Die alterthümlichste deutsche Stadt

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Titel: Die alterthümliche deutsche Stadt
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aus: Die Gartenlaube, Heft 28, S. 447
Herausgeber: Ernst Keil
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Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Verlag von Ernst Keil
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: Scans bei Commons
Kurzbeschreibung: Rothenburg ob der Tauber
Blätter und Blüthen
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[447] Die alterthümlichste deutsche Stadt. In einem Winkel deutscher Erde, der bald durch eine Eisenbahn erschlossen sein wird, liegt ein Städtchen mit fünftausend Einwohnern, Rotenburg an der Tauber. Weder Nürnberg noch Danzig stellt den Charakter mittelalterlicher Baukunst so rein zur Schau, als diese baierische Landstadt. Allerdings hat Rotenburg auch Gebäude im neuern Stil, aber sie verschwinden neben der Masse der gothischen Bauwerke, so daß dem Fremden, wenn er Rotenburg verlassen hat, nur die letztern allein im Gedächtniß bleiben. Alle diese Bauten stammen aus der Blüthezeit der Stadt, die in das vierzehnte und fünfzehnte Jahrhundert fällt. Das schönste Gebäude im Innern ist die Jakobskirche, deren Bau mit einem Capital bestritten wurde, das die Bürgerschaft allmählich durch wöchentliche Hellersteuern zusammenbrachte. Unvergeßlich wird Jedem der Eindruck sein, den das Aeußere der Stadt mit seinen Basteien, Thoren und Thürmen, Mauern und Gräben auf ihn gemacht hat. Man sieht eine vollständig erhaltene Festung des Mittelalters. Alle diese Befestigungen und die sehr zahlreichen, die Privathäuser ganz verdunkelnden städtischen und kirchlichen Gebäude erhält die Stadt aus ihren Mitteln. Was verschwunden ist oder in Trümmern liegt, das hat eine frühere Zeit untergehen lassen. Leider hat dieses Schicksal auch die alte Reichsburg getroffen, von der blos noch die Capelle steht, beschattet von den Bäumen eines schönen öffentlichen Gartens, den die Bürgerschaft auf der geschichtlichen Stätte angelegt hat.