Textdaten
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Autor: Johann Gottfried Herder
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Titel: Die Nachwelt
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aus: Zerstreute Blätter (Fünfte Sammlung) S. 17–18
Herausgeber:
Auflage: 1. Auflage
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Erscheinungsdatum: 1793
Verlag: Carl Wilhelm Ettinger
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Erscheinungsort: Gotha
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Quelle: Google und Commons
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Die Nachwelt.


Den Schriftstellern ward durch einen höchsten Befehl geboten, daß künftig jeder nichts als in und aus seinem Fach, von seiner Facultät und Handwerkswissenschaft schreiben, niemand aber sich mit Politisiren, mit Ralsonniren über Welthändel und Sitten der Zeit abgeben sollte.

Das thaten sie nun treulich; vom Geist der Sitten ward nichts gesagt, hie und da nur mit Zittern und Zagen darüber ein verstohlner Wink gegeben.

Die Nachwelt hörte dies und erstaunte. Sie nahm wahr, daß durch solche List alle bösen Handlungen der Menschen begraben, daß für sie alles in Ungewißheit und Nacht gehüllet werden sollte, damit sie ja Gottlosigkeiten für heilige Sitten, Grausamkeit für Gerechtigkeitsliebe, Thorheit für sinnreichen Witz annehmen müßte.

Also bat sie einige rechtschaffene Männer zu sich und flehete sie ängstlich an, sie möchten sich ihrer erbarmen, und ihr mit männlicher Wahrheit und edler Freiheit unverfälschte, nicht trügliche Waare zukommen lassen. Der Haß, sagte sie, den Ihr darüber leidet, dauert nicht lange; mit Einem Zeitalter ist er vorüber. Verwischt und vergessen sind sodann alle die nichtigen Umstände um euch her; indeß euer lobwürdiges Unternehmen, eure schöne Kunst, Angenehmes und Nützliches zu verbinden, ans Licht tritt, und die ganze Nachwelt euch mit dem gebührenden Preise ehret.“