris in deren Namen Propositionen zu einer Association, welche endlich auch zu Stande kam, worauf am 1. October 1854 die Gründung der jetzt bestehenden Firma erfolgte.

Die Fabrikation von Orseille, Orseilleextract, Indigocarmin und Persio, die mit dem Jahre 1855 erst in Gang kam, hatte noch manche Erfahrungen und Schwierigkeiten durchzumachen, bevor die Consumenten dieser Produkte zu denselben das Vertrauen faßten, welches heute, zur Ehre des Etablissements, im ausgezeichneten Maaße vorhanden ist. Dieses Vertrauen zu rechtfertigen ist das beständige Streben des Etablissements und es gehören seine Erzeugnisse zu den vollkommensten, welche überhaupt und mit Hilfe der Chemie herzustellen sind.