Textdaten
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Autor: B–n.
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Titel: Eine Deputation
Untertitel:
aus: Die Gartenlaube, Heft 15, S. 472–473, 481
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1892
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung:
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[472–473]

Eine Deputation.
Nach einem Gemälde von O. Erdmann.

[481] Eine Deputation. (Zu dem Bilde S. 472 und 473.) „Es wird ja den Kopf nicht kosten!“ hat im letzten Beklemmungsgefühl des Vorzimmers der Thalmüller zu seinem Advokaten gesagt, nachdem er vorher wochenlang in allen Schenken geschworen, er gehe, wenn es sein müsse, bis zur Frau Herzogin, um sein Recht gegen den schurkischen Bergmüller durchzusetzen, er fürchte sich nicht, er habe den Mund auf dem rechten Flecke und werde ihn zu brauchen wissen!

Und nun steht er da, keines Wortes mächtig, vor der durchlauchtigsten Landesmutter und kann nur wieder und wieder dienern, während der Herr Hofmarschall sich seiner erbarmt und seinen Handel mit dem Bergmüller vorträgt, „nur mit ein bißchen anderen Worten“! Die fürstliche Frau aber sieht wirklich nicht aus, als ob sie den Kopf der Unterthanen verlange, eher sollte man denken, sie fürchte sich im stillen ebenso sehr vor einer Deputation wie diese vor ihr. Denn sie ist schüchternen Herzens, die schöne, junge Herzogswitwe, und das „Regieren“ kommt ihr schwer an, sie möchte am liebsten jedem seine Bitte gewähren und alle zufrieden sehen.

„Viel zu affabel!“ denkt die stattliche Hofdame hinter ihr. „Ich wollte es den Tölpeln anders zeigen!“

Die zweite aber, das allerliebste Puderköpfchen, betrachtet mit unendlichem Ergötzen den täppischen Müllerjörg im geliehenen Fracke, der hinter der Deckung des väterlichen Rückens hervor athemlos in soviel Herrlichkeit staunt. Seiner Lebtage hätte der Jörg soviel Holdseligkeit und Vornehmheit in Frauengestalt nicht für möglich gehalten. B–n.