Textdaten
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Autor:
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Titel: Erdbebenschrift
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aus: Die Gartenlaube, Heft 19, S. 611
Herausgeber: Adolf Kröner
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Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[611] Erdbebenschrift. Japan zählt zu den Ländern, in denen Erdbeben häufig vorkommen. Seitdem die alte „Goldinsel“ der europäischen Kultur Thür und Thor geöffnet hat, zählt sie auch zu den Gebieten, in welchen das furchtbare Naturereigniß von europäischen und einheimischen Forschern mit Hilfe sinnreicher Apparate ständig beobachtet wird. So geschah es auch, daß Japan das erste Land war, welches einige auf Papier gezeichnete Striche vorlegen konnte, die von des Erdbebens eigener Hand niedergeschrieben worden waren!

In Tokio wurde nämlich vor einem Dutzend Jahre ein Wagnerscher Erdbebenmesser aufgestellt. Derselbe zeichnet sich vor anderen dadurch aus, daß er nicht nur die Zeit und die Richtung des Stoßes selbstthätig mit einem Stifte auf Papier niederschreibt, sondern auch in etwas vergrößertem Maßstabe die Größe der Bewegung angiebt, welche die Erdoberfläche erleidet.

Die erste Erdbebenschrift, welche auf diesem Wege am 25. Juli 1880 in Tokio erhalten wurde, stellt obenstebendes Autograph dar. – Melchior Neumayr erklärt diese Schriftzüge in seiner trefflichen „Erdgeschichte“ mit folgenden Worten:

„Wir sehen um 2 Uhr 31/10 Minuten die Erschütterung mit einigen leisen Zuckungen beginnen und einen etwas stärkeren Stoß folgen, bei dem die Horizontalbewegung der Erdoberfläche 1/2 mm betrug. Nach wenigen leichten Schwingungen folgte wieder ein merklicher Stoß mit 1 mm Erdbewegung, der 1/2 Minute nach Beginn der Erschütterung eintrat, dann 48 Sekunden hindurch nur leichte Schwingungen, auf welche der stärkste Stoß mit 1,67 mm Bodenbewegung erfolgte. Ihm schlossen sich wieder lebhafte Vibrationen an, mit deren Einschlusse das ganze Erdbeben gerade 2 Minuten dauerte, wie es obenstehend von des Erdbebens eigener Hand geschrieben zu sehen ist.“ *