Die Ostersäule bei Lauterbach

Textdaten
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Autor: Friedrich Bernhard Störzner
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Titel: Die Ostersäule bei Lauterbach
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aus: Was die Heimat erzählt. Sagen, geschichtliche Bilder und denkwürdige Begebenheiten aus Sachsen, S. 82–83
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Erscheinungsdatum: 1904
Verlag: Arwed Strauch
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Erscheinungsort: Leipzig
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Quelle: SLUB Dresden und Wikimedia Commons
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37. Die Ostersäule bei Lauterbach.

Am westlichen Ende des Dorfes Lauterbach bei Stolpen steht auf einem der Gemeinde gehörigen Wiesengrundstücke, dicht an dem Fahrwege nach Bühlau und Schmiedefeld, eine gegen 3 m hohe Steinsäule, welche man im Volksmunde als die Ostersäule bezeichnet. Dieselbe nimmt alljährlich zur Osterzeit besonderes Interesse in Anspruch, weil dieser Gedenkstein in unmittelbarer Beziehung zu dem Osterfeste steht. Die höchst denkwürdige Ostersäule ruht auf einem runden Sandsteine, der einem Mühlsteine gleicht und 3 m Umfang hat. Der Kopf der Säule zeigt auf der der Straße zugekehrten Seite das erhaben ausgearbeitete Bild des Heilandes am Kreuze. Auf der dem Dorfe Lauterbach zugekehrten Seite befindet sich folgende Inschrift:
1584
Jar
Das ist war
zwene Ostern
in einem Jar.

Darunter sind die Worte eingemeißelt:

Erneuert im Jahre 1884.

Die übrigen beiden Seiten des Aufsatzes, sowie die Säule selbst, enthalten keinerlei Zeichen. An der der Straße zugekehrten Seite der Ostersäule befinden sich in der Mitte zwei tiefgebohrte Löcher, die 30 cm voneinander entfernt sind. Man vermutet, daß diese Öffnungen zur Befestigung einer Tafel gedient haben, die entweder über die Entstehung dieser Säule oder auch über die Wegerichtung Auskunft gab. Als man die Ostersäule im Jahre 1884 renovierte, wurde dieselbe völlig abgetragen, da man unter derselben Urkunden aufzufinden hoffte. Doch man fand nur Scherben und ein Häufchen Asche. Bei Wiederaufstellung der Ostersäule höhlte man den oberen Teil derselben aus und legte in einem Glase eine Urkunde und verschiedene Münzen bei.

An die Entstehung der Ostersäule bei Lauterbach knüpfen sich verschiedene Erzählungen. Wie Hasche im Magazin der sächsischen Geschichte schreibt, soll die Ostersäule bei Lauterbach ursprünglich eine sogenannte Martersäule gewesen sein und an jene Zeit erinnern, da die Bewohner der Stolpener Pflege noch katholisch waren. Die Säule habe demnach bereits vor dem Jahre 1584 gestanden. Im Jahre 1584 wurde jene Martersäule vom damaligen Amtsschösser Thomas Treuter zu Stolpen erneuert. Derselbe ließ die Inschrift, welche die Säule jetzt noch trägt, anbringen und zwar aus folgendem Grunde: „Papst Gregor XIII. ließ 1582 den nach ihm benannten Kalender einführen, der aber auch in der katholischen Religionspartei nicht gleich aufgenommen wurde. Die Lausitzer bequemten sich erst 1584 dazu. Es ist also sehr natürlich, daß es in diesen Jahren mehrfach vorgekommen sein muß, Ostern an verschiedenen Orten auch an verschiedenen Tagen zu feiern. Jedenfalls hat [83] dies gedachten Amtsschösser wichtig genug erschienen, die künftigen Geschlechter an dieses Ereignis durch Eingrabung jener Worte zu erinnern. Auch in der Stolpener Gegend kam es in jener Zeit wiederholt vor, daß Ostern in einzelnen Gemeinden in einem Jahre zweimal gefeiert wurde, da der eine Teil der Bevölkerung bei der Feier des Osterfestes sich nach dem alten, dem Julianischen Kalender, richtete, der andere Teil nach dem neuen, dem Gregorianischen. Solches geschah auch in der Gemeinde Lauterbach bei Stolpen.“ –

Lauterbach um das Jahr 1830.

Eine andere Erzählung ist folgende:

„Ein Fuhrmann aus Lauterbach unternahm einst eine Fahrt nach Rußland. Dort feierte er das Osterfest mit. Gleich darauf trat er seine Heimreise an. Als er in Lauterbach ankam, wurde daselbst eben das Osterfest eingeläutet. Er feierte das Osterfest nun noch einmal. Solches geschah im Jahre 1584. Zur Erinnerung an diese zweimalige Feier des Osterfestes in einem Jahre ließ jener Lauterbacher Fuhrmann, ein vermögender Bewohner des Ortes, diese denkwürdige Steinsäule errichten und gab ihr den Namen Ostersäule.“[1]

Welche Erklärung die Wahrheit für sich hat, wird sicherlich schwer zu entscheiden sein. Jedenfalls aber bleibt die Ostersäule bei Lauterbach ein hochinteressantes Denkmal, das schon durch sein hohes Alter die Beachtung des Wanderers verdient. Sehr löblich ist es von der Gemeinde Lauterbach, daß dieselbe jene denkwürdige Ostersäule als ein geschichtliches Denkmal schützt und die Erhaltung desselben sich angelegen sein läßt. –


  1. Diese Erzählung hat aber wohl nur wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Jedenfalls war die Ostersäule bei Lauterbach ursprünglich eine Betsäule, wie eine solche einst in der Nähe der Helmsdorfer Kirche stand.