Die Melanchthonsbirnen zu Pegau

Textdaten
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Autor: Johann Georg Theodor Grässe
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Titel: Die Melanchthonsbirnen zu Pegau
Untertitel:
aus: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. S. 401-402
Herausgeber:
Auflage: Zweite verbesserte und vermehrte Auflage
Entstehungsdatum:
Erscheinungsdatum: 1874
Verlag: Schönfeld
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Erscheinungsort:
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Originaltitel:
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Originalherkunft:
Quelle: Google-USA* und Commons
Kurzbeschreibung:
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[401]
462) Die Melanchthonsbirnen zu Pegau.
Bechstein a. a. O. S. 512 sq.

Im Superintendenturgarten zu Pegau steht ein Birnbaum, dessen Früchte von ganz besonderem Wohlgeschmack sind und Melanchthonsbirnen genannt werden, und hat es damit folgende Bewandtniß, wie sie ein Zeitgenosse M. Andreas Göch, Superintendent daselbst, mit eigener Hand niedergeschrieben. Diese Birnart war ursprünglich in Zessen (Zöschen) zwischen Leipzig und Merseburg, wo. M. Göch Pfarrer war, zu Hause, und hieß alldort die Rewotzer (Rewitzer) Birne. Der M. Göch, ein eifriger Obstzüchter, wurde später Superintendent zu Pegau und ließ sich von Zessen Pfropfreiser bringen, um in Pegau ebenfalls diese Birnen zu ziehen. [402] Sie waren sonderlich schöner Art, auf der einen Seite roth, auf der andern gelbgesprenkelt, saftig und überaus wohlschmeckend, der Pfalzgräfinbirne ähnlich. Da nun zu einer Zeit Herr Philippus Melanchthon vom Kurfürsten August zu Sachsen zu ihm zu reisen aufgefordert ward, so führte ersteren sein Weg über Zessen und er vergnügte sich, den dortigen Pfarrherrn zu besuchen. Dieser fühlte sich durch solchen Besuch hochgeehrt und wartete dem berühmten Manne auch mit seinen trefflichen Birnen auf. Philippus fand diese Birnen so ausgezeichnet, daß er nahe an ein Schock sich schenken ließ und sie dem Kurfürsten und seiner Gemahlin mitbrachte, wo sie auch deren hoher Gast, der Kurfürst von Brandenburg, zu versuchen bekam. Bei dieser Gelegenheit empfahl nun Melanchthon seinem gnädigen Herrn auch den fleißigen Pfarrherrn zu Zessen, welche Empfehlung einen so trefflichen Erfolg hatte, daß der Kurfürst denselben nicht nur mit stattlicher Begnadigung bedachte, sondern auch seine Kinder in den Fürstenschulen mit Stipendien unterstützte. Dies trug M. Göch dankbar in ein Buch ein und richtete an seine Nachfolger die Bitte, des hart am Hause stehenden Melanchthonbaumes – denn so hatte ihn der Pomolog von 1560 genannt – zu schonen, ihn zu warten und seine Art nicht ausgehen zu lassen – welches auch treulich befolgt worden ist.