Textdaten
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Autor: Klabund
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Titel: Er hat als Jöhr
Untertitel:
aus: Die Harfenjule
S. 12
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1927
Verlag: Die Schmiede
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Erscheinungsort: Berlin
Übersetzer:
Originaltitel:
Originalsubtitel:
Originalherkunft:
Quelle: Scans auf Commons
Kurzbeschreibung:
Siehe auch Dirnenlieder
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Er hat als Jöhr.

Er hat als Jöhr von fuffzehn Jahren mir einst am Wedding uffjetan. Wir sind nach Köpenick jefahren und sahen die Natur uns an. Ick zog mir aus die rote Jacke. Er hat für mich det Bier berappt, doch nach neun Monaten, au Backe, es hat jeschnappt, es hat jeschnappt.

Mein Emil is ne kesse Nummer, er hat schon manchen abgekehlt, doch fürcht’ er sich vor jedem Brummer, so jut is er, so zart beseelt. Mir is weiß Gott schon allens piepe, ick lag bei ihm im Bett – da trappt es uff der Treppe... der Polype... es hat jeschnappt, es hat jeschnappt ...

Im Hof der ollen Zuchthausschenke steht blutbespritzt ein Podium, der dove Pastor macht Menkenke, man sieht sich noch im Kreise um. Im Mauereck blüht blauer Flieder, die Zunge klebt wie angepappt, da saust des Henkers Beil hernieder, es hat jeschnappt, es hat geschnappt ...


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Er hat als Jöhr.


Er hat als Jöhr von fuffzehn Jahren
mir einst am Wedding uffjetan.
Wir sind nach Köpenick jefahren
und sahen die Natur uns an.

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Ick zog mir aus die rote Jacke.

Er hat für mich det Bier berappt,
doch nach neun Monaten, au Backe,
es hat jeschnappt, es hat jeschnappt.

Mein Emil is ne kesse Nummer,

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er hat schon manchen abgekehlt,

doch fürcht’ er sich vor jedem Brummer,
so jut is er, so zart beseelt.
Mir is weiß Gott schon allens piepe,
ick lag bei ihm im Bett – da trappt

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es uff der Treppe... der Polype...

es hat jeschnappt, es hat jeschnappt ...

Im Hof der ollen Zuchthausschenke
steht blutbespritzt ein Podium,
der dove Pastor macht Menkenke,

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man sieht sich noch im Kreise um.

Im Mauereck blüht blauer Flieder,
die Zunge klebt wie angepappt,
da saust des Henkers Beil hernieder,
es hat jeschnappt, es hat geschnappt ...

Anmerkungen (Wikisource)

Weiterer Abdruck:

  • Roger Stein, Das deutsche Dirnenlied, 2006, S. 342-343