Die Rhein-Anlagen bei Coblenz

Textdaten
Autor: Caspar Scheuren
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Titel: Die Rhein-Anlagen bei Coblenz
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Herausgeber: Loeillot
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Entstehungsdatum: 1866
Erscheinungsdatum: 1866
Verlag: Loeillot
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Erscheinungsort: Berlin
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Originalherkunft:
Quelle: Commons; Dilibri
Kurzbeschreibung: Bericht über die Koblenzer Rheinanlagen
Sonderdruck aus: Kölner Zeitung; Dez. 1866
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[Titelblatt]
DIE


RHEIN-ANLAGEN


bei


COBLENZ.


[Bildinschrift: Zum Besten der Armen.]

[WS: Unleserlich] Loeillot in Berlin

[1]
Die Rhein-Anlagen bei Coblentz.

Die Rhein- und Moselstadt, das alte Castell Confluentes der Römer bot noch vor einigen Jahren außer den Festungswerken, die ausnahmsweise hier die Schönheit der Gegend erhöhen, keinen Reiz dar, und die Schaar der Reisenden, welche stets der deutsche Strom auf- und ab

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wärts führt, oder denen der Eisenbahn-Verkehr Aufenthalt gönnt, staunte darüber, daß am Ufer nicht einmal ein Weg zu finden war, da der holprige Leinpfad[1], auf dem sich Roß und Treiber um das Recht des Stärkeren stritten, doch füglich nicht als solcher gelten konnte. Gleichgültig wandelte man auf der Mainzer Heerstraße den leider entwaldeten Höhen [2] zu, gleichviel, ob Staub oder Näße die Fußgänger belästigten. Zur Zeit, als das badener Land die anmuthige Fürstentochter heimführte, welche Coblentz stolz „unsere Prinzeß“ nannte, entstand, ihren Namen Louise[2] tragend, der erste Ruheplatz am Rheinufer, welches nun berechtigt ist, den Neid der Nachbarstädte zu erwecken, denn unabläßig schaffte

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seitdem unsere Königin[3] an diesem Gestade. Die Vollendung ihres Werkes veranlaßt deßen Beschreibung:

An der letzten Biegung der äußeren Festungsmauer, welche das Residenzschloß[4] mit seinem Garten dem Rheine zu abschließt, tritt, von der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft[5] als Werk vaterländischer [3] Kunst und Ausdauer erbaut, die schönste Eisenbrücke Deutschlands[6] dem Blicke entgegen.

Hier beginnen die Anlagen mit einer Erinnerung an den rheinischen Gartenkünstler Lenné[7]. Bald ist die Durchfahrt der Brücke erreicht „Königshalle“ benannt, weil an beiden Seiten Medaillons in Erz die Königlichen Brüder Friedrich Wilhelm IV.[8] und Wilhelm I.[9] vergegenwärtigen. Die

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Adler der Marmorsitze und die kriegerischen Embleme der Kandelaber bezeichnen das durch Wehrhaftigkeit gesicherte Gedeihen einer herrlichen Provinz, die beiden Königen hohe Dankbarkeit zollt. Passend gewählt sind auch die Basreliefs am Ausgange der Halle, der Victoria Rauch[10]’s gegenüber, die als Sinnbild des Friedens diesen monumentalen Theil der Anlagen überragt. Letztere ist durch eine antike Bank und [4] Terrasse architectonisch mit dem Denkmale verbunden, welches den Erbauern der Brücke gewidmet, diesen ein ehrendes Zeugniß höchster Anerkennung gewährt. Daneben befindet sich der Spielplatz, durch die Eindrücke der Umgebung den Frohsinn der Jugend veredelnd, gut ausgestattet und vielfach besucht. Aufwärts führt das Ufer den Gärten entlang, wo allmälig hübsche Landhäuser entstehen, zur Trinkhalle,

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welche den eigentlichen Mittelpunkt der Anlagen bildet. Dieses Gebäude im süddeutschen Holzstyle, von Ornamenten umgeben, die March’s[11] Kunstfabrik bei Berlin lieferte, ist der allseitigen Erholung gewidmet. Der behagliche Raum bietet außer Erfrischungen und Gesellschaftsspielen eine kleine Handbibliothek dar, er enthält zugleich aber auch die geschichtliche Denktafel, auf der in Marmor die Hauptereigniße eingegraben sind, [5] welche Coblentz von seiner Entstehung an bis zur Gedächtnißfeier von 1865 betreffen. Diese historische Andeutung entspricht dem gemeinnützigen Zwecke des Unternehmens nicht minder, als die dort allwöchentlich im Sommer stattfindenden Concerte, welche vor der Trinkhalle die verschiedenen Stände und Altersstufen, Einheimische wie Fremde, zum harmlosen Genuß einer Gegend vereinen, in welcher der schiffbeladene Strom den Vordergrund bildet und am Fuße re-

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benbekränzter Berge die Eisenbahn ihre dampfbeflügelten Züge vorüberführt. An der Trinkhalle eröffnet sich ein schattiger Laubengang, welcher den eigentlichen Garten der Anlagen einleitet. Dieser, mit Blumen geschmückt, schließt sich dem englischen Platze und ferner einem Tempel in Eisenguß an, der, reich berankt und eine schöne Fernsicht bietend, den Abschluß dieses Theiles bildet. – Ein gut bepflanzter Weg führt von dort zu dem Platze, der, durch den Namen „Vaterland“ bezeichnet, die Statuen [6] der Wissenschaft, der Kunst, des Handels und Gewerbes vereinend, an den traditionellen Sinn Deutsch-Athens erinnert. Der nächste Platz ist im italienischen Geschmacke und eröffnet den Blick auf die Felsenbank, welche zwei Wege trennt, den oberen, durch Eisengitter begrenzt, den unteren am Rheine entlang dem Obelisken zugerichtet, beide verbunden durch verzierte Rasenflächen. Der obere Weg bietet zur Erinnerung an den Ernst des Lebens nicht nur St Georg

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als Vorbild ritterlicher Tugend, sondern auch ein steinernes Kreuz dem Blicke dar. Am Wappenplatze, wo er mündet, befindet sich die Grenze der Rhein-Anlagen. Dort zunächst steht in anmuthiger Lauben-Rotunda, mit Muscheln und Blumen verziert, die Säule, welche als Erinnerung an den Dombau der Schwesterstadt Köln aus ihrer Domhütte hervorgegangen ist. Auf ihr sind die Namen der in den Rhein-Anlagen mitwirkenden Männer [7] verzeichnet, vor Allem der Name des genialen Meisters der Strombau-Kunst: Nobiling[12]. Jenseit dieser Rotunda oder des Muschelplatzes schließt der vorerwählte Obelisk die Anlagen ab. Er trägt die Namenszüge der Königs-Paares, zugleich aber die Medaillons der beiden königlichen Kinder, des Kronprinzen von Preußen[13] und der Großherzogin von Baden. – Der Weg durch die Anlagen zurück eröffnet neue Fernsichten, deren Abwechslung lohnend

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ist, aber als noch lohnender muß das Bewußtsein gelten, in einer Zeit, der es nicht an volksthümlichen Wünschen und Bedürfnissen fehlt, etwas Bleibend-Volksthümliches geschaffen zu haben, denn hier ist Jeder zu dem Genusse berechtigt, der Allen gebührt, und im Einklange mit der Natur hat das Wirken der Landes-Mutter nicht minder Ausdruck gefunden, als der vaterländische Sinn. –
(Kölner Zeitung, December 1866.)