Textdaten
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Autor: Victor Blüthgen
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Titel: Die kluge Tochter
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aus: Die Gartenlaube, Heft 29, S. 492
Herausgeber: Adolf Kröner
Auflage:
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1894
Verlag: Ernst Keil’s Nachfolger in Leipzig
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Erscheinungsort: Leipzig
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Originalherkunft:
Quelle: Scans bei Commons
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[492]

 Die kluge Tochter.
Mutter sprach, wie Mütter sind:
„Kind, laß Klugheit walten!
Wenn dein Herzchen Liebe spinnt,
Nimm dir keinen Alten!
Alter Mann ist wunderlich;
Blühst du auf, so ärgern dich
Weißes Haar und Falten.“

Mutter sprach: „Ach, denke dran,
Willst dich einst nicht härmen:
Kommt ein junger Freiersmann,
Mußt nicht gleich erwärmen!
Junge Treu ist seltner Art;
Glücklich macht kein schmucker Bart,
Noch verliebtes Schwärmen.“

Ei, das wär’ ein seltsam Ding,
Mied ich den und diesen!
Wenn ich nach der Mutter ging’,
Hätt’ ich’s wohl zu büßen.
Wer mich liebt, der mag mich frein!
Müßt’ ich immer Fräulein sein,
Sollt’ es mich verdrießen.
 Victor Blüthgen.